Zwei Leben - Eine Geschichte

Sprachlos!

Felicia streckte sich ausgiebig, fühlte sich unglaublich erholt und ausgeschlafen. Sie drückte ihr Gesicht fest in das warme, weiche Kissen unter ihrem Kopf, atmete tief ein. Es roch so unwahrscheinlich gut. Schlagartig öffnete sie ihre Augen, eine Übernachtung war nicht vereinbart gewesen. Sie musste eingeschlafen sein. Irritiert ließ sie ihren Blick durch das Zimmer schweifen, versuchte irgendein Geräusch auszumachen. Doch es war vollkommen still. Wo war er? Mit den Händen rieb sie sich durch ihr Gesicht, fuhr sich durch die Haare und versuchte einen klaren Kopf zu bekommen. Nach ihrem Gespräch auf dem Balkon hatte er sie überraschend gepackt, sie förmlich in sein Bett gezerrt. Bei dem Gedanken daran huschte ein leichtes zufriedenes Grinsen über ihre Lippen. Sie mochte es ihn zu provozieren und noch mehr mochte sie es, wenn er sich darauf einließ. Danach musste sie eingeschlafen sein, sie erinnerte sich nur schwach an seinen ruhigen Atem auf ihrer Haut, seine Hand, welche sanft und beruhigend über ihre Haut gestreichelt hatte. Hatte sie etwa tatsächlich die Nacht mit ihrem Kunden verbracht oder hatte sie eine Nacht mit einem Mann verbracht, der sie tatsächlich zu interessieren schien? Sie atmete tief durch, schob sich aus der Bettdecke und sah sich erneut um. Ihre Kleider lagen ordentlich zusammengefaltet auf dem neben dem Bett stehenden ledernen Sessel, dieser Mann war ungewöhnlich. Während sie nach ihren Kleidern griff, fiel ihr eine einzelne Zigarette auf dem Schreibtisch auf, darunter ein Umschlag mit ihrem Namen. Schmunzelnd nahm sie den Umschlag an sich und öffnete ihn. Ihre Augen weiteten sich, das war deutlich mehr, als er es mit ihrer Chefin vereinbart haben konnte. Sie zog den kleinen beigefügten Zettel aus dem Umschlag: „Genießen Sie die Zigarette. Ich hätte sie gerne gemeinsam mit Ihnen geraucht. Kolja", las sie leise.
Ungläubig schüttelte sie den Kopf, blickte auf die Zigarette in ihrer Hand, bevor sie sie lässig zwischen ihre Lippen klemmte und genüsslich daran zog. Er achtete auf Details. Sorgsam gefaltete Kleider, eine Morgenzigarette und ihre, sie schluckte, Bezahlung. Erneut füllte sie ihre Lungen mit Rauch, sie wollte mehr über diesen Mann erfahren und sie musste warten, bis er sich mit ihrer Agentur in Verbindung setzte, warten, bis er in der Stadt war. Für einen Moment hielt sie inne, lächelte überlegen: „Wollen wir doch mal sehen".

Kolja betrat müde sein Zimmer, seine Termine hatten sich länger gezogen, als er es erwartet hatte. Er warf einen Blick auf die Uhr. Kurz duschen, dann war er mit Oliver und Mila zum Essen verabredet. Er hielt inne, als er sein Schlafzimmer betrat. Das Bett war ordentlich gemacht, auf der glatt gestrichenen Oberfläche lag der Umschlag, den er Felicia am Morgen hinterlassen hatte. Verwirrt griff er danach und öffnete ihn. Was? Er ließ die Geldscheine sorgfältig durch seine Finger gleiten, sie hatte sich lediglich den regulären Betrag für den Abend herausgenommen, keinen Cent mehr, trotz Übernachtung. Er zückte den beigelegten kleinen Zettel. „0162-7648288 – Ruf mich an! Feli" Vollkommen perplex betrachtete er das Papier in seiner Hand, er war sprachlos.