Felicia streckte sich ausgiebig, während sie auf die Uhr neben sich schaute. 10:12 Uhr. Ein durchaus angenehmer Vorteil ihres Jobs. Sie arbeitete zwar oftmals bis spät in den Abend hinein, konnte aber somit auch gemütlich in den Folgetag starten. Kein Wecker, der sie aus dem Bett quälte, keine Hektik, die sie aus dem Haus trieb, einfach entspannt. Sie zückte ihr Handy und lächelte kopfschüttelnd. Kolja hatte ihr tatsächlich bereits geschrieben, ihr einen Standort geschickt: - 12:30 Uhr Kolja- Dabei hatte sie nicht einmal zugesagt. Dieser Kerl war unglaublich, sie stockte - unglaublich faszinierend. Wohin sollte das Ganze eigentlich führen? Sie überlegte, vielleicht sollte sie genau das versuchen herauszufinden.
Kolja hatte Sören von Vornherein klar gesagt, dass er zur Mittagszeit nicht verfügbar sein würde, entsprechend zügig hatten sie alle wichtigen Details zu seinem Auftrag für die nächsten Wochen, naja vermutlich eher Tage, besprochen. Er war recht optimistisch, dass er schnell irgendeine Lücke in diesem System finden würde, durch die er sich schleichen konnte, doch für den Moment brauchte er erst einmal eine Pause. Sein Kopf qualmte und er war müde, ausgesprochen müde. Er rieb sich einmal durch das Gesicht, bevor er sein Handy aus der Tasche zog: 12:36 Uhr. Ungeduldig ließ er es wieder in seine Hosentasche gleiten. Würde sie ihn versetzen? Mit einem gezielten Griff zückte er sein Zigarettenetui, zog eine Zigarette heraus und entzündete sie, während er einen tiefen Zug nahm. Abwarten.
Ein Schmunzeln huschte über seine Lippen, als er Felicia erblickte. Fasziniert musterte er sie. Wie konnte ein Mensch so vielseitig und wandelbar sein? In ihrer eher locker sitzenden hellblauen Jeans, einem weißen T-Shirt und ihrem dunkelgrauen Blazer, bei welchem sie die Arme bis zu den Ellbogen hochgeschoben hatte, wirkte so ungezwungen, so entspannt. Wow!
„Ich dachte schon du versetzt mich", ergriff er das Wort, während er auf sie zutrat, seine Hand selbstverständlich auf ihrer Taille ablegte und ihr einen Kuss auf die Wange hauchte. Felicia lachte: „Ich hatte darüber nachgedacht, aber ehrlich gesagt hatte ich zu großen Hunger." „Das ist also der Grund, warum du hier bist?", lachte Kolja nun ebenfalls. Felicia sah ihn mit einem verführerischen Grinsen an: „Glaubst du etwa, dass ich wegen dir hier bin?", provozierte sie, der Schalk nur so in den Augen. Kolja zuckte lediglich mit den Schultern: „Hattest du einen schönen Morgen?", fragte er höflich, ging bewusst nicht auf ihre Frage ein. „Naja, ich bin allein aufgewacht, dabei mag ich Sex am Morgen unglaublich gerne", bemerkte sie fast schon beiläufig, während sie anzüglich grinste und mit den Schultern zuckte: „Sex am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen", fuhr sie mit einem Augenzwinkern fort. Kolja schluckte, während er die Frau unmittelbar vor sich ausgiebig musterte, brauchte einen Augenblick, bis er seine Stimme wiederfand: „Du hast Kummer?", hakte er mit einem spitzbübischen Grinsen nach. Felicia lächelte triumphierend, fuhr mit ihren Fingerspitzen sanft über seine Brust: „Nein", hauchte sie dicht an seinen Lippen: „Aber offensichtlich auch keinen Sex". „Du machst mich fertig", flüsterte er. Felicia lächelte souverän, überwand den minimalen Abstand zwischen ihnen und legte ihre Lippen hauchzart auf seine, lockte ihn förmlich mit den zarten Berührungen ihrer Zunge. Oh Shit!
Felicia liebte es Männer zu provozieren, sie aus der Reserve zu locken, sie um ihre Finger zu wickeln, besonders Kolja. Langsam ließ sie ihre Hand in seinen Nacken gleiten, während ihre Zunge seine spielerisch berührte. „Felicia?", hörte sie eine überraschte Stimme neben sich. Abrupt löste sie sich von Kolja, sah zu dem Mann, welcher nur wenige Meter neben ihr stand. „Ben", entfuhr es ihr entgeistert. Ben wechselte den Blick zwischen Kolja und ihr. „Was?", begann er, als würde er noch die Worte in seinem Kopf sortieren. „Sie wussten, dass ähm". Kolja lächelte erwartungsvoll: „Felicia im Escort arbeitet?", beendete er seine Frage, während seine Mundwinkel zuckten. „Ja, das wusste ich, aber über so etwas spricht man nicht.", fuhr er ruhig fort. Ben lachte, wirkte wieder gefasster: „Das hätte ich von Ihnen ehrlich gesagt nicht erwartet, Kolja". Dieser lächelte verschmitzt, schwieg jedoch, während Ben sich nun mit einem schelmischen Grinsen an Felicia wandte: „Muss ich das persönlich nehmen?", wollte er neugierig wissen. Was meinte er? Fragend sah sie ihn an, worauf er herausfordernd eine Augenbraue hob: „Mir sagten Sie Küsse seien ihrem Privatleben vorbehalten." Sie zögerte kurz, spürte Koljas fragenden Blick auf sich, welchen sie wissentlich ignorierte. „Er gehört zu meinem Privatleben", entgegnete sie möglichst selbstverständlich. Bens Augen wurden groß: „Oh, sind sie?" Kolja lachte: „Ich glaube nicht, dass das für Sie relevant ist." „Was machen Sie hier?", versuchte Felicia das Thema umzulenken. Dieses Zusammentreffen war äußerst bizarr. Ben überlegte kurz, schien den Themenwechsel jedoch dankbar anzunehmen: „Ähm, ich arbeite hier", erklärte er ruhig und deutete auf das Gebäude hinter ihnen. Kolja hatte also einen erneuten Termin mit Sören gehabt? „Was ein Zufall", lächelte sie. „Was machen Sie hier?", wollte nun auch Ben neugierig wissen. Sie deutete leicht auf Kolja und lächelte: „Wir sind zum Essen verabredet". Fragend sah Ben zu Kolja: „Was hat es mit Ihnen auf sich? Wieso treffen Sie sich mit meinem Chef?" Ihr Nebenmann lächelte unbeeindruckt: „Sie werden verstehen, dass ich mich auf diese Frage nicht äußern werde".
„Ich gehöre also zu deinem Privatleben?", hakte Kolja mit einem Schmunzeln nach, während er sich eine Gabel Nudeln in den Mund schob. „Offensichtlich" lachte Felicia „Zahlen tust du nämlich nichts." „Das könnte ich mir auch nicht leisten", witzelte er, bevor sein Blick ernster wurde. „Du küsst keine Kunden?", wollte er nun unvermittelt wissen. Bens Bemerkung hatte ihn aufmerksam werden lassen. Felicia zögerte einen Moment: „Das Risiko ist so groß", antwortete sie ruhig, woraufhin er sie irritiert ansah. Was meinte sie mit Risiko? Sie lächelte und deutete auf ihn: „Du siehst doch wozu das führen kann." „Wegen mir?", entfuhr es ihm überrascht. Felicia sah auf ihren Teller, wich seinem Blick aus: „Unschuldig bist du nicht", sprach sie leise, bevor sie das Stück Pizza von ihrer Gabel zog. Aufmerksam musterte er sie. Es war ihr Ernst! Für einen Moment schwieg sie, schien nachzudenken, bis sie ihren Blick hob und ihn neugierig betrachtete: „Warum schaffst du es nicht anzurufen?" Kolja stockte, wieso fragte sie das?
Felicia lächelte zaghaft, als sie seinen fast schon panischen Blick bemerkte: „Kolja, es ist nur eine Frage, kein Vorwurf. Mich interessiert einfach, warum du es nicht tust.", erklärte sie mit sanfter Stimme. „Ich möchte dich einfach verstehen". Kolja legte sein Besteck sorgfältig auf seinem Teller ab, bevor er ruhig seinen Stuhl zurückschob: „Ich brauche eine Zigarette".
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Zwei Leben - Eine Geschichte
RomanceEscort-Dame = Frau, die gegen Bezahlung für eine bestimmte Zeit ihre Gesellschaft [und sexuelle Dienstleistungen] anbietet. Geschäftsmann = Mann, der ein Geschäft führt, besitzt oder Geschäfte macht Zwei unterschiedliche Definitionen. Was jedoch w...