Maman

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mum
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Da stand ich nun: am Weg des Vorgartens meines Kindheitshauses.
Ich hatte mir sofort einen Koffer gepackt, nachdem ich Mama angerufen hatte und trat die 45 minütige Fahrt nach Saint-Denis, dem kleinen Nachbarort von Paris, an.

Ich hatte Yoongi einen Zettel mit meiner Telefonnummer da gelassen, in der Hoffnung er würde zurück kommen.

Ich trat durch das quietschende Gartentörchen und lief den vermoosten Weg zum Haus entlang. Die ganzen letzten zwei Stunden hatte mich das Gefühl des Schocks und der Gelähmtheit nicht verlassen.
Ich verlor jedoch keine einzige Träne.

Stumm lief ich weiter den Weg entlang und als ich die altbekannte hellblaue Haustür mit dem weißen Rahmen sah, klingelte ich zaghaft.
Nun bildete sich ein dicker Kloß in meinem Hals und ich spürte wie mein Herz höher schlug.

Es dauerte nicht lange, da wurde die Haustür vor meiner Nase aufgerissen und meine Augen kreuzten sich mit denen meiner Mutter. Die Sekunde, in der ich ihr in die Augen sah, brach es völlig aus mir heraus.

Mein Ausdruck bröckelte ohne zu zögern und ich sackte buchstäblich in mich zusammen, so dass ich auch augenblicklich meinen Koffer fallen ließ und dieser zu Boden knallte. Glücklicherweise hielt Mama mich bereits in ihrer schützenden Umarmung und drückte mich feste, aber dennoch behutsam an sich.
Vorsichtig strich sie mir über den Rücken.

„Lass es alles raus, mon chéri.. Ich bin ja jetzt da.", flüsterte sie mir beruhigend ins Ohr und strich mir über den Hinterkopf. Das hatte sie schon früher, als ich noch ein Kind war, getan, um mich zu beruhigen.
So lehnte ich mich nur noch mehr in ihre Arme und genoss die Wärme um mich herum.

Nach elendig langen Minuten hatte ich mich endlich wieder etwas von meinem Zusammenbruch erholt und Mama zog mich ohne zu zögern in die warme Wohnung.

Ich fühlte mich sofort wieder wohl, als ich den bekannten Geruch von Vaters alten Büchern, Essen vom vorherigen Abend und von Jolie's Fell in mich aufnahm.

Für einen kurzen Augenblick hielt ich inne und schloss die Augen. Die angenehme Stille, die mein Zuhause ausstrahlte, war unglaublich beruhigend. Doch plötzlich zuckte ich etwas zusammen, als ich das weiche Fell meiner Katze an meinem Knöchel spürte.

Sie lief schnurrend zwischen meinen Beinen hindurch und rieb ihren Kopf an meiner Wade, als Zeichen der Begrüßung.

„Hey, Jolie.. Mon amour.", murmelte ich und bückte mich vorsichtig, um die Braun-schwarz weiße Kaliko Katze in meine Arme zu heben. Sofort protestierte sie mit einem sanften und leisen Miauen, doch kurz nachdem ich sie mit kleinen Küssen verwöhnte und mein Gesicht in ihrem Fell vergrub, schnurrte sie wieder zufrieden und ließ es über sich ergehen.

Mama hatte sich in der Zwischenzeit schon wieder an mir vorbei geschlichen und stand nun im Wohnzimmer.
„Mon Chéri? Voulez-vous boire du vin ? (möchtest du Wein trinken?) ", das war das Zeichen für sie, dass ich sofort alles erzählen musste, was in mir vor ging.

Das Glas Wein war schon früher in ihrer Familie das Symbol für ein friedliches und vertrautes miteinander, wenn es jemandem aus der Familie schlecht ging.

Ich lief stumm mit Jolie im Arm ins Wohnzimmer und schob währenddessen mit dem Fuß den Koffer in den Raum.
„Setz dich, Schatz.", murmelte sie und ließ sich auf das braune Ledersofa sinken. Es stand mitten im Raum, vor einem großen Röhrenfernseher, der zwischen vielen alten Bücherregalen stand.

Ich trug Jolie sachte zum Sofa und setzte mich auf die Sitzgelegenheiten, während ich Jolie auf meinen Schoß legte.
Sie jedoch sprang mit einem kleinen Hopser auf den Boden und schlich von dannen.

Ich sah ihr eine Weile hinterher, bevor ich stumm das Glas Wein von meiner Mutter gereicht bekam. Ihr Blick verriet mir, mir endlich die Last vom Herzen rauszureden.

Ich holte Luft, doch wurde wieder kurzerhand von ihr unterbrochen: „Lass mich raten!", begann sie mit erhobenem Zeigefinger und trank einen Schluck des Rotweins.

„Yoongi?", fragte sie, nachdem sie ihren Schluck getrunken hatte. Sofort rutschte mir bei seinem Namen das Herz in die Hose.
Ich nickte nur stumm und versuchte mit meine Tränen zurück zu halten, indem ich ihr sofort erwiderte: „W-woher weißt du-?"

Plötzlich entwich ihr ein leises Lachen.
„Oh, Jiminie.. Eine Mutter erkennt, wenn sich ihr Sohn unsterblich verliebt."

l'ange déchu - my fallen angel | yoonmin ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt