It was like shooting a sitting duck
A little smalltalk, a smile and baby I was stuck
I still don't know what you've done with me
A grown-up woman should never fall so easily
[Abba - Lay all your love on me]
Schnell waren die Gläser geleert und Sergio meinte: „Ich hole Nachschub!" Doch bevor der Spanier sich von seinem Platz erheben konnte, hatte ihm Guti eine Hand auf die Schulter gelegt. Der Blonde sah seinen Freund eindringlich an. „Bist du heute echt in solch einer Trinklaune oder gibt's da noch einen anderen Grund?" Er grinste wissend, doch Sergio setzte seine Unschuldsmiene auf. „Ich weiss gar nicht, was du meinst! Sonst habt ihr auch nie was dagegen, wenn jemand für Getränkenachschub sorgt!", verteidigte er sich. Abwehrend hob Guti schliesslich seine Hände. „Hey, schon okay. Kein Grund, dich jetzt aufzuregen, Serg!" Doch dieser winkte ab. „Schon gut. Also, wer will jetzt noch was zu trinken?" Fragend sah er in die Runde und alle hoben die Hand. Genau wie er erwartet hatte. Erst rummeckern und mit doofen Sprüchen um sich werfen und dann doch kleinlaut beigeben. Er stand kopfschüttelnd, aber mit einem Grinsen auf den Lippen auf und bahnte sich ein weiteres Mal seinen Weg bis zur Bar.
Magdalena sah ihn schon von Weitem. Da gerade ein bisschen Ruhe herrschte an der Bar, war sie damit beschäftigt, Gläser abzutrocknen. Dabei liess sie ihren Blick immer mal wieder über die anwesenden Gäste gleiten, amüsierte sich über die jungen Männer, die nicht tanzen konnten, meistens aber total davon überzeugt waren, es doch zu können. Hier und da sah sie knutschende Paare und dabei versetzte es ihr immer einen leichten Stich in die Brust. Wie gerne wäre sie wieder mal verliebt und hätte einen Freund. Doch seit sie aus Cádiz weg war, hatte sich nichts mehr getan in ihrem Liebesleben.
Und nun war also Sergio wieder in ihr Blickfeld getreten. Er steuerte direkt auf die Bar zu und einen Moment lang überlegte Magdalena, ob sie ihn noch einmal bedienen sollte oder nicht. Er verwirrte sie, sie hatte Angst, ihre Arbeit nicht mehr seriös machen zu können, wenn er in ihrer Nähe war. Sie wusste selbst nicht, was es war, was ihn für sie anziehend machte. Denn es gab wahrlich auch besser aussehende Männer hier. Und doch...Sergio Ramos hatte etwas, das sie nicht kalt liess.
So war es beinahe klar gewesen, dass sie sich ihm zuwandte, als er schliesslich an der Bar stand und sie breit angrinste. „Na, schon wieder da? Du und deine Freunde scheinen mir ja abgehärtete Trinker zu sein", neckte sie und zwinkerte. Sergio zuckte mit den Schultern und grinste frech. „Ach, das ist noch gar nichts. Kann ich bitte vier Bier haben?" Magdalena nickte und machte sich gleich an die Arbeit. Währenddessen beobachtete Sergio sie. Auf gewisse Weise faszinierte sie ihn und er konnte sich einfach nicht erklären, weshalb. Im Grunde war sie gar nicht sein Typ. Er stand auf glamouröse Frauen, die meistens selbst im Rampenlicht standen als Model oder Moderatorin. Und nicht auf Barkeeperinnen. Er seufzte leise. Da hatte er einfach nur mit seinen Freunden ausgehen wollen und jetzt das! Er lernte eine junge Frau kennen, die er vorher noch niemals zuvor gesehen hatte - was auch nicht sonderlich schwer war in einer solch grossen Stadt wie Madrid - und musste feststellen, dass er sie mochte, obwohl er sie kaum kannte. So was war ihm noch nie passiert. Und auf gewisse Weise beängstigte ihn diese Tatsache auch ein wenig.
Mit einem breiten Lächeln auf den Lippen stellte Magdalena wenig später die vier Bier auf den Tresen und verlangte von Sergio das Geld dafür. Er reichte es ihr, während er fieberhaft überlegte, wie er Magdalena in ein Gespräch verwickeln konnte. „Sag mal...arbeitest du hier eigentlich jeden Abend? Oder hast du auch ab und zu mal frei?", startete er einen Versuch. Magdalena musterte den jungen Mann und schluckte leer. Er flirtete mit ihr, da war sie sich sicher. Und es war schon eine ganze Weile her, dass jemand mit ihr geflirtet und sie interessant gefunden hatte. Jetzt war sie doch ein bisschen hilflos, aber sie riss sich zusammen, setzte wieder ein Lächeln auf und meinte: „Nun ja, ich...arbeite momentan ziemlich viel, weisst du? Aber...vielleicht kann ich mal was einrichten." Sergio strahlte von einem Ohr zum anderen. Womöglich hatte sie angebissen. Vielleicht würde er sich tatsächlich auch mal ausserhalb dieses Clubs mit ihr treffen können. „Okay, ich werde deine Worte nicht vergessen, Süsse!" Er zwinkerte ihr zu, schnappte sich die vier Biergläser und machte sich erneut auf den Weg zu seinen Freunden.
Etwas verdutzt sah Magdalena ihm hinterher. Süsse? Hatte er sie gerade eben Süsse genannt? Vielleicht war auch die Musik zu laut gewesen und sie hatte es falsch verstanden. Und doch klopfte ihr Herz mit einem Mal um einige Takte schneller. Konnte es wirklich so einfach sein? Ein paar Tage im Low Club arbeiten und schon kam einer der bekanntesten spanischen Sportler und begann mit ihr zu flirten. So viel Glück konnte Magdalena kaum glauben. Aber sie hatte nichts dagegen.
Lächelnd machte sie sich weiterhin daran, die Gäste zu bedienen und Drinks zu mixen. Sie machte das hier mit Elan und Freude, es war der perfekte Job für die junge Spanierin.
* * * * * * * *
Im Verlaufe des späten Abends begegnete Magdalena Sergio Ramos noch einige Male. Immer wieder bestellte er irgendwelche Drinks für sich und seine Freunde. Und mit jedem Mal, als er an der Bar stand und sie schief angrinste, merkte sie, dass auch bei ihm der Alkohol nicht spurlos vorüberging. Seine Augen wurden immer glasiger und glänzender, ab und zu hatte er bereits einige Schwierigkeiten mit der Aussprache. Aber Magdalena hatte sich mittlerweile auch schon daran gewöhnt. Immerhin war Sergio nicht der einzige, der hier zu viel trank und schlussendlich nur noch lallend seinen Getränkewunsch nennen konnte. „Ich möschte ein' Ssex on the beeach", bestellte Sergio und Magdalena biss sich auf die Lippen um nicht loszulachen. Auf gewisse Weise war er niedlich, wenn er betrunken war. „Glaubst du denn, dass du den noch verträgst?", fragte sie ihn und er zuckte ein wenig unkontrolliert mit den Schultern. „Natüüürlisch, mein Schhhassss", grinste er belämmert. Okay, jetzt hatte er sie schon ‚Schatz' genannt. Und das am ersten Abend, wo sie sich kennengelernt hatten! Nun, Sergio war betrunken, das war Magdalena durchaus bewusst. Und dass er ein Weiberheld war, das wusste sie auch. Sie war schliesslich nicht blöd und las regelmässig die Zeitung oder irgendwelche Zeitschriften. Und tat man das in Spanien, dann kam man gar nicht um Sergio Ramos herum.
„Okay, aber ich hoffe mal für dich, dass dich deine Freunde dann nach Hause fahren und du nicht noch durch die halbe Stadt stolperst", meinte sie trocken und er zog eine Augenbraue in die Höhe. „Bisss du schlech' gelaunt?", wollte er wissen und versuchte mühsam, ein ernstes Gesicht zu machen. Was ihm allerdings nicht wirklich gelang und eher in einer Grimasse endete. Nun lächelte Magdalena wieder. „Nein, natürlich nicht." Mit diesen Worten stellte sie ihm seinen Sex on the beach vor die Nase und er bezahlte. Doch er schien keine Anstalten zu machen, zu seinen Freunden zurückzugehen. Magdalena machte dies allerdings nichts aus. Auch wenn Sergio betrunken war, mochte sie seine Gesellschaft noch. Weil er anscheinend keiner dieser Männer war, die aggressiv wurden, wenn sie getrunken hatten. Da gerade nur wenige Leute an der Bar standen, beschloss sie, sich ein wenig mit ihm zu unterhalten. Auch wenn sie wohl kaum ein Wort verstehen würde, so wie Sergio momentan rumnuschelte. „Sag mal, dürft ihr eigentlich so viel Alkohol trinken während der Saison?", kam sie dann doch nicht umhin, ihn grinsend zu fragen. Stirnrunzelnd sah Sergio sie an und sagte er einmal kein Wort. „Ich...keiiiine Ahnung! Aber...is doch völli' egal", winkte er dann gleichgültig ab und trank einen tiefen Schluck seines Sex on the beach. „Na, wenn du meinst...man wird ansonsten sowieso wieder was zu lesen kriegen, wenn du dich daneben benommen hast", grinste sie dann. Sergio hielt inne. Er war zwar betrunken, aber noch nicht völlig blöd. „Du liest...diese...Dinge...über miiich?", fragte er ungläubig, woraufhin Magdalena nickte. „Klar. Nenn mir einen Madridista, der das nicht tut", konterte sie. Sergio stiess einen tiefen Seufzer aus und senkte den Blick dann in sein Glas. Er sagte einen Moment lang nichts mehr. Und genau in dem Moment, als er den Mund wieder aufgemacht hatte, um etwas zu sagen, tauchte mit einem Mal ein blonder Mann neben ihm auf und legte ihm einen Arm um die Schulter. „Alter, wo bleibst du denn? Wir dachten schon, du wärst hier eingepennt!", lachte er und Sergio sah ihn mit einem gequälten Lächeln an. „Guti, ich...unterhalte miiich mit...mit dieser Sönheit!", lallte er. Guti nickte. „Klar, das ist uns nicht entgangen. Aber...sag mal, hast du nur für dich bestellt?", fragte er dann mit einem Blick auf Sergios Drink. „Kann sein", gab er knapp zu und trank einen erneuten Schluck. Guti seufzte und wandte sich dann an Magdalena, die immer noch dastand und ziemlich amüsiert die ganze Szene zwischen Sergio und seinem Freund beobachtet hatte. „Könnte ich noch drei Bier haben, bitte?" Die junge Spanierin nickte und machte sich gleich daran, die Getränke zu machen, während Guti anscheinend weiterhin auf Sergio einredete. Doch dies konnte Magdalena nicht mehr hören, die Musik war dann doch zu laut und die Männer zu weit weg.
„Hier, bitte", lächelte sie wenig später und kassierte das Geld von Guti ein. Dieser bedankte sich und zog dann Sergio mit sich.
„Bisss ssspäter", nuschelte er Magdalena noch zu, dann war er auch schon wieder zusammen mit Guti in der tanzenden Menge verschwunden.

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Bad Romance
Hayran KurguAls Magdalena Santiago auf Sergio Ramos trifft, beginnt eine leidenschaftliche Liebe. Doch die beiden sind grundverschieden, was häufig zu Streit führt. Und obwohl sie sich immer wieder versöhnen, gelangen sie irgendwann an den Punkt, wo sie festste...