Kolja verschränkte die Arme hinter seinem Kopf und streckte den Rücken durch, als er von seinem Laptop hochsah, vor ihm der noch ungeöffnete Koffer, welchen er nach seiner Ankunft vor zwei Stunden genau dort platziert hatte. Er straffte die Schultern, versuchte sich erneut auf die Anforderungen seines Kunden vorzubereiten, den er am Folgetag treffen sollte, doch seine Gedanken schweiften immer wieder ab. Er atmete tief durch, zückte sein Handy, scrollte durch seine Kontakte und blieb bei einem Kontakt hängen. Gwen Simmons. Er zögerte, warf einen Blick auf die Uhr. 21:23 Uhr. Akribisch dachte er nach, griff nach seiner Geldbörse, welche er nun zielsicher öffnete und zog einen kleinen Zettel hervor. Es war Felicias Telefonnummer. Wie oft hatte er diesen Zettel in den letzten Wochen in der Hand gehabt, hatte es dennoch nicht geschafft sie anzurufen. Was solls! Ruhig wählte er die Nummer, die sie mit ihrer sauberen Handschrift auf dem Zettel notiert hatte, hob ab und hörte ein Freizeichen. Ein gutes Zeichen.
„Miri hier, hallo", lachte eine weibliche Stimme am anderen Ende. Kolja stockte. Hatte sie ihm eine falsche Nummer gegeben?
Felicia freute sich seit Langem wieder einmal einen freien Abend mit ihren Freundinnen und vor allem ihrer Schwester zu verbringen. Sie liebte ihren Job, aber ihre Arbeitszeiten waren nicht besonders freizeittauglich, sie lagen überwiegend am Abend und an den Wochenenden, somit in der Freizeit ihres gesamten Umfeldes. Sie zog grade ihren Lidstrich, als sie das Klingeln ihres Handys aus dem Wohnzimmer vernahm. „Soll ich rangehen?", hörte sie die Stimme ihrer Freundin. „Nein, nein, ich gehe ran", lachte ihre Schwester. „Uh eine unbekannte Nummer". Felicia sprang aus dem Badezimmer: „Keine von euch geht an mein Handy". „Zu spät", grinste ihre Schwester „Miri hier, hallo", begann Miri begeistert. „Da müssen Sie sich verwählt haben", witzelte sie weiter. „Gib sofort das Handy her", forderte sie ihre Schwester nachdrücklich auf, bevor sie ihr das Smartphone aus der Hand zog. Sie konnte ihrer kleinen Schwester einfach nicht böse sein. „Hallo", sprach sie atemlos, musste sich jedoch ein Lachen verkneifen, weil ihre Gegenüber die verrücktesten Grimassen schnitten. Das Vorglühen hatte seine Wirkung bei ihnen eindeutig nicht verfehlt. „Felicia?", ertönte eine irritierte, jedoch ruhige Stimme am anderen Ende. „Kolja", entfuhr es ihr überrascht, mit seinem Anruf hatte sie schon lange nicht mehr gerechnet. „Warten Sie kurz", bemerkte sie möglichst ruhig, deutete Miri und Charlie leise zu sein und schlängelte sich aus dem Wohnzimmer. „Störe ich?", hakte er nach, wobei sie sein Grinsen förmlich hören konnte. „Sie rufen tatsächlich an, Kolja?", witzelte sie, ohne auf seine Bemerkung einzugehen. „Ich habe lange überlegt", lachte er, was auch Felicia lächeln ließ. „Das stimmt", bestätigte sie schmunzelnd. „Nun, wie ich höre sind Sie bereits in Gesellschaft". Sie horchte auf, konnte sich denken, warum er anrief. „Nur ein paar Freundinnen und meine Schwester.", antwortete sie ruhig. „Wir gehen aus. Kommen Sie doch mit", fügte sie nahezu provokant hinzu. „Haben Sie getrunken, Felicia?", fragte Kolja mit einem amüsierten Unterton. Felicia lachte: „Vielleicht ein bisschen, aber ich hätte auch ohne Alkohol gefragt", witzelte sie selbstsicher.
Kolja verriegelte sein Auto, während er auf den nun vor sich liegenden Club zutrat. Was tat er hier? Seinen Anzug hatte er gegen eine gut geschnittene Jeans und ein hellblaues Hemd getauscht. Seine Haare hatte er auf die Schnelle eher locker nach hinten gekämmt, in der Hoffnung, dass seine Frisur den Abend überstehen würde.
Schon auf Entfernung erblickte er Felicia, wie sie entspannt mit ihrem leichten kurzen Kleid an der Wand lehnte, ihre wirren lockigen Haare locker hochgesteckt und herzlich mit den beiden Frauen neben sich lachte. Eine der beiden erblickte ihn, musterte ihn eingehend. Sie trug ebenfalls ein kurzes Kleid, welches jedoch eher eng an ihrem Körper anlag, eine sportliche Figur erahnen ließ. Ihre braunen Haare fielen über ihre Schultern und ein charmantes Lächeln lag auf ihren Lippen. Felicia folgte neugierig dem Blick ihrer Begleiterin. Ihre Mundwinkel zuckten, als sie ihn erblickte.
„Guten Abend, die Damen", grüßte er höflich, als er die drei jungen Frauen erreichte. Die Augen ihrer Begleiterinnen wurden groß, sahen ihn überrascht an. „Felicia", grüßte er unbeirrt, trat einen Schritt auf sie zu, legte seine Hand sanft auf ihre Taille und hauchte einen Kuss auf ihre Wange. „Jetzt stellt sich mir natürlich die Frage, wer Miri ist", fuhr er charmant fort. Die junge Dame, welche ihn vor wenigen Sekunden noch ausgiebig gemustert hatte, strich sich verlegen eine Haarsträhne hinter das Ohr und lächelte: „Das bin dann wohl ich". „Kolja", schmunzelte er und bot ihr seine Hand zur Begrüßung an, welche sie zaghaft entgegennahm. „Meine Schwester", ergänzte Felicia lächelnd. „Und das ist Charlie, eine sehr gute Freundin." „Freut mich", entgegnete er ruhig, während er ihre Hand mit seiner umschloss. „Und Kolja ist wer?", hakte Charlie erwartungsvoll nach. Er lächelte verschmitzt: „Das bleibt mein Geheimnis", zwinkerte er und deutete auf den Eingang: „Können wir? Oder bekomme ich noch männliche Unterstützung?" „Drin warten noch zwei Freundinnen auf uns. Aber fünf Frauen sind für Sie sicher kein Problem, oder?", stichelte sie keck, was Kolja amüsiert eine Augenbraue heben ließ: „Ist das eine Fangfrage?"
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Zwei Leben - Eine Geschichte
Storie d'amoreEscort-Dame = Frau, die gegen Bezahlung für eine bestimmte Zeit ihre Gesellschaft [und sexuelle Dienstleistungen] anbietet. Geschäftsmann = Mann, der ein Geschäft führt, besitzt oder Geschäfte macht Zwei unterschiedliche Definitionen. Was jedoch w...