In your heart, you know what you must do

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In your heart, you know what you must do

You've only got yourself to answer to

Don't let fear of fallen hold you down

Your spirit's flying high above the clouds

You're glory bound

[John Gregory - Ride of your life]



Verdammt, warum ist die Stadt nur so gross?, fragte sich eine junge, dunkelhaarige Frau, während sie einen weiteren Blick auf ihren Stadtplan warf. Schon seit einigen Stunden irrte sie nun durch Madrid, auf der Suche nach ihrer neuen Wohnung. Einem Apartment im Herzen der Hauptstadt Spaniens. Oder besser gesagt, in der Nähe der Plaza Mayor, dem wohl belebtesten und beliebtesten Platz von Madrid.

So hatte Magdalena das auch gewollt. Allerdings nervte sie sich mittlerweile darüber, weil sie bemerkt hatte, dass sie anscheinend nicht in der Lage war, ihr neues Zuhause zu finden.

Seufzend liess sich die junge Frau auf die nächstbeste Bank mitten im Trubel der Plaza Mayor fallen und sah sich um. Hier wimmelte es tatsächlich nur so von Menschen und laut war es auch. Genau das, was Magdalena gewollt hatte, weg aus Cádiz, weg von ihren Eltern und Geschwistern und ins laute Madrid ziehen.

Doch jetzt wollte die 20-Jährige nichts lieber als ihr Apartment finden. Schliesslich waren alle ihre Habseligkeiten bereits vor Tagen hier eingetroffen und warteten nur darauf, von Magdalena ausgepackt zu werden. Sogar alle Möbel waren schon da. Die Spanierin hatte keine Zeit gehabt, vorher mal herzukommen um alles einzurichten und hatte den Umzugsmännern in Auftrag gegeben, die Wohnung einfach mal einzurichten. Wenn es ihr nicht gefiel, konnte sie immer noch ein wenig umstellen. Doch dazu musste Magdalena erst einmal ihre Wohnung finden.


„Ich geb's auf", murmelte sie, nachdem sie einige Minuten auf der Bank sitzend verbracht hatte, schnappte sich ihre Umhängetasche und den Stadtplan und schritt dann zielstrebig auf eine ihr entgegenkommende Person zu. Es war eine ältere Dame. „Verzeihen Sie, aber können Sie mir sagen, wo die Calle de Imperial ist?", fragte Magdalena freundlich und die Dame lächelte. „Natürlich. Diese Strasse liegt direkt hinter Ihnen, mein Kind." Verwundert drehte sich die 20-Jährige um und seufzte leise. Das war mal wieder typisch. Sie wusste mittlerweile, dass ihr Orientierungssinn manchmal zu wünschen übrig liess, doch jetzt war es ihr doch ziemlich peinlich. „Oh", sagte sie, drehte sich wieder der alten Frau zu, welche immer noch dastand und lächelte. „Also, ich...das tut mir leid, ich habe die Strasse wohl einfach übersehen", nuschelte Magdalena. „Das macht doch nichts, Kindchen. Einen schönen Tag noch." Mit diesen Worten setzte sich die Frau wieder in Bewegung und Magdalena betrat endlich die Strasse, in der sich ihr Apartment befand.


Nur eine Stunde später stand die junge Spanierin auch schon in ihrer neuen Wohnung und sah sich um. Zu ihrem Erstaunen hatten die Umzugsmänner beim einrichten ziemlich ihren Geschmack getroffen. Im Wohnzimmer stand der Fernseher gegenüber der Couch und zwar so, dass die Sonne, welche nachmittags direkt durch die Fensterfront schien, sich nicht im Fernseher reflektierte und man so trotzdem noch etwas sah, wenn die Sonne Mittags am höchsten am Himmel stand.


Die Küche war angenehm hell, das Badezimmer gross genug und das Schlafzimmer war ebenfalls perfekt eingerichtet. Im Flur standen vier grosse Koffer. Magdalenas ganzer Kram befand sich darin. Nun war es an der Zeit, dass sie ihre Sachen auspackte. Immerhin konnte sie jetzt nicht tagelang auf der faulen Haut liegen. Ausserdem brauchte sie einen Job. Die 20-Jährige beschloss, während sie im Schlafzimmer ihre Klamotten im Schrank verstaute, bereits am nächsten Tag mit der Suche eines Jobs zu beginnen. Immerhin musste sie für dieses Apartment Miete bezahlen und Geld hatte sie vielleicht knapp für zwei Monatsmieten.


~


Es war bereits acht Uhr abends, als Magdalena endlich fertig war damit, ihre Sachen in den Schränken zu verstauen und den letzten Rest ihrer Wohnung einzurichten.

Erschöpft liess sie sich rücklings aufs grosse Bett fallen und schloss für einen Moment die Augen.

Sie hatte es geschafft. Sie war endlich in der Hauptstadt Spaniens angekommen. Weit weg von Càdiz, weg von ihren Eltern und ihren Geschwistern. Genauso wie sie es immer gewollt hatte.

Denn wer war schon gern das Kind, welches die Eltern immer wieder enttäuschte, während der Bruder und die Schwester in den Himmel gelobt wurden bei allem was sie taten? Magdalena jedenfalls hatte diese Tatsache noch nie prickelnd gefunden und hatte sich darüber schon immer aufgeregt. Mit jedem Jahr, das sie älter geworden war, wuchs auch der Wunsch in ihr, wegzuziehen. Weg aus Càdiz und weg von ihrer Familie, die sie immer nur kritisierte. Nun war ihr das endlich gelungen. Hier in Madrid konnte sie ein neues Leben beginnen. Hier konnte sie zeigen, was sie konnte, was sie wert war. Und sie wusste, sie war eine Menge wert.

„Hier bringen mich keine zehn Pferde mehr weg", sagte sie leise, aber lächelnd zu sich selbst. Sie brauchte Mut und Entschlossenheit. Immerhin war das hier ihr erster Tag in der spanischen Hauptstadt und sie wusste, dass es womöglich nicht leicht sein würde, hier Arbeit zu finden. Aber sie durfte nur niemals aufgeben. Es würde ihr gelingen. Denn um nichts auf der Welt wollte sie zurück in ihre Heimatstadt. Was würden ihre Eltern sagen? Ihr Bruder Miguel und ihre Schwester Antonia? Natürlich wäre Magdalena in ihren Augen dann wieder die Versagerin in der Familie, weil es ihr nicht gelungen war, in Madrid Fuss zu fassen. Nein, daran wollte sich jetzt nicht einmal denken. Sie würde das hier schaffen.


Nur wenig später sass Magdalena mit einer Tasse Kaffee und der Zeitung am Küchentisch und blätterte von einer Seite auf die nächste. Sie war bereits auf der Suche nach einem Job. Die junge Frau wollte keine Zeit verlieren. Je früher sie wieder arbeiten konnte, desto besser.


Und es gab tatsächlich eine ganze Menge Anzeigen, doch keine interessierte sie wirklich. Sie hatte keine Lust auf Kellnerinnen-Jobs. In einer Bar, ja. Aber nicht in einem Restaurant, das war für sie schon mal sonnenklar. Und Babysitting kam für Magdalena ebenfalls nicht in Frage.

Mit einem frustrierten Seufzer schlug sie schliesslich auch die letzte Seite der Zeitung um und liess die Arme auf die Tischplatte sinken. Nichts. Absolut nichts Brauchbares hatte sie hier gefunden. Wie sollte sie so zu einem Job kommen?

Einen Moment lang starrte die junge Spanierin auf einen Punkt auf dem Tisch, bevor sie leicht den Kopf schüttelte und aufstand. Es hatte keinen Sinn, hier rumzusitzen und sich den Kopf über die Zukunft zu zerbrechen.

„Ich werde morgen einfach rausgehen und mir so einen Job suchen", sagte sie bestimmt und trat dabei mit ihrer noch immer Kaffee beinhaltenden Tasse auf den Balkon. Zum ersten Mal seit sie hier war, stand sie nun da und liess ihren Blick über die Stadt schweifen.

Die Wohnung im fünften Stock war eine gute Wahl gewesen. So hatte sie nicht das Gefühl, von den umliegenden Gebäuden erdrückt zu werden. Magdalena konnte über einige Hausdächer sehen, sie sah sogar einen kleinen Teil des Fussballstadions. Ein Lächeln schlich sich auf die Lippen der Dunkelhaarigen. Ja, Madrid war toll. Vor allem jetzt, wo langsam die Sonne am Horizont unterging und die Umgebung in goldgelbes Licht tauchte.

Bad RomanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt