Mein Ziel

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Ich glaub an dich - so wie du bist

Weil Liebe reine Wahrheit ist.

Ich glaub an Dich - weil ich es will

Bist meine Hoffnung mit Dir mein Ziel

[Yvonne Catterfeld - Ich glaub an dich]


„Was? Du...du...du willst, dass ich mitkomme? Ins Bernabéu? Zu einem...Spiel von Real Madrid?" Ungläubig starrte Leonor ihre Freundin an. Magdalena nickte grinsend. „Ja, ich lade dich ein", wiederholte sie zum gefühlten hundertsten Mal. Doch Leonor schien es immer noch nicht glauben zu können. „Bist du sicher?", hakte sie deswegen noch einmal nach. Magdalena stiess daraufhin einen tiefen Seufzer aus und liess sich in die Kissen ihrer Couch fallen. Zusammen mit ihrer Freundin sass sie bei sich zu Hause und trank Kaffee. Morgen wäre das Spiel Real Madrid gegen den FC Sevilla und Sergio hatte ihr vorgeschlagen, dass sie eine Freundin mitbringen könnte. Weil es auf der Tribüne sonst etwas langweilig geworden wäre, seiner Meinung nach. Natürlich war Magdalena da als erstes Leonor eingefallen und jetzt schien ihre Freundin einfach nicht glauben zu können, dass sie kostenlos ein Spiel der wohl bekanntesten Mannschaft sehen durfte. „Leonor, du kannst mich zum Spiel begleiten, Sergio hat mir zwei Karten gegeben. Und jetzt sag ja oder nein, und ich kann weitersehen, wenn du nicht mit willst", sagte Magdalena schliesslich leicht genervt. Leonor riss die Augen auf. „Ich komme mit! Wage es ja nicht, die Karte wem anders zu geben!", rief sie nun aus und sprang vom Sofa hoch. Magdalena lachte beim Anblick ihrer aufgebrachten, besten Freundin. „Schon gut, schon gut, du kriegst die Karte. Ich will ja eigentlich auch niemand anderes ausser dich mitnehmen", zwinkerte sie dann und erleichtert liess sich Leonor wieder auf die Couch fallen. „Wow. Das ist...wow. Ich meine...wir gehen morgen tatsächlich ins Bernabéu. Mein Gott, ich wohne schon seit Jahren hier und mir ist es nie gelungen, an Karten zu kommen. Und dann kommt eine Andalusierin nach Madrid und schon komm ich ins Stadion." Sie grinste breit, bevor sie Magdalena umarmte. „Danke, dass du mich mitnimmst."

„Ach, das ist doch Ehrensache. Du hast mir ja auch in den Hintern getreten, als es ums erste Date mit Sergio ging", erinnerte sie sich. Die beiden jungen Frauen brachen in Gelächter aus. Voller Vorfreude auf den nächsten Tag und aufs vielversprechende Spiel zweier Mannschaften.

* * *

Es war warm in Madrid. Der Himmel war strahlend blau und nicht eine Wolke war zu sehen. Magdalena war sich sicher, an der prallen Sonne musste es über 30 Grad sein. Und sie war froh, war sie heute nicht diejenige, die auf dem grossen Feld im Santiago-Bernabéu neunzig Minuten lang rennen musste. Ein wenig Mitleid mit Sergio hatte sie, seit sie ihre Wohnung verlassen hatte und nun auf dem Weg zur Plaza Mayor war, um sich dort mit Leonor zu treffen. Den Vormittag hatte die junge Spanierin zu Hause verbracht. Sie hatte noch kurz mit Sergio telefoniert, bevor dieser zur letzten Trainingseinheit vor dem Spiel hatte gehen müssen und schliesslich noch ein wenig im Internet gesurft.

„Hey, hier bin ich!" Wie wild fuchtelte Leonor mit ihren Armen. Sie stand mitten auf der Plaza Mayor, zwischen unzähligen anderen Menschen. Strassenmusiker, Strassenmaler, zwischen lachenden, rennenden Kindern und verliebten Pärchen.

Lächelnd ging Magdalena auf ihre Freundin zu und sie drückten sich zur Begrüssung je ein Küsschen auf jede Wange. „Ich bin so aufgeregt!" grinste Leonor und Magdalena konnte nicht anders, als bei ihren Worten zu lächeln. Die Aufgeregtheit war nicht zu übersehen bei Leonor. Ihre Wangen waren gerötet, ihre Augen leuchteten. Und Madalena freute sich, dass sie ihrer besten Freundin mit dem zweiten Ticket für das Spiel eine solch grosse Freude machen konnte. „Na, dann lass uns zum Stadion fahren!", grinste sie und zog Leonor mit sich Richtung Metrostation.

Nur eine halbe Stunde später stiegen die beiden jungen Frauen wieder aus. Das Stadion ragte gegenüber der anderen Strassenseite in den Himmel empor. Staunend stand Leonor da und starrte das grosse Gebäude an. „Komm jetzt, sonst müssen wir viel zu lange Schlange stehen!", riss Magdalena sie wieder aus ihren Gedanken und sie nickte. Gemeinsam machten sich die beiden auf zum Eingang.

Mit den Tickets in ihren Händen standen sie da und warteten mehr oder wenig geduldig darauf, rein gelassen zu werden. Wobei Leonor ganz hibbelig war und Magdalena sich langsam aber sicher wunderte, dass ihre Freundin noch nicht begonnen hatte, zu hyperventilieren, so aufgeregt wie sie zu sein schien.

Suchend sah sich Magdalena um, als sie einige Minuten später das Innere des Stadions betreten hatten. Sie war in der Tat noch nie hier gewesen. Und von der ganzen Atmosphäre und der Grösse des Baus war sie tief beeindruckt. „Hoffentlich lädt mich Sergio noch öfter ein", murmelte sie, mehr zu sich selbst als zu sonst jemandem. Leonor schien ihre Worte nicht gehört zu haben. Die Barkeeperin hatte das Gefühl, sie müsse zwei Paar Augen haben um sich wirklich alles ansehen zu können hier.

„Unsere Plätze sind hier", riss Magdalena sie schliesslich wieder zurück in die Realität und Leonor blinzelte. Tatsächlich, nahe des Spielfeldrandes lagen die zwei Stühle mit den Nummern, welche sich auch auf den Tickets befanden. „Wow, Sergio hat ja zwei tolle Plätze reserviert", staunte Leonor, als sie sich auf einen der beiden Stühle sinken liess. Breit grinsend nickte Magdalena. Sie war stolz darauf, hier sein zu können. Und dass sie Sergios Freundin war. Beim Gedanken an den jungen Spanier biss sie sich auf die Lippen. Sie hätte ihn vor dem Spiel gerne noch gesehen. Aber sie wusste auch, dass die Spieler nicht mehr abgelenkt werden durften vor einem solchen Spiel. Also hatte sie sich morgens mit einem Telefonanruf bei ihm begnügen müssen. Doch sie nahm sich vor, nach dem Spiel würde sie den restlichen Tag und Abend nur mit ihm verbringen.

Der Lärm im Stadion war so laut, dass sich Leonor und Magdalena kaum unterhalten konnten. Also schwiegen sie einfach und sahen sich um. Sahen den Sektor, in dem die Fans des FC Sevilla sassen. Im Vergleich zu den Anhängern des weissen Balletts waren es äusserst wenige Fans. Doch das war nicht weiter verwunderlich, war doch der Weg von Sevilla nach Madrid nicht gerade ein Katzensprung und für viele heimische Fans kaum möglich.

Laute Fangesänge machten die Runde, die meisten stimmten mit ein. Leonor und Magdalena jedoch genossen nur diese faszinierende Stimmung im Innern des Santiago-Bernabéus und liessen ihre Blicke über die Fans und das Spielfeld gleiten.

„Da, sie kommen!", rief Leonor mit einem Mal aus und Magdalenas Herz begann, schneller zu schlagen. Sofort suchten ihre Augen nach Sergio und als sie ihn entdeckte, wie er neben Guti und dem Torwart joggte, schlich sich ein Lächeln auf ihre Lippen. Er sah gut aus in seinem Real Madrid-Trikot und Magdalena konnte es in diesem Moment kaum erwarten, ihren Freund nach dem Spiel wieder bei sich zu haben.

Als Sergio sich mit einem Mal umdrehte und genau in ihre Richtung blickte, hätte sie schwören können, ein breites Grinsen auf seinem Gesicht zu sehen. Er hob die Hand und winkte ihr zu. Ein wenig zurückhaltend winkte sie zurück. Keiner schien bemerkt zu haben, dass diese Geste nur ihr gegolten hatte. Keiner bis auf Leonor, die leise quietschte. „Magdi, Sergio ist wirklich süss!" Magdalena lachte auf. „Danke!", grinste sie dann, bevor sie noch ein wenig auf ihrem Stuhl herumrutschte. Dann biss sie sich auf die Lippen, als sie sah, dass die beiden Kapitäne der Mannschaft sich die Hände reichten und der Ball gesetzt wurde. Jetzt ging's also los. Real Madrid gegen FC Sevilla. Magdalenas neuer Wohnort gegen ihre Heimat.


Bad RomanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt