I learn to see

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I close my eyes I learn to see

And I don't want to waste tomorrow

And I won't if you're there with me

[Thomas Godoj - Love is you]


Das Spiel war äusserst spannend. Nicht so, wie Magdalena und Leonor es erwartet hätten. Sevilla war Madrid doch nicht so unterlegen wie viele es womöglich gedacht hatten. Und doch, die Blancos zeigten, dass sie trotzdem das bessere Team waren. Sie kämpften, machten Druck, doch dem konnten die Sevillanos lange standhalten. Bis es Kaka mit einem Mal gelang, die Verteidigung geschickt zu durchbrechen. Als er sah, wie zwei Spieler ihn in die Mangel nehmen wollten, schoss er denn Ball in die Mitte. Direkt Gonzalo Higuain vor die Füsse. Dieser liess sich nicht zweimal bitten und kam zum Abschluss. Der Ball zappelte im Netz. Und nicht nur unten auf dem Feld bejubelten die Spieler den Treffer des Argentiniers. Über drei Viertel des Stadions war von den Sitzen gesprungen und jubelte. Und mittendrin Leonor und Magdalena. Die beiden Freundinnen lagen sich in den Armen, kreischten und schrien mit all den anderen Fans. Obwohl Magdalena gebürtige Sevillanerin war und ihre Heimat eigentlich mochte, so freute sie sich doch von ganzem Herzen über dieses Tor von Higuain, welches die 1:0-Führung für die Königlichen bedeutete.

„Wir gewinnen!", rief Leonor voller Zuversicht, doch Magdalena sah sie ernst an. „Verschrei's nicht, meine Liebe! Sonst wenden die Sevillanos das Blatt mit einem Mal noch!" Sofort verstummte Leonor. „Okay", murmelte sie dann, nur um keine fünf Minuten später wieder ihrer Mannschaft die Daumen zu drücken.

Doch bis zur Halbzeitpause geschah nichts Spektakuläres mehr. Es blieb 1:0, doch damit waren Magdalena und Leonor zufrieden. Und sie glaubten, auch die Mannschaft konnte damit leben. Immerhin gab es noch eine zweite Halbzeit. Und die beiden jungen Frauen hofften und glaubten fest daran, dass Real auch da noch ein Tor oder mehrere machen würde.

Die zweite Halbzeit begann rasant. Real fand immer besser ins Spiel, Sevilla hatte mit jeder Minute mehr Mühe, die Spieler unter Kontrolle zu bringen.

Magdalenas Herz schlug mit einem Mal noch um einiges schneller, als sie sah, wie Sergio den Ball zugespielt bekam. Der Verteidiger nahm das runde Leder an, sprintete auf der rechten Seite entlang nach vorne. Er dribbelte die Gegenspieler gekonnt aus, selbst die Verteidigung konnte ihn nicht stoppen. Sergio zog auf und schoss. Der Ball flog. Und landete ein paar Sekunden später im Tor von Sevilla.

Ohrenbetäubender Jubel brach aus im Santiago-Bernabéu. Unten auf dem Feld wurde Sergio von allen Seiten bestürmt. Ronaldo, Higuain, Benzema, Marcelo, Pepe, alle kamen sie, um ihm zum Tor zu gratulieren. Man warf sich ihm in die Arme, verwuschelte sein Haar und klopfte ihm auf die Schulter. Der Fussballer grinste breit. Sein Herz raste, das Adrenalin in seinem Körper gab ihm das Gefühl, schweben zu können. Erst als seine Mannschaftskollegen ihn losgelassen hatten, wandte er sich in die Richtung, in der Magdalena zusammen mit ihrer Freundin sass. Er strahlte, schickte ihr einen Luftkuss. Und alle weiblichen Zuschauer in ihrer Nähe nahmen an, dass ihnen dieser Luftkuss galt. Doch Magdalena wusste es besser. Sie wusste, dass er ihr galt. Sie strahlte und drückte Leonors Hand. Noch vor ein paar Sekunden hatten sich die beiden jungen Frauen in den Armen gelegen und gejubelt. Jetzt war Magdalena von einem Glücksgefühl erfüllt, das sie nicht wieder verlieren wollte.

„Dein Freund hat ein Tor gemacht!", kreischte Leonor völlig überdreht und Magdalena lachte. „Jaaaa, ich weiss!" Wieder fielen sie sich in die Arme, während die unbändige Freude über das zweite Tor von Real Madrid nur schwer wieder verebbte. Das Spiel dauerte nur noch eine Viertelstunde. Und alle Fans der Königlichen glaubten fest daran, dass sie gewannen. Eine 2:0-Führung gaben sie garantiert nicht wieder her.

Magdalenas Herz schlug rasend schnell, während sie den Rest des Spiels gespannt verfolgte. Sie betete und hoffte, dass kein weiteres Tor fallen würde, oder zumindest keines für Sevilla.

„Gleich ist es vorbei!", murmelte sie leise.

Tatsächlich ertönte wenig später der schrille Schlusspfiff durchs Stadion, bevor erneuter, unbändiger Jubel losbrach und das Stadion in ein Meer aus schwingenden Schals und Shirts tauchte.

„Wir haben gewonnen! Wir haben gewonnen!", jubelten Magdalena und Leonor inmitten der madrilenischen Fans und fielen sich in die Arme. „Komm, lass uns nach unten gehen! Wir warten auf Sergio", sagte Magdalena schliesslich, löste sich von ihrer besten Freundin und zog sie hinter sich her runter von der Tribüne. Sie erinnerte sich an die Worte, die Sergio ihr gesagt hatte beim letzten Telefonat. Er hatte ihr erklärt, wo sie nach dem Spiel auf ihn warten sollte. Und dorthin ging sie jetzt mit Leonor.

„Glaubst du, die Spieler kommen bald?" Die Wangen der jungen Frau waren rot gefärbt, ihre Augen leuchteten immer noch vor Aufregung. Magdalena lachte. „Jetzt sei doch nicht so ungeduldig! Sergio und die anderen werden schon kommen, wenn die Besprechung mit dem Trainer durch ist und sie geduscht haben", erklärte sie Leonor, die sich seufzend an die Wand lehnte. Hier unten, in der Nähe der Garderoben, war es definitiv angenehmer als oben auf den Tribünen. Hier war es kühler, auch wenn viele Menschen um sie rumwuselten und ihnen hier und da fragende Blicke zuwarfen.

Magdalena zeigte es nicht, doch sie konnte es kaum erwarten, Sergio in die Arme zu fallen und ihm sowohl zum Sieg als auch zu seinem tollen Tor zu gratulieren.

„Schatz, da bist du ja!" Sergios ausgelassene, laute Stimme drang an Magdalenas Ohren und sie wirbelte herum. Da kam er. Mit seiner Sporttasche über der Schulter und einem breiten Grinsen auf dem Gesicht kam er mit eiligen Schritten auf sie zu. Die Tasche fiel zu Boden, sobald er seine Freundin erreicht hatte und schlang die Arme um die junge Frau. Als er sie innig küsste, wurde Magdalena beinahe schwindlig. Er roch so gut, dass Magdalena sich am liebsten in seine Arme gekuschelt und ihn nie wieder losgelassen hätte. Seine Haare waren noch feucht vom Duschen, doch seine Augen strahlten. „Gratulation zu deinem tollen Tor", flüsterte sie ihm ins Ohr und liess ihre Finger kurz über seinen Rücken gleiten. Er lachte leise. „Danke, Süsse." Er drückte ihr noch einen Kuss aufs Haar, bevor er sich an Leonor wandte. „Hallo Leonor", lächelte er. „Hey Sergio. Du hast ein tolles Spiel gespielt", zwinkerte sie. „Dankeschön." Er wandte sich um und Magdalena folgte dem Blick ihres Freundes. Sie entdeckte Iker Casillas und Cristiano Ronaldo, die beide auf sie zukamen. „Hey, ihr beiden!", rief er seine Freunde zu sich. Mit einem Grinsen auf den Lippen traten der Torhüter und der Portugiese auf die drei zu. „Darf ich euch Magdalena vorstellen? Magdalena, das sind Iker und Cristiano. Cris, Iker, das ist Magdalena, meine Freundin." Und um seine Worte noch zu unterstreichen, schlang er seinen Arm enger um ihre Taille. „Freut mich", sagte Iker und reichte ihr lächelnd die Hand. Cristiano tat es ihm gleich, bevor sein Blick auf Leonor fiel, die etwas hinter Magdalena stand und es kaum glauben konnte, wen sie da vor sich stehen hatte. „Und wer bist du?", fragte der Portugiese freundlich. „Das ist Leonor, meine beste Freundin", übernahm Magdalena diesen Part, da sie genau wusste, dass Leonor im Moment nicht imstande war, etwas zu sagen. „Freut mich sehr", grinste Cristiano und reichte auch ihr die Hand. „Wahnsinn", entwich es der jungen Frau, die den Stürmerstar noch immer mit grossen Augen ansah.


Bad RomanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt