Could you say goodbye to yesterday?

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If today was your last day and tomorrow was too late

Could you say goodbye to yesterday?

Would you live each moment like your last?

Leave old pictures in the past?

Donate every dime you had?

[Nickelback - If today was your last day]


Magdalena pustete sich eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht, während sie dabei war, zwei Mojitos zu mixen. Es war heiss und stickig im Low Club, doch die junge Frau hatte sich schon lange an dieses Klima hier gewöhnt. Genauso wie hunderte junger Leute, die heute Nacht hier waren, um zu feiern. Selten hatte sie so viele Leute in diesem Club gesehen. Dementsprechend viel hatte sie heute Nacht auch zu tun.

„Zwei Sex on the beach, bitte!", rief ihr da jemand entgegen und nach einem kurzen Blick über die Schulter und der Registration, dass ein junger Mann diese zwei Drinks bestellt hatte, nickte sie.

Geschickt machte Magdalena erst die Mojitos fertig, bevor sie mit den beiden anderen Drinks begann. In Windeseile hatte sie diese zubereitet und stellte sie dem jungen Gast lächelnd hin. „Zwanzig Euro, bitte!", rief sie laut gegen die Musik an. Der Mann nickte und reichte ihr kurz darauf einen Zwanzig-Euro-Schein.

„Viel los heute, was?" Lächelnd trat Leonor zu ihrer Freundin. Magdalena lachte. „Ja, wem sagst du das? Ich habe den Low Club noch nie so voll gesehen! Und das ohne besonderen Anlass!" Jetzt war es an Leonor, zu lachen. „Süsse, du bist wirklich noch nicht allzu lange hier! Es gibt tatsächlich solche Tage, da ist der Laden rappelvoll und das ohne wirklichen Grund!"

„Da hast du wahrscheinlich recht!" Noch ein letztes Mal wechselten die beiden jungen Frauen lächelnd einen Blick, dann wandten sie sich wieder den Gästen zu, die in Magdalenas Augen dabei waren, die Bar beinahe zu stürmen.

Keine ruhige Minute hatten die beiden Barkeeperinnen, viel zu wichtig waren sie. Schliesslich waren sie die einzigen, die den tanzwütigen, durstigen Gästen ihre Drinks ausschenkten. Doch Magdalena tat dies gerne. Sie mochte ihren Job noch immer, obwohl sie es sich früher niemals hätte vorstellen können, in einer Bar, einem Restaurant oder gar in einem Nachtclub zu arbeiten. Doch jetzt tat sie es. Sie arbeitete in einem Nachtclub und mochte ihren Job auch noch.

Oder lag es vielleicht daran, dass sie hier in Madrid ihre grosse Liebe gefunden hatte? Magdalena konnte es selbst nicht genau sagen. Sie wusste nur, dass sie Sergio liebte und dass sie gerne in Madrid war. An ihre Familie dachte sie kaum einmal. Sie hatte hier mittlerweile ein neues Leben und genoss dieses auch.

„Magdi? Hörst du mir überhaupt zu?" Erschrocken zuckte die junge Frau zusammen und blickte auf. Manuel stand vor ihr an der Theke und musterte die junge Frau eindringlich. „Was? Was ist?", fragte Magdalena endlich verwirrt. Sie hörte es nicht, aber sie konnte sehen, wie Manuel seufzte. „Kannst du bitte mal in den Toiletten nachsehen, ob noch Papier da ist? Du weisst doch, Ana Maria ist krank, sie kann das nicht erledigen...", wiederholte der Besitzer des Clubs seine Bitte, woraufhin Magdalena nickte. Sie stellte das gerade frisch gewaschene Bierglas zurück in den Schrank und drängte sich dann an Leonor vorbei hinter der Bar hervor. Ana Maria war eine Frau mittleren Alters, die in der Regel dafür sorgte, dass auch auf den Toiletten des Low Clubs Ordnung herrschte. Doch Magdalena machte es nichts aus, an ihrer Stelle jetzt nach dem Rechten zu sehen. Die Gäste hier waren immer freundlich und zuvorkommend. „Bin gleich wieder da!", rief sie Leonor noch zu, welche bestätigend nickte und schon war sie auf dem Weg zu den gut besuchten Toiletten.

Sie schlängelte sich zwischen den tanzenden Gästen durch und stellte schliesslich fest, dass momentan so gut wie niemand auf den Toiletten war. Perfekt, dachte sie, als sie die erste Tür aufstiess um zu sehen, ob noch genügend Toilettenpapier vorhanden war. Die Musik dröhnte auch hier drin laut, kaum ein Wort war zu verstehen.

Gerade als Magdalena die letzte Toilettentür zugemacht hatte, merkte sie, dass sie doch nicht alleine hier war. Langsam drehte sich die junge Frau um. Da standen zwei Mädchen, wahrscheinlich nicht älter als 18 Jahre. Klar, unter 18 kam sowieso niemand hier in diesen Club rein.

„Kann ich euch helfen?", fragte Magdalena freundlich, als sie registriert hatte, dass die beiden jungen Frauen sie eindringlich musterten. „Du bist Sergio Ramos' Freundin, richtig?", fragte eine von beiden – die Blondine. Magdalena war so überrascht von dieser Frage, dass sie im ersten Moment nicht wusste, was sie tun oder sagen sollte. „Ich...ich bin...Barkeeperin hier", stammelte sie schliesslich überfordert. Sie war es sich nicht gewohnt, dass man sie so direkt darauf ansprach, wer sie war. Und etwas in den Augen der beiden jungen Mädchen liess ihr eine Gänsehaut über den Rücken laufen. „Und ob du seine Freundin bist", knurrte nun die Braunhaarige und trat einen Schritt auf Magdalena zu. Diese runzelte die Stirn. Sie verstand nicht, was die beiden von ihr wollten. „W-was wollt ihr denn jetzt von mir?" Ein Angstgefühl schlich sich in ihre Magengegend und alles zog sich in ihr zusammen. „Eine einfache, dumme Barkeeperin. Und die kann sich auch noch Sergio's Freundin nennen", knurrte die Blondine.

Je näher die beiden Magdalena kamen, desto grösser wurde ihr Unbehagen und verwandelte sich langsam in Angst. Warum nur war ausgerechnet jetzt niemand hier auf der Damentoilette? Sonst war die immer gerappelt voll. „Lasst...mich in Ruhe. Mein Privatleben geht euch doch nichts an", versuchte es Magdalena nun mit der Rolle der Mutigen. Doch das schien die beiden streitlustigen jungen Frauen nicht im Geringsten zu beeindrucken. „Wir mögen Frauen wie dich nicht, Schlampe", knurrte eine der beiden nun wütend und Magdalena schluckte. Sie wich vor ihnen zurück, doch sie kam nicht weit bis sie die Wand in ihrem Rücken spürte. „Du glaubst wohl, du kannst dir alles erlauben, was?", fauchte die Blondine, die nun ganz dicht vor Magdalena stand. Diese roch die Alkoholfahne und widerstand dem Drang, die Nase zu rümpfen. Womöglich hätte es sie nur noch mehr provoziert. „Ich...nein. Könnt ihr...mich jetzt bitte vorbeilassen?" Magdalena hoffte, vernünftig mit den beiden Sergio-Fans reden zu können. Doch dem schien nicht so zu sein. „Du dumme Kuh, was glaubst du eigentlich, wer du bist?" Ehe sie sich versah, spürte sie eine Faust an ihrem Kiefer. Viel zu überrascht war die junge Frau, als dass sie sich hätte wehren können. Sie taumelte nach hinten, knallte gegen eine Toilettentür und versuchte, irgendwo Halt zu finden. Doch soweit kam sie nicht. Ein Tritt in ihre Magengegend liess sie aufschreien. Doch die Musik war so laut, dass sie bestimmt niemand hören würde. „Bitte...lasst...mich doch in...Ruhe", stammelte sie und versuchte dabei, nach Luft zu schnappen. „Wir hassen dich, hörst du?", zischte eine der beiden. Gleich darauf schlug ihr wieder jemand ins Gesicht. Sterne tanzten vor Magdalenas Augen, sie blinzelte, versuchte etwas sehen zu können. Beinahe blind rappelte sie sich auf. Sie durfte nicht liegen bleiben. Das war viel zu gefährlich. Doch denken konnte sie nicht mehr klar. Alles was sie wollte war, hier rauszukommen.

„Hey, hiergeblieben!", rief ihr eine der beiden gewalttätigen Mädels zu und im nächsten Moment spürte sie zwei Hände im Rücken. Sie taumelte nach vorne, versuchte erneut Halt zu finden. Doch sie fand keinen. Stattdessen knallte sie gegen den Heizungskörper vor ihr. Alles wurde schwarz um sie herum.


Bad RomanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt