Irritation

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Kolja öffnete die Augen, sein Nacken schmerzte, er musste eingeschlafen sein. Stöhnend erhob er sich, drückte seinen Rücken durch, zog eine Zigarette aus dem Etui auf seinem Schreibtisch und ging auf den Balkon. Entspannt zündete er die Zigarette zwischen seinen Lippen an, zog daran und atmete tief ein. Er überlegte, versuchte den Abend zuvor zu rekonstruieren, schüttelte schmunzelnd den Kopf. Er hatte sich mit Felicia unterhalten und war in seiner ersten ruhigen Minute auf dem Sofa eingeschlafen. Gut gemacht. Sie hatte sich vermutlich köstlich amüsiert und war dann einfach gegangen.
„Guten Morgen, Sie leben ja noch", vernahm er eine ruhige Stimme hinter sich, welche ihn abrupt aus seinen Gedanken riss. Vor ihm stand Felicia, lediglich bekleidet in ihrer aufreizenden schwarzen Spitzenunterwäsche. „Felicia", entfuhr es ihm überrascht. „Was machen Sie hier?". „Wie wäre es erst einmal mit einem Guten Morgen?", lächelte sie verschmitzt. Kolja griff in seinen schmerzenden Nacken, er war verwirrt. Felicia trat einen Schritt auf ihn zu, ihr Blick verführerisch: „Ich habe die Nacht allein in Ihrem Bett verbracht, während sie gemütlich auf dem Sofa geschlafen haben", neckte sie. Er schluckte, allein ihr Anblick rief eine ungeahnte Reaktion seines Körpers hervor. „Dann hoffe ich mal, dass Sie gut geschlafen haben", bemerkte er bemüht beiläufig und zog an der Zigarette in seiner Hand. Felicia betrachtete ihn mit einem süffisanten Grinsen, trat einen weiteren Schritt auf ihn zu sodass sich ihre Lippen nun unmittelbar an seinem Ohr befanden: „Ich könnte Ihnen verraten, was ich so allein in Ihrem Bett getrieben habe", säuselte sie lockend. Ach du scheiße! Diese Frau war außergewöhnlich. Er konnte ihr triumphierendes Lächeln förmlich spüren, er war sprachlos.
Ein leises Klopfen an der Tür riss ihn aus seiner Trance. Er atmete tief durch: „Das ist vermutlich Oliver.", fand er seine Stimme wieder und trat einen Schritt zurück. „Sie sollten sich vielleicht etwas anziehen", fuhr er lächelnd fort. Seine Gegenüber zuckte lediglich mit den Schultern: „Er weiß, wie ich aussehe", konterte sie keck und nahm ihm die Zigarette aus der Hand. Er stockte kurz, damit hatte sie wohl Recht.
Er fuhr sich noch einmal mit der Hand durch seine Haare, bevor er die Tür des Apartments öffnete. Perplex hielt er inne, sah die Person vor sich mit erhobener Augenbraue an, es war nicht Oliver. Vor ihm stand Inez, welche ihn mit einem zauberhaften Lächeln bedachte: „Guten Morgen, Lui", begann sie. Das auch noch! „Guten Morgen", entgegnete er knapp. „Ich glaube da hat sich ein Fehler eingeschlichen, als ich meine Nummer notiert habe. Vermutlich hast du mich deswegen nicht erreicht.", erklärte sie fast schon ein wenig verlegen. Koljas Mundwinkel zuckten, natürlich hatte er erst gar nicht versucht sie anzurufen. Er zögerte, überlegte kurz, wie er sie möglichst höflich abwimmeln konnte. Bevor er jedoch das Wort ergreifen konnte, spürte er, wie sich eine Hand bestimmt um seinen Nacken schloss: „Er wird Sie nicht anrufen", vernahm er Felicias ruhige, jedoch unglaublich verführerische Stimme dicht neben sich.


„Er wird Sie nicht anrufen", bemerkte Felicia ruhig, während sie noch immer lediglich in ihren knappen Dessous bekleidet neben Kolja trat, ihre Hand fest in seinem Nacken. Die Augen ihrer Gegenüber weiteten sich, jegliche Farbe wich aus ihrem Gesicht, was Felicia amüsiert schmunzeln ließ. Sie verfehlte ihre Wirkung nicht. Koljas Mundwinkel zuckten. „Ich kenne Sie doch", stammelte die vor ihr stehende Frau perplex, woraufhin Felicia ihr selbstbewusst, fast schon überheblich ihre Hand entgegenstreckte. „Felicia", stellte sie sich höflich vor, während sie sich angesichts ihres schockierten Gesichtsausdrucks ein weiteres Schmunzeln verkneifen musste. „Inez, richtig?", fuhr sie provokativ fort. Perplex sah sie sie an: „Iris", korrigierte sie beinahe schnippisch. „Oh", entfuhr es Felicia. Doch nicht Inez. Lächelnd hob sie die Schultern, sah ihre Gegenüber eindringlich an. „Sie sollten jetzt besser gehen, Iris". Iris warf Kolja einen vernichtenden Blick zu. „Arschloch", ließ sie ihrem Ärger freien Lauf, schnaubte verächtlich und rauschte ab. Kolja sah ihr verdutzt nach, schmunzelte jedoch: „Dank Ihnen stehe ich jetzt als ganz schönes Arschloch da". Felicia lachte: „Dank mir?", fragte sie mit einem herausfordernden Grinsen „Sie sollten besser an Ihrem Namensgedächtnis arbeiten, Lui" fügte sie keck hinzu, was nun auch ihren Gegenüber auflachen ließ. Aufmerksam beobachtete sie den Mann vor sich, wie er sie mit einem unglaublichen Lächeln mustere. „Ich sollte langsam los. Unser Flieger geht schon in ein paar Stunden", riss sie sich selbst aus ihren Gedanken. Es war notwendig, dass wieder Abstand zwischen sie und diesen Mann kam.


Zwei Leben - Eine GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt