Unverhofft kommt oft...

252 15 0
                                    

Felicia nippte müde an ihrem Kaffee. „Hast du nicht gut geschlafen?", fragte Oliver fast schon besorgt, woraufhin sie knapp lächelte: „Die Nacht war etwas unruhig", erklärte sie ruhig, während Erinnerungsfetzen der letzten Nacht in ihr aufstiegen. Sie schmunzelte, unruhig war wohl nicht ganz das richtige Wort.
Olivers Handy riss sie aus ihren Gedanken. „Entschuldige", rechtfertigte er sich höflich und hob ab. „Fischer", begann er ruhig. „Guten Morgen Kolja". Felicia lauschte unbewusst auf, als sie seinen Namen hörte. „Natürlich! Gerne", erwiderte er freudig. „Dann bis später."
Neugierig sah Felicia ihren Gegenüber an, welcher sein Smartphone nun lächelnd neben sich legte. „Kolja hat sich mein Konzept angesehen. Er möchte sich beim Abendessen mit mir darüber unterhalten." „Das hört sich doch fantastisch an", erwiderte sie ehrlich. „Du begleitest uns doch, oder?", wollte er nun erwartungsvoll wissen. Felicia lächelte: „Natürlich!"


Ein Schmunzeln huschte über Koljas Lippen, als er Oliver mit seiner Begleitung erblickte. Nicht viele Menschen schafften es noch ihn zu überraschen, sie jedoch schaffte es immer wieder aufs Neue. Mit welch einer Selbstverständlichkeit sie ihn in der Nacht verführt hatte, ihn aber ebenso selbstverständlich alleine auf seinem Balkon hatte stehen lassen. Er schmunzelte, sie war einfach eine unglaubliche Frau. Er erhob sich, reichte Oliver höflich seine Hand, bevor er einen Schritt auf Felicia zutrat, seine Hand zart an ihre Taille legte und zur Begrüßung einen Kuss auf die rechte und linke Wange andeutete. „Schön Sie zu sehen", begann er charmant und deutete auf den Tisch vor sich, auf dem auch Olivers Konzept bereitlag.
„Nun was sagen Sie", sprudelte es nur so aus Oliver heraus. Kolja schmunzelte. „Entschuldigen Sie", setzte er nervös nach. „Mir ist das Ganze sehr wichtig". „Gut", begann Kolja sachlich „Da sind wir schon bei meinem ersten Punkt". Sein Gegenüber sah ihn fragend an, während er sich in seinem Stuhl zurücklehnte und seine Beine elegant übereinanderschlug. „Weshalb ist Ihnen diese App so wichtig?", fragte er direkt. „Ähm, habe ich das im Konzept nicht ausgeführt?", hakte Oliver vorsichtig nach. „Doch", begann er ruhig „Aber ich möchte den wahren Hintergrund hören." Oliver wirkte verunsichert, auch Felicia sah ihn fragend an. „Es gibt so viele Menschen, die keine Chance haben einen Partner oder eine Partnerin zu finden. Menschen, die aufgrund ihres Aussehens oder ihres Auftretens keine Chance bekommen, obwohl es nette Menschen sind, vermutlich sogar besonders nette Menschen", erklärte er ein wenig nervös. Kolja schmunzelte, er meinte es nicht böse. Er wollte ihn lediglich aus der Reserve locken und vor allem wollte er, dass er vollumfänglich hinter seiner Arbeit und auch seiner Motivation dazu stand. „In Ordnung", stellte er nüchtern fest und nahm einen Schluck aus seinem Weinglas. „Oliver, Sie sind ein toller Kerl und ich mag Ihre Idee wirklich. Ich denke, dass eine Umsetzung eine Bereicherung für den Markt ist." Oliver betrachtete ihn skeptisch: „Aber?" „Sie führen mich seit Tagen an der Nase herum", begann er nun ernst. „Das ist keine Basis für eine gute Zusammenarbeit. Ich werde nicht mit einem Mann zusammenarbeiten, der nicht die Courage besitzt zu seinem eigenen Leben zu stehen." Sein Gegenüber schluckte schwer, während ihm jegliche Farbe aus dem Gesicht wich. „Was erlauben Sie sich?", hakte Felicia perplex ein. Erstaunt sah er auf. Sie hatte Courage! „Oliver", überging er Felicias Bemerkung, wandte sich an den Mann vor sich, den er nun freundschaftlich ansah. „Sie brennen für diese Idee, Sie haben so viel Arbeit investiert, sich so dafür eingesetzt, dass ich mir Ihr Konzept überhaupt ansehe. Warum können Sie nicht zugeben, dass Ihr Leben, Ihre persönliche Situation der Grund für die Entwicklung dieser App ist?" Erneut schluckte sein Gegenüber: „Wie? Also woher wissen Sie das?", fragte Oliver beinahe eingeschüchtert. Kolja lächelte: „Glauben Sie ich bin blind?" Olivers Mundwinkel zuckten zaghaft, wie es schien kam er endlich wieder aus seinem Schneckenhaus. Kolja warf einen Blick zu Felicia, welche ihn erwartungsvoll ansah. „Sollten Sie nicht ebenfalls mit offenen Karten spielen, Kolja?", begann sie herausfordernd. Oliver schien verwirrt und wechselte den Blick zwischen ihm und Felicia.

Zwei Leben - Eine GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt