There's no pleasure without pain

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There's no pleasure without pain

There's no love without hate

Everything you give comes right back to you

[Alex Band - Please]


Der nächste Tag brach an, doch Magdalena konnte sich nicht dazu aufraffen, das Bett zu verlassen. Sie hatte drei Tage freigenommen nach dem ganzen Desaster mit Sergio und Pedro und hoffte nun darauf, dass sich – wenn sie nur lange genug in ihrem Bett bleiben würde – alles wieder einrenkte. Auch wenn sie tief in ihrem Innern genau wusste, wie unmöglich das war. Nichts würde sich ohne ihr Tun wieder einrenken. Und so besann sie sich doch gegen Mittag, endlich aufzustehen. Sie nahm sich vor, nicht nur rumzugammeln, sondern Sergio anzurufen und ihn um ein Gespräch zu bitten. Allerdings war das leichter gesagt als getan. Sie hatte Angst davor, ihren Freund anzurufen. War er überhaupt noch ihr Freund? Oder war ihre Beziehung mittlerweile zu Ende? Nicht einmal das wusste die junge Frau und es zerrte an ihren Nerven, nicht den Mut zu finden, Sergio anzurufen. Stattdessen trank sie bis in den Nachmittag hinein Kaffee, zappte sich durch sämtliche Fernsehprogramme und starrte immer wieder auf ihr Handy, obwohl sie genau wusste, dass sie nicht anrufen würde. Sie traute sich einfach nicht. Und dafür hätte sie sich am liebsten geohrfeigt.

Als irgendwann nachmittags ihr Handy plötzlich klingelte, zuckte Magdalena erschrocken zusammen. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass sie jemand anrief. Leonor hatte sie deutlich gemacht, dass sie selbst anrufen würde, sollte sie Redebedarf haben. Jetzt jedoch klingelte das Mobiltelefon wie verrückt und als Magdalena einen Blick darauf warf, setzte ihr Herz für einen Moment aus. Sergio rief sie an. Kurz rang sie mit sich, ranzugehen. Doch schliesslich tat sie es doch. Denn Sergio hatte ihr jetzt immerhin die Entscheidung, ob sie anrufen sollte oder nicht, abgenommen. Und ausserdem wollte sie hören, was er zu sagen hatte.

„Hey", meldete sie sich also. „Hey." Einen Moment lang herrschte Schweigen, bevor Sergio die richtigen Worte gefunden hatte. „Können wir uns treffen? Ich würde gerne reden", fiel seine knappe Forderung aus, woraufhin Magdalena unwillkürlich ein Stein vom Herzen fiel. „K-klar", stammelte sie anfangs. „Wo willst du mich treffen?"

„Komm einfach zu mir." Sergio verabschiedete sich wieder und etwas überrumpelt legte Magdalena auf. Sergio wollte mit ihr reden. Vielleicht war er ja bereit dazu, ihr zu verzeihen und alles würde wieder gut werden!

Mit dieser Hoffnung in sich zog sich die Spanierin rasch an und machte sich so schnell sie konnte auf den Weg zu Sergio.

Dieser tigerte unterdessen erneut bei sich zu Hause durchs Wohnzimmer während er auf Magdalena wartete. Er hatte versucht, nochmal über alles zu schlafen, doch Schlaf hatte er in der letzten Nacht nur sehr wenig bekommen. Zu viele Gedanken waren ihm durch den Kopf gerast, zu unruhig war die Nacht für ihn gewesen. Also hatte er nur ein wenig gedöst und dann beschlossen, Magdalena anzurufen und mit ihr zu reden. Ob dies die richtige Entscheidung gewesen war, dessen war er sich mittlerweile auch nicht mehr so sicher. Darüber konnte der junge Spanier sich allerdings nicht mehr allzu viele Gedanken machen. Denn es klingelte an der Tür und er wusste, das war seine Freundin.

Nervös stand Magdalena vor der Tür und wartete darauf, dass Sergio ihr öffnete. Als er dies endlich tat, lächelte sie freundlich, doch Sergio erwiderte dieses Lächeln nicht. Stattdessen schwieg er und liess sie einfach rein. Im Flur standen sie sich einen Moment lang stumm gegenüber, während sie ihren rasenden Herzen lauschten und hofften, der jeweils andere würde es nicht hören.

Sergio atmete irgendwann hörbar ein und wieder aus, bevor er endlich das Wort ergriff. „Kannst du...mir erklären, was das sollte? Weil...ich versteh's...echt nicht." Seine Stimme klang kalt, abweisend und ihr völlig fremd, so dass sie nichts gegen den Stich, der sich tief in ihr Herz bohrte, hätte tun können. Magdalena schluckte schwer, versuchte die nun aufkommenden Tränen runterzuschlucken und Sergio auf seine Frage zu antworten.

„Sergio, ich...also...es war so...wir hatten Streit und dann...war ich halt in dieser Bar und da war...dieser Kerl. Er war...nett...charmant...er hat...mich eingeladen und dann...es ist einfach passiert! Ich wollte da nicht, das musst du mir glauben! Aber unser Streit hat mich sehr mitgenommen, ich...konnte dir nicht mehr vertrauen. Du...du bist...auch nicht ganz...unschuldig an dem." Die letzten Worte kamen nur geflüstert über ihre Lippen, doch Sergio hatte jedes einzelne Wort verstehen können. „Was willst du-", wollte er ihr sogleich dazwischen reden, doch sie hob die Hand um ihm zu zeigen, dass sie noch nicht fertig war. „Du...du glaubst, du bist...unschuldig an all...dem. Du glaubst, du seist...das Opfer. Das mag...ja womöglich auch...stimmen. A-aber...du bist...nicht ganz unschuldig, Sergio", stammelte sie nun mittlerweile. Die Tränen konnte Magdalena nicht mehr zurückhalten. Sie liefen ihr über die Wangen und sie machte sich nicht die Mühe, sie wegzuwischen. Wozu auch? Es war ihr nicht peinlich, vor Sergio zu weinen. Er sah sie immerhin nicht das erste Mal mit Tränen. Als der Fussballer sie nur ansah, aber nichts sagte, nahm Magdalena all ihren Mut zusammen und flüsterte: „Bitte verzeih mir. Ich...ich liebe dich doch."

Noch immer musterte Sergio die junge Frau vor sich. Sie liebte ihn also noch. Er sie auch, soviel stand fest. Und doch wusste er gerade nicht genau, was er tun sollte. Aber wahrscheinlich würde Guti ihm jetzt raten, auf sein Bauchgefühl zu hören. Und nicht auf seinen Verstand. Aber dennoch war er sich nicht sicher. Er glaubte nicht, dass er so tun konnte als wäre nichts gewesen. Denn ihre Untreue war nicht nichts gewesen. Sie war sogar eine ganze Menge gewesen. „Magdi, ich...", begann er, hielt dann allerdings wieder inne, weil er sich nicht sicher war, ob seine Worte richtig sein würden. Allerdings wurde ihm im nächsten Moment klar, dass es hier gerade kein richtig oder falsch gab. Sondern nur die Tatsache, dass er etwas sagen musste. Dass er für sich und sein Leben entscheiden musste, was richtig war. Er atmete einmal tief ein, bevor er noch mal von vorne begann. „Magdi, ich kann...dir nicht mehr vertrauen. Du hast mich hintergangen. Ich weiss, vielleicht hört sich das aus meinem Mund merkwürdig an, aber es ist nun mal so. Du kannst mir doch auch nicht mehr wirklich vertrauen. Das hast du selbst gesagt. Also...was würde eine Beziehung ohne Vertrauen denn bringen? Wir wären nur misstrauisch dem anderen gegenüber und ich kann...mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass das über längere Zeit klappen könnte. Oder was meinst du?"

Nun sah er sie fragend an und sie blickte zurück. Sah ihm in die Augen, wie sie es schon tausend Mal getan hatte. Nur nie mit diesen Gedanken, die sie jetzt in ihrem Kopf hatte.

Denn sowohl Sergio als auch Magdalena wurde mit einem Mal bewusst: Sie waren wie Magnete, die man versuchte mit den entgegengesetzten Seiten aneinander zu drücken – es ging nicht, sie stiessen sich ab. Und egal wie fest man sie gegeneinander pressen wollte, es würde nicht klappen. So sehr sie es auch versuchen würden, sie würden immer wieder voneinander abweichen. Und Magdalena und Sergio wurde klar, dass man so keine Beziehung führen konnte. Sie war schliesslich diejenige, die aussprach, was sie beide dachten: „Sergio, das...ich glaube, das kann...nicht mehr klappen. Oder?" Mit Tränen in den Augen sah sie ihn an und er nickte langsam. Magdalena konnte sehen, dass es auch ihm wehtat, nicht nur ihr. Doch ihnen war bewusst, dass eine Beziehung ohne Vertrauen einfach unmöglich war.

Je länger Magdalena Sergio ansah, desto dringender wurde das Verlangen, zu schluchzen. Ihre Knie waren so weich, dass ihre Beine sie bestimmt nicht mehr lange tragen würden. Deswegen drehte sich die junge Frau nun um und sagte mit tränenerstickter Stimme: „Leb wohl, Sergio. Ich liebe dich." Mit diesen Worten öffnete sie die Tür und verliess seine Wohnung. Ohne sich noch einmal umzudrehen.

Sergio sah ihr nach und auch als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, starrte er auf die geschlossene Haustür. Er spürte, dass sein Herz gebrochen war. Noch nie zuvor hatte er so gefühlt. Aber auch noch nie zuvor war er betrogen worden und noch nie hatte er für eine Frau so viel empfunden wie für Magdalena. Er war sich in diesem Moment nicht sicher, ob er dieses fast unerträgliche Gefühl jemals wieder loswerden würde. Doch er würde es versuchen. Er würde es versuchen und irgendwann bestimmt auch können, denn er wusste, er und Magdalena hatten die richtige Entscheidung getroffen. Was jetzt noch so schmerzhaft war, würde in ein paar Wochen und Monaten verheilt sein. Und wer wusste schon, ob sie irgendwann nicht wieder zueinander finden konnten? Er würde diese junge Frau auf jeden Fall niemals vergessen, denn sie war seine grosse Liebe gewesen, davon war er überzeugt. Und wenn er jemals wieder so etwas wie Vertrauen ihr gegenüber aufbringen konnte, würde er sie um eine zweite Chance bitten. Wenn nicht, dann wusste er jetzt immerhin, dass sie frei waren für ihre wahre Liebe. Egal wann diese kommen würde, egal wer diese auch sein mochte.

ENDE


Bad RomanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt