Back of your mind

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And I should've been there in the back of your mind

I shouldn't be asking myself why

You shouldn't be begging for forgiveness at my feet

You should've said no, baby and you might still have me

[Taylor Swift - Should've said no]


Währenddessen tigerte Sergio unruhig in seiner Wohnung herum. Er konnte nicht mehr stillsitzen. Er konnte nicht glauben, was passiert war. Seine Gedanken rasten kreuz und quer durch seinen Kopf, verursachten ihm Schwindel und Verwirrtheit. Magdalena hatte ihn betrogen! Die Frau, die er liebte, betrog ihn. Mit einem Typen, den sie kaum länger als zwei Stunden gekannt hatte. Doch es schien grausame Tatsache zu sein. Und die Bilder in der Zeitung, zusammen mit Magdalenas betretenem Schweigen auf seine Frage sprachen für sich.

Mierda, fluchte Sergio leise und fuhr sich durchs Haar. Niemals hätte er gedacht, dass ihm mal so etwas passieren könnte. Dass er betrogen werden könnte. Und dass es so sehr wehtat, damit hatte er wirklich nicht gerechnet. Doch jetzt spürte er diesen Schmerz in seiner Brust, wenn er an Magdalena dachte und an diesen Typen, der mit ihr geschlafen hatte. Sergio biss die Zähne zusammen und ballte die Hände zu Fäusten. Warum nur hatte sie das getan? Aus Rache? Dabei hatte er sich nichts zu Schulden kommen lassen in Deutschland und das wusste seine Freundin im Grunde auch. Ein Knurren entwich Sergio. Er hatte dieses undefinierbare Gefühl in sich. Er wusste nicht, was es war. Erst hatte er gedacht, es sei Hass. Doch nein, Hass konnte es nicht sein. Denn er hasste Magdalena nicht. Er konnte sie nicht hassen, weil er sie eigentlich liebte. Doch er würde es jetzt nicht ertragen, sie zu sehen. Er hatte das Vertrauen in die junge Frau verloren. Weil sie ihn hintergangen und betrogen hatte. Wie hatte sie so etwas nur tun können?

Sie hatte immer beteuert, dass sie in liebte. Und doch hüpfte sie mit einem anderen Mann ins Bett. Sergio raufte sich die Haare. Er wusste nicht mehr, was er tun oder denken sollte.

Kurzerhand griff er nach einigen weiteren Minuten, in denen er durchs Wohnzimmer getigert war, nach seinem Handy und wählte Gutis Nummer. Sein blonder Freund musste ihm unbedingt helfen.

„Sergio, was gibt's denn?", meldete sich Guti nach dem dritten Klingeln. „Guti, ich...hast du Zeit um vorbeizukommen? Ich...könnte jemanden zum reden gebrauchen", sagte Sergio ruhig und leise. „Was ist passiert, Kumpel?", wollte Guti wissen. Doch Sergio gab ihm keine Antwort darauf, sondern wollte nur, dass der Blondschopf vorbeikam. Dieser versprach, so schnell wie möglich vorbeizukommen. Dankbar darüber legte Sergio auf und ging in die Küche. Odie sprang um seine Füsse, darauf aus, dass Sergio ein wenig mit ihm spielte. Doch dieser hatte keinen Kopf für seinen kleinen Terrier. „Odie, es reicht. Geh auf deinen Platz." Er zeigte wieder in Richtung Wohnzimmer und Odie tapste davon. Der kleine Hund verstand fast immer, was sein Herrchen wollte.

Sergio sah dem Hund noch kurz nach, wie er ins Wohnzimmer zurücktapste, bevor er den Kühlschrank öffnete und dessen Inhalt unter die Lupe nahm. Die sechs Flaschen Bier im Seitenfach zogen schliesslich seine Aufmerksamkeit auf sich. Kurzerhand griff er nach einer davon, machte sie auf und trank sie fast in einem Zug leer. Er warf die leere Flasche weg und nahm sich die nächste aus dem Kühlschrank. Damit ging er ins Wohnzimmer und liess sich auf die Couch fallen. Bis Guti hier war würde es bestimmt noch eine Weile dauern. Immerhin kannte Sergio den Verkehr in Madrid um diese Uhrzeit.

Als es eine halbe Stunde später an der Tür klingelte, hatte Sergio auch die zweite Flasche Bier geleert. Mühsam erhob sich der Sevillano und öffnete seinem Freund die Tür. „Hey, was ist denn los?", fragte Guti sogleich. Sergio seufzte erst nur, wodurch Guti sofort Segios Alkoholfahne riechen konnte und die Stirn runzelte. „Amigo, was soll das? Warum trinkst du am Nachmittag schon so viel Bier, dass du 'ne ordentliche Fahne hast?" Vorwurfsvoll sah er seinen Freund an. Dieser zuckte nun bloss mit den Schultern. „Ich bin entschuldigt, immerhin hat Magdi mich betrogen", grummelte er. „Was?" Guti riss die Augen auf, Sergio nickte bloss resigniert. „Okay, jetzt wirst du mir gefälligst erzählen, was los ist." Mit diesen Worten zog der Blondschopf den Spanier mit sich ins Wohnzimmer und platzierte ihn auf der Couch.

Nach einigen Minuten des Schweigens erzählte Sergio Guti von den Bildern in der Zeitung, sowie vom Streit mit Magdalena.

„Weißt du, ich...ich liebe sie. Das tue ich wirklich. Ich habe noch nie so viel für eine Frau empfunden. Aber...ich kann ihr einfach nicht mehr vertrauen. Ich weiss ja noch nicht mal, warum sie mich betrogen hat." Der Sevillano hatte den Kopf in den Nacken und auf die Lehne des Sofas gelegt und starrte an die weisse Decke, während er seinem Freund alles erzählte. Dieser sass einfach nur da und hörte ihm zu ohne ihn einmal zu unterbrechen. Erst als Sergio fertig war mit seinen Erzählungen, suchte Guti nach den richtigen Worten. Er konnte nicht leugnen, dass er etwas geschockt war über die Tatsache, dass Magdalena untreu gewesen war. Doch er wollte nicht weiter nachhaken, ob sich Sergio denn wirklich sicher sein konnte. Er wusste, das würde den jungen Mann direkt auf die Palme bringen und das wollte er definitiv vermeiden. Langsam beugte sich der Blondschopf vor und stützte die Arme auf seinen Oberschenkeln ab. Dabei verschränkte er die Finger miteinander und dachte einen Moment nach.

„Na ja...du solltest schon rausfinden, warum sie dich betrogen hat, Serg. Warum triffst du dich nicht mit ihr und ihr redet darüber? Du kannst dir doch erst mal anhören, was sie zu sagen hat. Und vielleicht...merkst du dann, dass sie einen Grund dafür hatte und du kannst...ihr womöglich verzeihen." Mit einer hochgezogenen Augenbraue besah Sergio Guti. „Aber sonst geht's dir gut, ja? Wie kannst du glauben, dass sie einen entschuldbaren Grund dafür gehabt hat? Du spinnst doch! Dafür gibt es nun wirklich keine entschuldbaren Gründe!" Der Andalusier verwarf die Hände über dem Kopf, war mittlerweile wieder aufgestanden und tigerte durchs Wohnzimmer. „Ist ja schon gut, beruhige dich, Kumpel! Setz dich wieder hin", versuchte Guti nun, ihn zu besänftigen.

Schnaubend gehorchte Sergio dann doch und liess sich wieder aufs Sofa fallen. „Okay, ich tu's. Ich rede mit ihr. Aber...ich muss noch eine Nacht darüber schlafen", murmelte er dann, mehr zu sich selbst als zu Guti. Dieser nickte zufrieden. „Tu das. Und du schaffst das schon. Hast du denn noch ein Bier für mich?" Nun grinste Guti breit und Sergio fand sein Lächeln ebenfalls wieder. „Klar."

Erst spät abends machte sich Guti wieder auf den Nachhauseweg und Sergio machte sich daran, ins Bett zu kommen. Er wollte beim nächsten Training fit sein und dem Trainer keine Gelegenheit geben, ihn zu kritisieren oder gar auf die Bank zu setzen. Nicht wegen Magdalena. Nicht wegen so einer Misere.

Doch Schlafen war leichter gesagt als getan. Unruhig wälzte sich der Andalusier in seinem Doppelbett von einer Seite auf die andere, doch Schlaf fand er keinen. Er hatte das Gefühl, dass ihm etwas fehlte. Auch wenn er es nicht gerne zugab, vermisste er Magdalena. Sie fehlte ihm an seiner Seite und er hätte sich selbst dafür ohrfeigen können, dass sie ihm noch immer so wahnsinnig viel bedeutete, obwohl sie untreu gewesen war. Konnte es wirklich sein, dass er ihr verzeihen konnte, obwohl er ihr nicht mehr vertraute? Sergio konnte es sich nicht wirklich vorstellen. Aber er würde sich Gutis Rat zu Herzen nehmen und sich noch einmal mit der jungen Frau treffen. Er wollte Gründe für ihr Verhalten. Er konnte nicht einfach so hinnehmen, dass sie nur aus purer Langweile und Lust mit einem Fremden ins Bett ging.

~

Doch Sergio war nicht der einzige in Madrid, der einfach keine Ruhe fand.

Nachdem Leonor fast um Mitternacht wieder nach Hause gegangen war, hatte Magdalena sich dazu entschieden, auch schlafen zu gehen. Sie spürte die Müdigkeit und die Erschöpfung in jedem einzelnen Muskel und Knochen. Doch sobald sie in ihrem Bett lag und die Augen schloss, wurde sie wieder unruhig. Sie konnte nicht einschlafen. Sie spürte, dass etwas fehlte. Sergio fehlte ihr. Sie konnte nicht schlafen ohne seine starken Arme um sie. Natürlich, gekonnt hatte sie es schon – ihr war nichts anderes übrig geblieben, wenn Sergio mit der Mannschaft unterwegs gewesen war. Doch das war nicht dasselbe. Damals hatte sie immer gewusst, dass er wieder zu ihr zurückkommen würde und sie wieder in seinen Armen schlafen konnte. Doch dem war jetzt nicht mehr so. Sie wusste nicht, ob Sergio sie jemals wieder in den Arm nehmen würde. Und wenn sie ehrlich zu sich selbst war, konnte sie selbst nicht verstehen, warum sie so gehandelt hatte. Wieso hatte sie bloss einen solchen Aussetzer gehabt und mit Pedro geschlafen? Einem Mann, den sie im Grunde nicht kannte und der ihr völlig egal war!

Sie raufte sich die Haare und wälzte sich von einer Seite auf die andere. Bestimmt würde er irgendwann wissen wollen, was der Grund für ihre Untreue gewesen war. Was sollte sie ihm dann antworten? Sie kannte die Antwort auf diese Frage ja selbst nicht.


Bad RomanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt