(Maggy)
Zwei Wochen vergingen, in denen ich kaum etwas von Lio hörte. Kurz nach Neujahr fuhren David und er nach Oakland, um dringende Angelegenheiten zu klären - so schrieb er es mir in einer Nachricht und auch wenn ich seine Stimme nicht hören konnte, spürte ich dass das nichts Gutes bedeuten würde...
Ich lernte für die Uni, ging arbeiten und verbrachte Zeit mit meinen Freundinnen, bis ich eine seltsame Nachricht von Lio erhielt. Ich sollte meine wichtigsten Sachen zusammen packen und er würde mich in einer Stunde abholen. Unter anderen Umständen hätte ich vielleicht darüber nachgedacht, ob er mich mit einem Urlaub überraschen würde.
Mein Magen zog sich zusammen, als meine Augen die seine trafen. Er sah mich nervös durch seine müden Augen an und roch nach Zigaretten. Er küsste mich abgehetzt auf die Lippen, schmiss meine Tasche in den Kofferraum und ich bemühte mich, schnellstmöglich in den Wagen zu steigen.
Auf dem Weg sprachen wir nicht. Lio, weil er vermutlich nicht wusste, was er sagen sollte und ich, weil ich Angst vor dem hatte, was er mir sagen musste.
Wir kamen bei dem Haus seines Vaters an, vor dem bereits einige andere Autos standen, darunter auch das von Pepe. Anna öffnete uns die Tür und dann ging alles so schnell, dass ich selbst nicht mehr wusste, wie wir in das Büro seines Vaters gekommen waren.
Aus den Gesprächen, die sie führten, vernahm ich dass jemand die Familie bedrohte. Es war jemand, mit dem Lios Onkel einmal Geschäfte gemacht hatte und der nun einen Fuß in Seattle fassen wollte. Als die Familie nicht darauf einging, wurden sehr präzise Drohungen ausgesprochen - und auch mein Name war gefallen.
Sie wussten nicht, wie er so viele Informationen über einzelne Personen und über das Unternemen haben konnte, doch sie wussten, dass die Situation ernst war.
Ben sprach zu jedem, außer zu mir.
Wenige Minuten später hat jeder eine Aufgabe, die er zu erfüllen hat - nur ich nicht. Überfordert bleibe ich sitzen und überlege krampfhaft, was ich tun soll, wie ich mich fühlen soll und was das eigentlich für mich bedeutet. Lio hockt sich direkt vor mich und nimmt meine Hand. Er küsst meinen Handrücken und schaut mir liebevoll in die Augen. "Es tut mir Leid, dass du wegen mir in Gefahr bist", sagt er. Ich streiche ihm durch sein Haar und schüttle den Kopf. "Was kann ich tun?", flüstere ich.
"Ich weiß, ich verlange viel von dir, aber versprich mir etwas", beginnt er. "Egal, welche Anweisung ich dir in den nächsten Tagen gebe. Du diskutierst nicht darüber und befolgst sie, okay?" Ich sollte ohne zu wissen, was hinter diesen Anweisungen steckt, ein Versprechen geben. "Nur wenn du mit mir darüber sprichst, was hier passiert." Er nickt. "Versprochen", sage ich. "Gut" Dann küsst er mich und steht wieder auf. "Hilf Anna dabei, das Gästezimmer vorzubereiten. Wir sind im Büro und trommeln alle zusammen"
Anna holt gerade frisches Bettzeug aus dem Schrank, als ich das Gästezimmer betrete. "Hey", sage ich und sie dreht sich zu mir um. "Maggy, hey", sagt sie so freundlich wie immer. "Kann ich dir irgendwie helfen?", frage ich und sie drückt mir die Bezüge für die Kissen in die Hand.
"Hast du eine Vorstellung davon, was nun auf uns zukommt?", frage ich. "Leider ja", seufzt sie. "Wenn es heißt, dass wir in Gefahr sind, dann sind wir in Gefahr", sagt sie mit Nachdruck. "Sie werden alles dafür tun, um uns und Marias Erbe zu beschützen." Sie sagt das in einem so besorgten Ton, dass ich gar nicht wissen möchte, was *alles* bedeutet. "Ich bin froh, dass du da bist", sagt sie und streicht mir über den Arm. "Sie passen zwar auf uns auf, aber wir müssen auch auf sie aufpassen" "Inwiefern müssen wir auf sie aufpassen?" "Wenn sie erstmal in diese Muster fallen, müssen wir darauf achten, dass sie sich nicht selbst verlieren"
Anna stellt die Heizung an, räumt das alte Bettzeug weg, während ich den Staub von den Möbeln wische und frische Handtücher hinlege. Ich komme mir vor, als würde ich in einem Hotel arbeiten. "So", sagt sie und klatscht sich in die Hände. "Das wäre erledigt."
Wir gehen zurück ins Wohnzimmer und Anna stellt sich sofort in die Küche. Fragend sehe ich sie an. "Wir sollten Essen kochen... ich schaue mal, was wir da haben" Sie öffnet jeden Schrank und inspiziert den Inhalt. Ich hingegen stehe einfach da. "Ich weiß, es fühlt sich gerade etwas... altmodisch an, aber das ist das, was wir gerade tun können"
Pepe bezieht sein Gästezimmer, Ben verlässt das Haus und David und Lio betreten die Küche. Lio legt seine Hand auf meine Taille und zieht mich zu sich. Ich schaue zu ihm hoch, als er mich fragt, ob alles in Ordnung ist. "Ich bin überfordert", flüstere ich und plötzlich sammeln sich Tränen in meinen Augen. "Komm mit", sagt er und führt mich in leere Büro. Er schließt die Tür hinter sich und nimmt mich in den Arm. Ich kann es nicht mehr verhindern, die Tränen laufen mir über die Wangen.
Lio hält mich fest, küsst mich immer wieder auf die Stirn. Seine Wärme und seine Atmung beruhigen mich. Ich würde ihn am liebsten gar nicht mehr loslassen, dabei wird er vermutlich in den nächsten Tagen so viel unterwegs sein. Und was, wenn ihm dabei etwas passiert? Ich versuche mich zu beruhigen und als keine Tränen mehr fließen, schaue ich zu ihm hoch. "Tut mir Leid, das war gerade alles zu viel für mich", gestehe ich. "Ich weiß", sagt er sanft. "Ich habe leider keine andere Wahl, als dich ins kalte Wasser zu schmeißen. Anna weiß genau, was ihr tun könnt, halte dich einfach an sie" Ich nicke. "In den nächsten Tagen werden wir versuchen, die Stadt abzuriegeln, dass keiner dieser Typen hier reinkommt", erklärt er. "Wir werden das Gespräch suchen und schauen, ob man sich einigen kann. Dann ist in ein paar Tagen alles wieder vorbei, okay?"
"Und wenn sie sich nicht einigen wollen?", frage ich. Sein Kiefer spannt sich an. Eigentlich will er mir diese Frage nicht beantworten. "Darüber reden wir dann"
Lio erklärt mir weiter, dass wir in den nächsten Tagen hier wohnen würden. Sollten Anna und ich irgendwo hin müssen, sollten wir Bescheid geben und uns würde jemand begleiten. "Musst du in der nächsten Zeit in die Uni?", fragt er und ich schüttle den Kopf. "Gut", antwortet er knapp. "Melde dich bei der Arbeit krank, ja?" Die Arbeit.. das hatte ich total vergessen. "Ich werde dir den Ausfall zahlen", fügt er an. "Nein, danke", lehne ich ab und er schmunzelt. "Magdalena, willst du darüber nun ernsthaft mit mir diskutieren?", fragt er amüsiert. "Ich will nicht, dass du das zahlst" Ich würde schon einen Weg finden. Er zieht mich wieder näher zu sich, legt mir seine Hand in den Nacken und seine Lippen nähern sich meinem Ohr. "Manchmal würde ich dir diese Sturheit gerne austreiben"
Es fühlte sich an, als hätte ich plötzlich vergessen zu atmen.
"Ich gebe dir das Geld, dass du durch mich nicht verdienen konntest, verstanden?" Unfähig, ein Wort herauszubringen, nicke ich. "Es geht doch", flüstert er zufrieden und entfernt sich wieder von meinem Ohr. Er schaut mich mit seinen leuchtenden Augen an. Ich bin dieser Spannung zwischen uns hörig und das weiß er genau. Er liebt es, das zu beobachten und damit zu spielen.
Die Tür zum Büro geht auf und reißt uns aus unseren Gedanken. "Lio, wir müssen gleich los", sagt Pepe und Lio nickt. Er streicht mir über den Arm und dreht mein Kinn in seine Richtung. "Alles wird gut, okay?" "Ja", flüstere ich. Wir küssen uns und verlassen das Büro. Ich laufe nach links in die Küche, er nach rechts zur Haustür.
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Lio - Trust my Destiny / Abgeschlossen
Fanfiction1. Teil: Trust Me, I am a Bad Boy. Diese Geschichte kann auch unabhängig von der ersten gelesen werden. Trotzdem empfehle ich, die erste vorher zu lesen, damit euch die Namen und einige Ereignisse bekannt vorkommen :-) Ben Ramirez, ehemaliges Clan...