My love turned around and I felt

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Remember the feelings, remember the day

My stone heart was breaking, my love ran away

This moment, I knew I would be someone else

My love turned around and I felt

[Cascada - Bad boy]


Magdalena hatte sich vorgenommen, ihre Angst gegenüber Sergios Fans zu überwinden. Obwohl weder sie noch Leonor wirklich gross daran geglaubt hatten, gelang es der jungen Frau tatsächlich, nach und nach wieder unter Leute zu gehen.

Nicht nur mit Sergio, sondern auch alleine. Sie meldete sich wieder bei Manuel weil sie unbedingt wieder arbeiten wollte, denn sie war der Meinung, nur zu Hause rumzusitzen war wirklich nicht gerade spannend und interessant und das Nichtstun liess sie bloss müde und lustlos werden. Manuel hatte natürlich nichts dagegen, hatte er doch bemerkt, dass eine Mitarbeiterin weniger schon eine ganze Menge mehr Arbeit für sich selbst und die anderen Angestellten bedeutete. Ausserdem hatte er die fröhliche, junge Frau doch ziemlich vermisst.

Magdalena war froh, im Low Club wieder hinter der Theke stehen zu können. Zwar war da immer ein etwas mulmiges Gefühl in ihrer Magengegend, doch sie wusste, sie war nicht alleine, Leonor und die anderen waren da. Und ausserdem hatte sie mittlerweile damit angefangen zu glauben, dass das alles nur ein ganz dummer Zufall gewesen war. Sie wollte das Ganze endlich vergessen und wieder glücklich sein mit Sergio. Und so wie es schien, war sie auf dem besten Weg.

Die Beziehung zu Sergio war in den letzten Tagen und Wochen noch enger geworden. Sie verbrachte eine ganze Menge Zeit bei ihm zu Hause, ihr gefiel sein Haus. Und doch bestand sie darauf, immer mal wieder auch in ihrem eigenen Appartement zu sein. Immerhin hatte sie dieses nicht umsonst gemietet und Miete bezahlte sie ja nach wie vor. Da durfte sie die Wohnung nicht vernachlässigen. Sergio hatte damit jedenfalls kein Problem, stattdessen besuchte er sie oft ganz spontan, blieb über Nacht und nach und nach hatte Magdalena manchmal auch das Gefühl, ihr Freund würde bereits bei ihr wohnen. Doch daran störte sie sich nicht im Geringsten. Sie war froh darum, abends nicht alleine im Wohnzimmer zu sitzen und Löcher in die Luft zu starren. Sergio lenkte sie ab, brachte sie zum Lachen und liess ihr Herz nach wie vor alleine durch seine Blicke höher und schneller schlagen.

Es war wieder mal ein Abend, an dem Sergio und Magdalena nicht gross den Antrieb hatten, auszugehen oder sich mit jemandem zu treffen. Stattdessen lagen sie eng aneinander gekuschelt in Sergios Bett und hingen ihren eigenen Gedanken nach. Sergio streichelte sanft über Magdalenas nackte Schulter, während diese damit beschäftigt war, mit ihren Fingern zärtlich unsichtbare Kreise auf seinen Brustkorb zu malen. Leise Musik spielte im Hintergrund, doch in der letzten Stunde hatten ihr beide nicht wirklich gelauscht. Zu sehr waren sie mit sich selbst und ihren Gefühlen beschäftigt gewesen. Doch jetzt, wo sie einfach nur still und ruhig dalagen, konnten sie nicht anders, als den leisen, ruhigen Tönen zu lauschen. Magdalena seufzte leise und schloss die Augen. Dabei vergrub sie ihr Gesicht in Sergios Halsbeuge und verteilte zarte Küsschen auf der Haut. Sie spürte, wie er den Arm fester um sie schlang und grinste in sich hinein. „Magdalena?"

„Hmm?" Sie hob den Kopf und sah ihren Freund nun fragend an. Irgendetwas in seinem Gesicht liess sie wissen, dass er im Begriff war, ein ernstes Gespräch mit ihr zu führen. Eigentlich wollte sie jetzt kein ernsthaftes Gespräch führen, viel lieber hätte sie gekuschelt und ihn geküsst. Und doch war da ein grosser Funken Neugier, der gestillt werden musste.

„Sag mal...was ist...denn mit deiner Familie? Also...weshalb bist du überhaupt nach Madrid gekommen?" Diese Fragen betreffend ihre Familie überraschten die junge Frau sehr. Schon eine ganze Weile hatte sie keinen Gedanken mehr an ihre Eltern und ihre beiden älteren Geschwister verschwendet. Zu sehr war sie mit ihrem neuen Leben in Madrid beschäftigt gewesen. Doch jetzt war Sergio dabei, all ihre Erinnerungen wieder hervorzuholen. Sie biss sich auf die Lippen und löste sich nun von Sergio. Dieser drehte sich auf die Seite und musterte seine nachdenkliche Freundin einen Moment lang. Dann strich er ihr eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht. „Erzähl's mir doch", bat er sie. Kurz wandte die junge Frau ihren Blick von Sergios ebenmässigem Gesicht ab und dachte nach. Wollte sie ihm wirklich alles erzählen? Wollte sie ihn in ihre Familiengeschichte einweihen? Sie wusste, im Grunde waren ihre Probleme sehr klein im Vergleich zu anderen Menschen. Und doch waren diese Probleme in ihren Augen auch schon gross genug. Aber warum eigentlich nicht? Warum sollte sie dem Mann, den sie liebte, nicht erzählen, wie ihre Vergangenheit aussah? Noch niemandem hatte sie davon erzählt und vielleicht war es jetzt an der Zeit, sich endlich jemandem diesbezüglich anzuvertrauen.

Also holte die junge Frau noch einmal tief Luft, bevor sie begann.

„Nun ja, ich...wollte nicht mehr zu Hause wohnen. Nicht mal in der Nähe meiner Familie wollte ich blieben. Ich weiss nicht, wie es bei dir ist, aber ich bin das Nesthäckchen in der Familie." Sergio lächelte. „Ich auch", gestand er dann. „Aber wahrscheinlich sind alle in deiner Familie wahnsinnig stolz auf dich. Meine Familie besitzt für mich keinen Funken Stolz. Ich war schon immer die Nutzlose. Die kleine Magdalena, die man entweder herumbefehlen konnte oder die unnütz im Weg stand. Egal was ich gemacht habe, nie hat mir jemand gesagt gut gemacht, Magdalena. Ich bin stolz auf dich. Egal, ob ich nur Einsen geschrieben habe in der Schule oder ob ich privat etwas gemacht habe." Wieder hielt Magdalena inne und seufzte leise. Es war nicht einfach, sich an die Zeit in Andalusien zu erinnern. Sie hatte in den letzten Monaten alles bezüglich ihrer Familie verdrängt. Aber Sergio zwang sie nun mit sanfter Gewalt dazu, sich wieder zu erinnern und darüber zu sprechen. „Du bist weder bedeutungslos noch unnütz, Magdalena", flüsterte Sergio und strich seiner Freundin über die Wange. Sie lächelte ein wenig. „Du hast leicht reden, Señor. Deine Eltern sind ja auch furchtbar stolz auf dich. Du bist immerhin ein sehr bekannter und beliebter Fussballer geworden. Ich hingegen...arbeite bloss in einem Club hinter der Bar. Und seit ich hier in Madrid bin, haben sich weder meine Eltern noch meine Geschwister bei mir gemeldet. Aber...weisst du, irgendwie ist es mir auch ziemlich egal. Meistens jedenfalls..." Ihr Gesichtsausdruck war nachdenklich geworden, feine Falten lagen auf ihrer Stirn. Sanft strich Sergio darüber. „Mach nicht so ein Gesicht." Er zog einen Schmollmund und schaffte es so tatsächlich, Magdalena ein leises Lachen zu entlocken. „Spinner", schmunzelte sie dann. „Was arbeiten deine Geschwister denn?", lenkte Sergio das Gespräch schliesslich wieder auf das angefangene Thema. Magdalena seufzte und kuschelte sich wieder näher an Sergio. Dieser streichelte sanft und langsam über ihren Rücken. Ein beruhigendes Gefühl machte sich in ihr breit und sie schloss wieder die Augen. „Miguel ist Anwalt. Und Antonia...sie ist grad Ärztin geworden. Du siehst, beides sehr angesehene Berufe. Nur das Nesthäckchen...das bringt's irgendwie zu nichts."

„Hey, hey, sag doch sowas nicht!", protestierte Sergio daraufhin und schob seine Freundin wieder ein wenig von sich weg, damit er sie ansehen konnte. Wenn er sich nicht täuschte, dann schimmerten Tränen in ihren schönen Augen. „Jetzt weine doch nicht, Süsse. Deine Familie hat keine Ahnung, wie toll du bist. Und glaub mir, ein Mensch braucht keinen angesehenen Beruf um von seinen Mitmenschen und Freunden geschätzt und geliebt zu werden. Und jetzt bist du ja hier in Madrid und nicht mehr in Andalusien. Zeig ihnen, dass du auch ohne sie klar kommst, dass du auch ein Leben ohne sie führen kannst." Er zwinkerte aufmunternd und Magdalena rappelte sich vorsichtig auf. Sie beugte sich über Sergio, stützte ihren linken Arm auf seiner Brust ab, den anderen auf der Matratze. Zärtlich strich sie ihm das Haar aus der Stirn. „Sowas tolles hat noch nie jemand zu mir gesagt", flüsterte sie nun, bevor sie ihre Lippen auf die seinen senkte. Dankbar dafür, dass er so sehr an sie glaubte und für sie da war. Und erfüllt von einer Liebe, die sie noch nie verspürt hatte, für keinen Menschen dieser Welt. Sergio schlang seine Arme um die junge Frau, rollte sich herum und kam über ihr zum liegen. Atemlos lösten sie sich wieder voneinander und sie strich ihm über die bärtige Wange. „Ich bin froh, hier zu sein. Und...ich will auch nie wieder woanders sein als bei dir", gestand sie ihm, was sie in diesem Moment von tiefstem Herzen fühlte.


Bad RomanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt