Bent sah Kolja erwartungsvoll an. „Kommst du?". Ein letztes Mal zog er an seiner Zigarette, bevor er sie in den Aschenbecher schnippte und seinem Freund und Geschäftspartner in den Stripclub folgte. Auch wenn er anfangs von der Idee Bent zu begleiten nicht besonders angetan war, fand er langsam Gefallen daran. Seit einer Woche arbeitete er ohne Pause, hatte weder Zeit zum Essen noch zum Schlafen. Alles geschah unter Zeitdruck, in immenser Hektik. Sein Kopf brauchte einfach eine Pause. Kopf ausschalten und entspannen.
Schon beim Betreten des Lokals stach ihm die ein oder andere interessante Frau ins Auge. Ein Lächeln huschte über seine Lippen, vielleicht gut, dass Bent sich für ein Stripclub mit integriertem Bordell entschieden hatte, da waren dem Abend keine Grenzen gesetzt.
„Und bereust du es schon mich begleitet zu haben?", witzelte Bent, ein hochgewachsener sportlicher Mann mit blonden kurzen Haaren, nur wenige Jahre jünger als er. Kolja lachte, bevor er sein Whiskyglas in einem Zug leerte und seinen Blick durch den Raum schweifen ließ „Nicht einmal ansatzweise.". Sein Blick blieb an einer der Tänzerinnen hängen, die er ausgiebig musterte. Ihre langen braunen Haare fielen locker über ihre Schultern, ihre hellblauen Augen hatten etwas Fesselndes, ihre sinnlichen Bewegungen etwas Reizvolles. Ein verführerisches Lächeln trat auf seine Lippen, als sie seinen Blick bemerkte und aufmerksam erwiderte. „Wie lange bist du noch in Hamburg?", riss ihn Bents Stimme zurück in die Realität. „Entschuldige", lächelte er verschmitzt, was seinen Gegenüber auflachen ließ. „Na wenn man hier nicht abgelenkt sein darf, wo dann?". „Wohl wahr", bestätigte Kolja ebenfalls lachend. „Wenn ich meine Termine, wie geplant über die Bühne bekomme noch vier Tage.", fuhr er fort. Ein breites Grinsen legte sich auf Bents Lippen. Noch bevor Kolja etwas sagen konnte, spürte er eine zarte Berührung in seinem Nacken: „Robin", hauchte eine sanfte Frauenstimme an seinem Ohr. Neugierig drehte er den Kopf zur Seite und blickte in die fesselnden hellblauen Augen der Tänzerin, die er noch vor wenigen Augenblicken ausgiebig gemustert hatte. „Kolja", erwiderte er charmant. „Möchtest du mich begleiten, Kolja", säuselte sie an seinem Ohr. Ein seltsames Gefühl stieg in ihm hoch. „Es wäre nicht fair meinen Freund allein sitzen zu lassen", bemerkte er ruhig. „Ich finde Gesellschaft, keine Sorge mein Freund", grinste er „Viel Spaß". Kolja nickte zaghaft, worauf Robin seine Hand ergriff und ihn mit sich zog.
„Mach doch jetzt mal Pause", schrie Felicia gut gelaunt aus der Küche. „Ich muss warten bis der Käsedip warm ist." „Du kennst den Film doch eh auswendig.", lachte Charlie. „Na und", entgegnete sie locker, während sie mit einer Tüte Nachos und einer Schüssel Käsesoße auf die Couch zusteuerte und sich zwischen ihre Schwester und Charlie fallen ließ. „Jetzt los". „Findest du es nicht ein bisschen ironisch, dass ausgerechnet Pretty Women dein Lieblingsfilm ist?", witzelte Miri neben ihr. „Ne, warum?", erwiderte sie amüsiert, zog ihre Beine auf die Couch und schob sich zwei Nachos mit Käsesoße in den Mund. „Was macht eigentlich dein Edward?", hakte Charlie neugierig nach, während auch sie sich einen Nacho in den Mund schob. Felicia hob die Schultern: „Stillschweigen wie immer". „Das kann er doch nicht ernst meinen, oder?", hakte ihre Freundin verwundert nach. „Offensichtlich schon. Er ist eben nicht mein Edward", schmunzelte Felicia und deutete auf den Fernseher: „Ruhe jetzt, ich möchte diesen Edward anschmachten".
Robin trat mit einem verführerischen Grinsen auf Kolja zu, ließ ihre Hände über seine Brust gleiten, legte ihre Lippen sanft auf die Haut seines Halses und begann Knopf für Knopf sein Hemd zu öffnete. Er schloss seine Augen, versuchte die Berührungen zu genießen. Langsam wanderten ihre Lippen weiter nach unten, über seine Brust, über seinen Brauch, während sie mit ihren zarten Fingern seinen Gürtel öffnete, seine Hose. „Stopp", flüsterte er „Ich kann das nicht". „Was?", entfuhr es Robin überrascht. „Entschuldige, es geht nicht", bemerkte Kolja ruhig und verließ das Zimmer.
Er atmete tief durch, als er an der frischen Luft ankam, fuhr sich mit den Händen durch sein Gesicht, bevor er sein Outfit wiederherstellte und eine Zigarette aus seinem Etui schnippte.
Mit dem Rücken an der kühlen Wand hinter sich und in Gedanken versunken stieß er den Qualm aus seinen Lungen. Was zur Hölle war los mit ihm? Zielsicher griff er nach seinem Handy, scrollte durch seine Nachrichten, seinen Facebook-Account, seinen Instagram-Account. Er stockte, zögerte einen Moment, bis er ihren Namen in das Suchfeld eingab. Sie war es, die in seinem Kopf herumspukte -Konto privat-. Er schmunzelte, das hätte er sich denken können. Nachdenklich nahm er einen tiefen Zug seiner Zigarette, setzte sich auf einen Mauervorsprung nur wenige Meter entfernt. -Mira Sievers-, tippte er ruhig, blies den Rauch in die Luft. Volltreffer! Sie war sehr aktiv, postete fast täglich, teils sogar mehrfach. Aufmerksam scrollte er durch ihre Chronik, bis er an einem Bild hängen blieb. Ein Lächeln huschte über seine Lippen. Ein Selfie mit Felicia, beide ein Glas Wein in der Hand. – Er freute sich sie wiederzusehen, hoffte dass sie vielleicht schon ein oder zwei Tage vor der Verhandlung nach München kommen würde. Er atmete tief durch. Wieder war über eine Woche vergangen ohne, dass er sie angerufen hatte, ihr eine Nachricht geschickt hatte. Noch einmal sah er sich das Bild genauer an, lächelte zaghaft, sie war wirklich wundervoll.
- Wein gegen den Männerfrust. Ich bin immer für dich da Schwesterchen-, las er die Beschreibung des Bildes. Was? Irritiert sah er auf das Datum, hochgeladen Sonntag vor einer Woche. Der Sonntag nach der Hochzeit, der Tag an dem er nach Glasgow geflogen war. Er schluckte.
„Ich liebe diese Klavierszene", stellte Felicia schmunzelnd fest. „Würdest du auch machen, was?", witzelte Charlie, worauf Felicia selbstverständlich nickte: „Na aber hallo", lachte sie und warf sich die restlichen Nachokrümel in den Mund. Charlie überlegte kurz, nippte an ihrem Weinglas und betrachtete Felicia neugierig: „Hast du eigentlich einen Lieblingskunden?", fragte sie unvermittelt. „Was?", lachte Felicia und sah ihre Freundin verdutzt an. „Interessiert mich einfach", grinste Charlie erwartungsvoll. Felicia griff nach ihrem Weinglas, dachte nach während auch sie einen Schluck ihres Weins in ihren Mund zog. „Ich habe ein paar Kunden, mit denen ich gerne Zeit verbringe, aber so", erklärte sie und deutete auf den Fernseher „Definitiv nicht". Erneut setzte sie ihr Weinglas an, bevor sie weitersprach: „Kolja war so ein Kunde", grinste sie. „Aber er zählt nicht". „Das wäre eindeutig kein Job für mich", lachte Charlie kopfschüttelnd. Felicia hob die Schultern: „Ich könnte nicht im Büro arbeiten", konterte sie lässig und stieg in ihr Lachen mit ein.
„Feli, ich glaube dein Handy vibriert", bemerkte Miri und deutete auf den Tisch schräg hinter ihnen. „Das ist sicher Gwen. Lass es einfach klingeln. Heute ist Filmeabend", entgegnete sie locker, schob sich zwei Gummibärchen in den Mund und fokussierte erneut den Fernseher vor sich.
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Zwei Leben - Eine Geschichte
RomanceEscort-Dame = Frau, die gegen Bezahlung für eine bestimmte Zeit ihre Gesellschaft [und sexuelle Dienstleistungen] anbietet. Geschäftsmann = Mann, der ein Geschäft führt, besitzt oder Geschäfte macht Zwei unterschiedliche Definitionen. Was jedoch w...