...und das in Dubai

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Angesichts des noch sehr milden abendlichen Klimas hatte sich Kolja gegen einen förmlichen Anzug entschieden, zumal er das Treffen eher als Freundschaftsdienst, als ein realistisches Geschäftsessen betrachtete. Stattdessen hatte er sich für seine beigefarbene Chino, ein simples dünnes weißes Hemd und seine cognacfarbenen Schuhe mit dem dazu passenden Gürtel entschieden. Noch einmal fuhr er sich locker durch die Haare, welche er an dem Abend ebenfalls weniger streng trug, bevor er das verabredete Lokal betrat. Aufmerksam sah er sich um, konnte Herrn Fischer jedoch nirgends ausmachen, woraufhin er beschloss an einem ruhigen Tisch auf der Außenterrasse auf ihn zu warten. Er zückte sein Handy, warf ungeduldig einen Blick auf die Uhr seines Displays. Er hasste Unpünktlichkeit.


Felicia richtete ihr hellblaues Sommerkleid, welches ihren Körper locker umspielte und ihre Beine bis knapp über die Knie bedeckte, und strich eine Strähne ihrer locker hochgesteckten Haare hinter ihr Ohr. Oliver sah nervös auf seine Uhr, während er das Taxi verließ: „Wir sind etwas spät dran", stellte er fest. Felicia schmunzelte. Er war es gewesen, der sich bei seiner Outfitwahl verzettelt und sich letztendlich unter Zeitdruck lediglich für eine graue Stoffhose und ein hellblaues Hemd entschieden hatte, welches wie auch seine restlichen Hemden am Bauch etwas spannte. „Bitte vergiss nicht, dass wir ein glückliches Paar sind", erinnerte sie ihr Begleiter ein wenig angespannt, während sie beruhigend lächelte und sanft über seinen Rücken fuhr: „Wie könnte ich das vergessen", erwiderte sie charmant, was auch Oliver ein Lächeln entlockte. Im Lokal angekommen sah sich Oliver suchend um, blieb jedoch fürs erste erfolglos. Zielsicher schnappte er sich einen vorbeilaufenden Kellner und erkundigte sich nach dem Mann, den er suchte. Der Kellner nickte freundlich und deutete uns ihm zu folgen. Beeindruckt sah sich Felicia um, während sie den beiden Männern vor sich folgte. Zu ihrer Überraschung war es ein unglaublich gemütliches Lokal, welches deutlich weniger luxuriös war, als sie es von Oliver für den Abend erwartet hatte, vermutlich hatte sein Partner das Lokal ausgesucht. Auf der Terrasse angekommen blieb ihr Blick sofort an der traumhaften Kulisse hängen. Dieses riesige leuchtende Riesenrad auf der vor ihnen liegenden Insel, umrandet von Lichtern der dicht darum gebauten Gebäude, welche sich im davor liegenden Meer spiegelten. Lediglich im Augenwinkel nahm sie wahr, wie sich der Mann erhob, der auf sie zu warten schien. Erst als sie Olivers Hand auf ihrem Rücken spürte, löste sie sich von diesem atemberaubenden Ausblick und erblickte Olivers ehemaligen Geschäftspartner. Schlagartig setzte ihr Herzschlag aus, als sie den Mann vor sich erkannte. Es war Kolja, der vor ihr stand und sie ebenso perplex ansah. „Kolja", ergriff Oliver freudig das Wort und streckte ihm höflich seine Hand entgegen. „Oliver", erwiderte Kolja gefasst und warf Felicia einen neugierigen Blick zu, während er Olivers Hand formgewandt entgegennahm. Oliver wandte sich an Felicia: „Darf ich vorstellen, das ist Felicia. Meine Partnerin". Kolja hob eine Augenbraue, während seine Mundwinkel kaum merklich zuckten. Er setzte ein charmantes Lächeln auf, trat einen Schritt auf sie zu. „Kolja", stellte er sich höflich vor und bot ihr seine Hand an. Bemüht ihre Überraschung zu verschleiern, ergriff sie die Hand vor sich. „Freut mich", fuhr er mit einem wissenden Lächeln fort. „Mich ebenso", erwiderte sie selbstsicher bevor sie ihn sorgfältig musterte. „Oliver hat viel von Ihnen erzählt". In ihren fast drei Jahren als Escort Dame hatte sie eine solche Situation noch nicht erlebt, sie war abstrakt. Wären sie einem anderen Kunden in Deutschland begegnet, wäre es schon ein großer Zufall gewesen, aber ausgerechnet in Dubai und ausgerechnet er? Diese Konstellation konnte nicht gut gehen. Felicia atmete einmal tief durch, sie durfte sich nicht aus der Ruhe bringen lassen, sie musste den Schein wahren, für Oliver.


Kolja nippte an seinem Wein, bevor er sich gemütlich in seinem Stuhl zurücklehnte. „Nun, was kann ich für Sie tun Oliver", begann er sachlich. Seine anfängliche Irritation war verflogen, er wusste, dass es in seiner Branche normal war sich gelegentlich mit solchen Damen zu treffen, aber dass Oliver so weit ging eine Escort-Dame, dazu ausgerechnet Felicia, als seine Freundin auszugeben, amüsierte ihn sogar ein wenig, er musste ein Vermögen für diese fünf Tage zahlen.
„Ich habe Ihnen von doch bereits von meiner Dating-App erzählt.", begann er. „Und ich habe Ihnen bereits gesagt, dass das nichts für mich ist.", entgegnete er kühl, ohne seinen Gegenüber wirklich aussprechen zu lassen. Er mochte Oliver, doch für solche kleinen Hirngespinste hatte er einfach keine Zeit. „Sie wollten mir die Chance geben Sie zu überzeugen", entgegnete Oliver nun überraschend selbstbewusst. Das war neu, wie es schien lag ihm tatsächlich etwas an diesem Projekt. Er sah kurz zu Felicia, welche ebenfalls überrascht zu sein schien, dann erneut zu Oliver. Er hatte eine Vermutung, weshalb es ihm so wichtig war: „Nun gut, überzeugen Sie mich. Sie haben die nächsten fünf Tage Zeit, dann entscheide ich", lächelte er nun entgegenkommend, zückte sein Zigarettenetui, schnippte eine Zigarette hervor und bot sie Felicia höflich an. „Ich vermute Sie sind Raucherin?", bemerkte er mit einem verschmitzten Grinsen. Oliver sah verwirrt zu seiner Begleitung, welche die Zigarette dankend annahm. Offensichtlich wusste er nicht, dass seine „Freundin" rauchte. „Lassen Sie uns ein wenig zur Seite gehen", forderte er ruhig, als er seinen Stuhl nach hinten schob und sich erhob. „In der Gegenwart eines Asthmatikers zu rauchen ist eher unpassend.", fuhr er fort. Es war Zufall, dass er sich genau an dieses Detail erinnerte. „Ist das in Ordnung für dich, Oliver", fragte Felicia ruhig, während sie ihm sanft ihre Hand auf den Rücken legte.

Zwei Leben - Eine GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt