...und seine Nachwirkungen

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„Fuck", vernahm Felicia ein scharfes Fluchen, gefolgt von einer hektischen Bewegung neben sich. Verwirrt öffnete sie die Augen und erblickte Kolja, welcher hastig den Gürtel seiner Hose schloss und sich sein Hemd überwarf. „Was?", entfuhr es ihr verschlafen. „Ich habe in nicht einmal zehn Minuten einen Termin", erklärte er eilig, während er in seine Schuhe schlüpfte und währenddessen die Knöpfe seines Hemdes schloss. Ungeduldig warf er einen Blick auf sein Handy, sah kurz zu ihr auf. Er hielt plötzlich in seiner Bewegung inne, trat einen Schritt auf sie zu. „Ich muss los", lächelte er knapp und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn, bevor er schnurstracks ihr Zimmer verließ.
Müde, vollkommen perplex betrachtete Felicia die nun wieder geschlossene Tür ihres Schlafzimmers. Was war das denn?
„Deine Nacht war gut?", fragte Miri mit einem süffisanten Grinsen, bevor sie einen großen Schluck aus ihrer Kaffeetasse nahm. Felicias Mundwinkel zuckten: „Willst du wirklich eine Antwort?". „Wo ist er?", hakte ihre Schwester nach, ohne auf ihre Frage einzugehen. Wie es schien kannte sie die Antwort bereits. „Er hatte einen Termin", lächelte sie schulterzuckend und nippte ebenfalls an ihrem Kaffee. Miri betrachtete sie neugierig: „Was genau weißt du eigentlich über ihn?" Felicia hob nachdenklich eine Augenbraue: „Ich kenne seinen Namen, habe eine ungefähre Ahnung was er beruflich macht und dank dir weiß ich nun auch, woher er kommt". „Das ist alles?", hakte ihre Gegenüber verwundert nach. Felicia hob ihre Schulter, während sie erneut an der Tasse in ihrer Hand nippte: „Und er ist beziehungsunfähig", ergänzte sie trocken „Zumindest liegt die Vermutung sehr nahe". Miri musterte sie eingehend, schüttelte fast schon fassungslos den Kopf. „Was?", entfuhr es Felicia erwartungsvoll. „Was sollte ich denn deiner Meinung nach über einen gelegentlichen Sexpartner alles wissen?". Jetzt war es ihre Schwester, welche skeptisch eine Augenbraue hochzog: „Gelegentlicher Sexpartner?", begann sie herausfordernd: „Felicia, du lädst keinen gelegentlichen Sexpartner ein mit dir, deinen Freundinnen und deiner Schwester auszugehen." „Er ist eben nur sehr selten in der Stadt", stellte Felicia nun fast schon genervt von Miris Fragen klar, was diese jedoch schmunzeln ließ. „Woher kennt ihr euch überhaupt?" „Das darf ich nicht sagen". Miri lachte und schaute sie erwartungsvoll an: „Ich bin deine Schwester". Felicia sah sie eindringlich an: „Darf ich nicht sagen", betonte sie noch deutlicher, in der Hoffnung, dass sie ihren Hinweis verstand, und sie schien zu verstehen. „Nein", entfuhr es ihr überrascht. „Kolja ist ein Kunde von dir?". „War", korrigierte sie knapp, wurde jedoch von dem Piepen ihres Handys unterbrochen. Da sie auf eine Rückmeldung ihrer Chefin bezüglich ihres abendlichen Termin wartete, warf sie aufmerksam einen Blick auf ihr Handy, stockte jedoch als sie die Nachricht auf dem Display erblickte. -Sehen wir uns heute Abend? Kolja-. Ein leichtes Schmunzeln huschte über ihre Lippen. „Nur ein gelegentlicher Sexpartner genau", stellte Miri mit ironischem Unterton fest und lachte. Felicia warf ihrer Gegenüber einen mahnenden Blick zu, schüttelte den Kopf und legte das Handy beiseite, ohne auf seine Nachricht zu reagieren.

Kolja fuhr mit einer Hand durch seine Haare, atmete tief durch, während er seine E-Mails durchging. Sein Termin hatte ihn ganz schön ins Schwitzen gebracht. Es war für gewöhnlich nicht seine Art zu spät zu einem Termin zu erscheinen und das auch noch für seine Verhältnisse recht unvorbereitet. Er bezweifelte, dass dieses Meeting so erfolgreich verlaufen war, wie er es sich eigentlich erhofft hatte und dennoch schmunzelte er. Für diesen Abend hatte es sich gelohnt. Er zückte sein Handy und schmunzelte, als er eine Nachricht von Felicia erblickte. Sie hatte sich Zeit gelassen auf seine Nachricht zu reagieren. -Muss arbeiten. Feli- , las er die knappe Antwort. Schade. Er musste sich eingestehen, dass er sie gerne noch einmal gesehen hätte, bevor er die Stadt wieder verließ. Er schmunzelte und tippte: -Was zahlt er?-. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis sein Handy vibrierte. -Netter Versuch, aber keine Chance-. Ein Schmunzeln huschte über seine Lippen, bevor er erneut seine Finger über das Display seines Handys springen ließ: -Du weißt was dir entgeht-. Grade wollte er das Smartphone zur Seite legen, als es erneut surrte: -Du wohl auch-. Er lachte, diese Frau war unglaublich. Für einen kurzen Moment zögerte er: -Eine Zigarette?!- Musste er grade tatsächlich eine Frau davon überzeugen ihn zu treffen? Eine Antwort abwartend ließ er das Telefon immer wieder ungeduldig durch seine Finger gleiten. Sie ließ sich Zeit.
-Bin bis 19 Uhr zu Hause – Kritisch betrachtete er die Uhr vor sich. 17:15 Uhr. Das für 17:30 Uhr vorgesehene Online-Meeting musste also zügig gehen.

Felicia warf noch einen prüfenden Blick in den Spiegel, bevor sie auch die letzten ihrer widerspenstigen Locken hinter ihr Ohr schob. So konnte sie sich sehen lassen.
Das Klingeln der Haustür ließ sie aufmerksam werden, erstaunt sah sie auf die Uhr. 18:38 Uhr. Augenblicklich kam ihr der Nachrichtenverlauf mit Kolja in den Sinn, sie hatte keineswegs damit gerechnet, dass er tatsächlich auftauchen würde. Perplex öffnete sie die Tür, vor ihr stand Kolja mit einem verschlagenen Grinsen und hielt ihr eine Zigarette entgegen. Sie lachte ungläubig: „Ernsthaft?". Er hob verführerisch eine Augenbraue und zuckte wortlos mit den Schultern, während sie die Zigarette schmunzelnd entgegennahm. Dieser Mann hatte es tatsächlich geschafft sie zu überraschen. Aufmerksam zog er sein Feuerzeug hervor, trat einen Schritt auf sie zu und gab ihr Feuer. „Wie war dein Meeting?", fragte sie keck. „Ich war zu spät und vollkommen unvorbereitet, also prima würde ich sagen", erwiderte er ironisch, lachte jedoch.
Grinsend zog sie an ihrer Zigarette, beobachtete wie er sie ausgiebig musterte. „Kann ich so gehen?", witzelte sie und sah ihren Gegenüber herausfordernd an. „Ich beneide diesen Mann ein wenig", konterte er gelassen, während er mit einem unglaublich verführerischen Lächeln an seiner Zigarette zog. „Bist du eifersüchtig, Kolja?", stichelte sie, hoffte jedoch ihn ein wenig aus der Reserve locken zu können. Ihr Gegenüber atmete den Qualm seiner Lungen ruhig aus, trat einen Schritt auf sie zu: „Nein", hauchte er dicht an ihren Lippen. „Ich würde nur gerne mit ihm tauschen". Felicia schluckte angesichts seiner Nähe, grinste jedoch. „Da hast du wohl schlechte Karten", konterte sie möglichst gelassen, ohne auch nur einen Millimeter zurückzuweichen. Mit einem Mal schnellte Koljas Hand nach vorne, griff um ihre Taille und zog ihren Körper mit einem Ruck dicht an sich. Sie stöhnte überrascht auf. Was tat dieser Mann mit ihr? Ohne darüber nachzudenken, überwand sie den letzten verbliebenen Abstand zwischen ihnen, küsste ihn ungeduldig.
„Du solltest gehen", forderte Kolja atemlos, während sein Arm noch immer fest ihre Taille umschloss.


Zwei Leben - Eine GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt