Amis?

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friends?
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Es hatte nicht mehr lange gedauert, da liefen Yoongi und ich nun nach Hause. Es war spät geworden und trotzdem hatte Sophia uns, während unserer Zweisamkeit auf dem Eis, aufgeregt unterbrochen und uns mitgeschleppt.

Jin, Namjoon und Hobi hatten sich ebenfalls am Rande der Eisfläche versammelt, als Sophia Yoongi wieder von der Seite angesprungen hatte und ihn indirekt bat noch feiern zu gehen.

Glücklicherweise sagte er ihr sofort ab und schaute hilfesuchend in meine Richtung, als die Braunhaarige auch mich bat; nur mit weniger Enthusiasmus.

„Tut mir leid.. Ich bin auch durch für heute.", hatte ich mich entschuldigt und begann meine Straßenschuhe wieder anzuziehen.
Ein letzter Blick von Yoongis Seite verriet mir seine Dankbarkeit.

Und nun liefen der Blonde und ich alleine die Hauptstraße hinauf und freuten uns auf unsere Betten.
Das einsame, drämmernde Licht der Straßenlaternen begleitete uns.

Ich schlenderte also langsam neben ihm her, hielt den Blick gesenkt und dachte an seine Berührungen auf dem Eis.
Seine eiskalte Fingerkuppe an meinem Schlüsselbein und sein Daumen auf meiner Wange.

„Der Abend war wirklich gut, findest du nicht?", murmelte der Blonde plötzlich, unterbrach meine Gedanken und ich nahm meinen Blick vom Bürgersteig.
Er hatte seinen Blick geradeaus gelassen und kramte in seiner Manteltasche nach seinen Zigaretten.

„Ja... Das sollten wir wiederholen.", stellte ich lachend fest und sah in sein Profil. Seine Augen strahlten, als ich mein Lachen von mir gab.

Trotz der Windstille hielt er seine Hand vors Feuerzeug, während er seine Zigarette anzündete.
Der Qualm flog an uns vorbei, als wäre er nie da gewesen und plötzlich traf Yoongis Blick auf meinen.

„Weißt du...? Ich hab nachgedacht.", begann er und zog an seiner Zigarette.
„Darüber, was du letztens am See gesagt hast. Ob ich jetzt der Mensch sei, der ich gerne sein würde. ", flüsterte er und ich nickte. Wartete ab.

„Und ich glaube du hast recht. Ich lebe mein Leben zwar gut und bin glücklich, aber ich... Glaube mir fehlt etwas. Etwas was... Mich zu einem... Vollkommenen Menschen macht, verstehst du?
Etwas, was mich zu dem macht, der ich wirklich bin.", er schmunzelte und suchte nach meinem Verständnis.

„Ja... Ich verstehe.", ich nickte.
„Und ich glaube... ", er stoppte abrupt in seinem Gang, was mich erst irritierte, aber dann ebenfalls zum Stoppen brachte.
Seine Wangen färbten sich leicht rosa und er vermied den Augenkontakt zu mir.
„Ich glaube... Das, was mir fehlt,... finde ich in dir, Jimin... ", hauchte er kaum hörbar und ließ seine Zigarette zwischen seinen Lippen brennen. Sein Kopf hing schwer und knallrot von seinen Schultern. Und seine Haare versteckten die Röte auf seinen Wangen nur ein wenig.

Mein Blick fiel auf ihn. Unfähig mich zu bewegen, starrte ich ihn an und versuchte zu verstehen, was ich grade gehört hatte.
„W-Was hast du gesagt...?", stotterte ich überrascht. Und da war es wieder: das laute und schnelle Schlagen meines Herzens.
Und dann.. Stille.

Als würde er mit sich selbst ringen.
„Weißt du was? Vergiss, was ich gesagt habe.", grummelte er dann und setzte sich mit langen Schritten in Bewegung, an mir vorbei.

Schnell wirbelte ich herum und schaute ihm für ein paar Sekunden überrascht und leicht aufgeregt nach, bevor ich mich wieder in Bewegung setzte und ihm schnell hinterher rannte.

„Hey, Yoongi! Warte!", rief ich ihm zu, als er schon mehrere Meter zurück gelegt hatte.
Ich erreichte ihn und packte ihn ohne zu zögern am Ellenbogen, da drehte er sich herum und sah mir mit leichter Angst und Ernsthaftigkeit im Ausdruck ins Gesicht.
„Das war dumm, was ich gesagt habe. Tut mir leid. I-ich... Hab nicht nachgedacht.", stammelte er nervös und wollte sich von meinen Griff befreien und weiter laufen.

„Das... Das war nicht dumm, Yoongi! Das... War sogar sehr... Schön zu hören.", lächelte ich warm und ließ von seinem Ellenbogen ab.
„Aber findest du nicht-", begann er, da legte ich meinen Zeigefinger an seine Lippen und stoppte ihn.
„Es war schön zu hören... Reicht dir das nicht?", hauchte ich lächelnd und lehnte mich ein wenig - auf meinen Zehenspitzen - zu ihm.

Seine braunen Augen scannten mein Gesicht aufmerksam und leicht nervös. Und auch mein Herz setzte einige Sprünge aus. Es wäre so einfach gewesen, ihn in den Arm zu nehmen und unbeschwert zu küssen.

Ich nahm jedoch meinen Finger von seinen Lippen und lächelte ein letztes Mal, bevor ich mich wieder richtig hinstellte, an ihm nun vorbei und voraus lief.

Ich spürte seinen Blick im Nacken und begann zu schmunzeln, als ich seine beruhigenden Schritte hinter mir hörte.

Wir behielten den Abstand für eine Weile bei, tauschten ein oder zwei Sätze miteinander aus und erreichten unsere beiden Häuser in weniger als fünf weiteren Minuten.
Kurz vor der Treppe meines Eingangs holte Yoongi auf und folgte mir zum Fuße der kleinen Treppe hinauf zu meiner Haustür.

Ich drehte mich zu ihm um, als ich die erste Stufe bestiegen hatte und befand mich auf Augenhöhe mit ihm.
„Okay... Ähm.. Ich werd dann mal rein gehen.", schmunzelte er, schnippste seine Zigarette auf die Straße in den Schnee und machte Anstalten zu gehen.

Stumm stoppte ich ihn am Arm und zog ihn wieder an seinen vorherigen Platz vor mir.
„Gute Nacht, Yoongi...", flüsterte ich leise und ließ meinen Blick hastig über die Straße laufen, um sicher zu gehen, dass uns auch niemand sah.

Meine flache Atmung verflog in ihren üblichen Wölkchen, als ich mich zum Blonden lehnte und meine Lippen auf seiner Wange platzierte.

Heimlich im Dunkeln drückte ich meinem Gegenüber einen federleichten Kuss auf die Wange.
Seine Haare kitzelten an meiner Nase und der Geruch seiner Zigarette brannte in meinem Hals, bevor ich mich von ihm löste und für einen Moment wenige Zentimeter vor seinen Lippen verweilte.

Zu groß war jetzt das Verlangen ihn zu mir zu ziehen, ihn nie wieder loszulassen und zu küssen.
Doch ich konnte nicht.
Das war mir einfach nicht gestattet.

Sein Atem prallte gegen meinen und ich sah ebenfalls den Drang in seinen Augen mich für sich zu haben.
„Gute Nacht, Jiminie. ", hauchte er mir mit roten Wangen, die im dämmernden Licht nur leicht zu sehen waren, gegen die Lippen und lächelte, bevor er seinen Kopf zur Seite drehte und langsam seine Eingangstreppe ansteuerte.

Ich ließ ihn ohne ein weiteres Wort gehen und nahm meinen letzten tiefen Atemzug, bevor mein Blick noch einmal zu ihm fiel und ich mich endgültig an meine Haustür begab.

l'ange déchu - my fallen angel | yoonmin ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt