Großes Kino

214 17 0
                                    

Kolja hatte sich am Esstisch niedergelassen und versuchte sich auf seine Arbeit zu konzentrieren, während Felicia ihren Kleiderschrank förmlich auf den Kopf stellte. Er schmunzelte, stand auf und lehnte sich lässig in den Türrahmen ihres Schlafzimmers: „Nun, sag es schon". Verwirrt sah sie ihn an. „Was soll ich sagen?". „Ich habe nichts zum Anziehen", witzelte er. „Der Klassiker einer Frau". Felicia warf ihm einen bösen Blick zu, schüttelte jedoch lächelnd den Kopf. „War es nicht Louisa, die mit dir geflirtet hat?", lenkte sie ab, ohne weiter auf seine Bemerkung einzugehen und sah ihn nachdenklich an. Er überlegte: „Das ist diese Louisa?" Ihre Mundwinkel zuckten provokant: „Vielleicht würde ich gerne ihren Gesichtsausdruck sehen, wenn ich erneut mit dir auftauche". Er überlegte eindringlich, bis er letztendlich schmunzelte: „Das könnte in der Tat lustig werden". „Ist das ein ja?", lächelte sie verführerisch und sah ihn erwartungsvoll an. Er lachte: „Von mir aus". Worauf ließ er sich nun wieder ein?

Felicia sah zu Kolja, welcher seinen sorgfältig geparkten Porsche verriegelte und eine Zigarette hervorzog. Er trug einen grauen eher leger wirkenden Anzug, darunter kein Hemd, sondern ein gut geschnittenes weißes T-Shirt, während seine Haare akkurat gestylt waren. Sein Outfit war schlicht, dennoch extrem wirkungsvoll. Felicia hingegen hatte den Fokus für diesen Abend eher auf praktisch und bequem als auf aufreizend gelegt. Sie hatte sich für eine dunkelblaue Jeans und eine dazu passende legere Bluse entschieden, ihre Haare wie gewohnt locker hochgesteckt. Sie warf einen Blick auf die Zigarette in seiner Hand, betrachtete ihn herausfordernd: „Du bist ganz schön unhöflich". Er grinste verschmitzt, erwiderte ihren Blick selbstbewusst, während er die Zigarette anzündete und einen Zug nahm, den er genüsslich ausatmete. „Vielleicht ist sie gar nicht für mich", zwinkerte er und hielt sie ihr höflich entgegen. Überrascht sah Felicia auf: „Gut gerettet", lachte sie, während er sie charmant anlächelte.
„Feli", flötete Louisa freudig, als sie die Tür öffnete. „Schön, dass du...", begann sie, stoppte jedoch als sie Kolja neben ihr erblickte. „Kolja", entfuhr es ihr überrascht. „Richtig?". Ihr Nebenmann nickte höflich. „Herzlichen Glückwunsch", ergriff Felicia das Wort und nahm sie kurz in den Arm. „Von mir natürlich auch", ergänzte Kolja mit einem charmanten Lächeln, trat einen Schritt auf sie zu und deutete ein Küsschen rechts und links an, was ihre Wangen zu Felicias Verwunderung in ein leichtes Rosa färbten. Das konnte nur ein lustiger Abend werden. „Miri müsste auch gleich kommen", erklärte Felicia ruhig und lächelte. „Super, kommt doch rein.", bat Louisa höflich, während sie ihren Begleiter immer wieder ausgiebig musterte. Zu ihrer Überraschung waren mehr bekannte Gesichter anwesend, als erwartet. Alte Schulfreunde, gemeinsame Freunde und Bekannte, die nun sie und Kolja neugierig beobachteten. Es war ungewöhnlich, dass sie offiziell mit einem Mann irgendwo erschien. Doch der Gedanke ihn an ihrer Seite zu haben hatte ihr seltsam gut gefallen und allein für Louisas perplexen Gesichtsausdruck hatte es sich schon gelohnt.

Kolja ließ seinen Blick durch den Raum schweifen, den Altersdurchschnitt hob er deutlich an. Er beobachtete die Frau neben sich, welche amüsiert lächelte.
„Feli", ertönte eine männliche Stimme neben ihm. „Wie geht's dir?" Felicia lächelte: „Pascal, schön dich zu sehen", erwiderte sie, während sich ein leicht ironischer Ton in ihrer Stimme abzeichnete. Sie mochte ihn offensichtlich nicht besonders. Er hob eine Augenbraue und betrachtete den Mann eingehend. Ein sportlicher junger Mann mit kurzen braunen perfekt gemachten Haaren und einem gut gewählten stylischen Outfit. „Und Sie sind?", sprach er nun an ihn gerichtet weiter. „Kolja", erwiderte er knapp und reichte ihm die Hand zur Begrüßung. „Ihr Porsche?". Kolja nickte schmunzelnd, woraufhin sein Gegenüber ihn ausführlich musterte. „Ihr Freund?", fragte er unvermittelt weiter, deutete auf Felicia und grinste herausfordernd. Wer war das? Kolja lachte: „Ich halte nichts von solch stupiden Begrifflichkeiten.", erwiderte er trocken, was Felicias Mundwinkel neben ihm zucken ließ. Pascal sah ihn sprachlos an. Nun war es Kolja, der ihn herausfordernd ansah: „Haben Sie noch weitere Fragen, Pascal? Nein?" Er wartete kurz ab: „Möchtest du auch etwas trinken?", fragte er charmant an Felicia gewandt. Kolja glaubte ein leichtes Funkeln in ihren grünen Augen zu sehen, bevor sie schmunzelnd den Kopf schüttelte und er sie mit diesem Pascal allein zurückließ. Auf das Kreuzverhör eines Milchbubis hatte er nun wirklich keine Lust.
„Kolja", hörte er Louisas Stimme hinter sich, während er sich grade ein Glas Wasser einschenkte. „Ich glaube wir hatten einen schlechten Start", fuhr sie fort und bedachte ihn mit einem charmanten Lächeln. Er hob fragend eine Augenbraue, bevor sie weitersprach. „Ich wusste nicht, ...also ich weiß nicht, wie gut Sie Felicia kennen.". Er lächelte amüsiert und nippte an seinem Wasser. Er war gespannt, was jetzt kommen würde. „Wissen Sie was sie beruflich macht?", begann sie verschwörerisch. Kolja zuckte unbeeindruckt mit den Schultern: „Selbstverständlich, aber was tut das zur Sache?". Louisa wirkte verwirrt: „Haben Sie keine Probleme mit ihrem Job?". „Nein", antwortete er knapp. „Es stört sie also nicht, dass sie ähm...also für Geld...also mit anderen Männern schläft?" Er schmunzelte. Allein die Tatsache, dass sie diese Frage nicht einmal zusammenhängend hatte stellen können, amüsierte ihn unglaublich. „Nein", wiederholte er seine vorherige Antwort, während seine Mundwinkel zuckten: „Ich schlafe schließlich auch mit anderen Frauen", fuhr er trocken fort, während seiner Gegenüber die Gesichtszüge förmlich entglitten. „Und nun entschuldigen Sie mich", lächelte er charmant und ließ sie stehen. Der Abend glich einem Spießroutenlauf und er bekam eine Ahnung dessen, was sich Felicia vermutlich in ihrem Alltag so alles anhören musste.

Suchend sah sich Felicia um, in ihre Gespräche vertieft hatte sie Kolja völlig aus den Augen verloren. Sie hatte lediglich mitbekommen, dass er sich für einen kurzen Moment mit Louisa unterhalten hatte, wusste allerdings nicht, worüber sie gesprochen hatten und vor allem weshalb der jungen Frau schlagartig die Gesichtszüge entglitten waren, während Kolja vollkommen ruhig gewirkt hatte.
Sie brauchte einen Moment, bis sie ihn mit ihrer Schwester, Charlie und Mario, einem alten Schulfreund, in eine Unterhaltung vertieft auf der Terrasse entdeckte. Sie mochte seine unkomplizierte Art. Er klammerte nicht, er war in der Lage sich allein zu unterhalten, hatte es nicht nötig sie ständig im Augen zu behalten.
Mit einem verschmitzten Grinsen trat sie neben ihn, legte ihre Hand sanft auf seine Hüfte und ließ sie behutsam in seine Hosentasche gleiten. Er stockte, sein Blick veränderte sich augenblicklich, während er die Bewegung ihrer Hand aufmerksam beobachtete. „Holt euch ein Zimmer", lachte Miri. Felicia lächelte unschuldig und zog Koljas Zigarettenetui aus seiner Hosentasche: „Mehr wollte ich nicht", lachte sie und zuckte mit den Schultern „Zumindest fürs Erste", stellte sie mit einem verführerischen Grinsen fest, was Koljas Mundwinkel zucken ließ. „Ihr werdet beobachtet", bemerkte Miri lächelnd, während sie unauffällig auf die kleine Gruppe nur wenige Schritte von ihnen entfernt deutete, zu der auch Louisa und Pascal gehörten. „Großes Kino", lachte Mario. Kolja schien zu überlegen: „Ich kann ihnen gerne einen Grund geben herzusehen", lächelte ihr Nebenmann spitzbübisch, legte seine Hand um ihre Taille, ließ sie verheißungsvoll über ihren Körper gleiten, bis sie auf ihrem Hintern zum Liegen kam. Er zog sie sanft, jedoch bestimmt näher an sich: „Schau mich an", flüsterte er dicht an ihrem Ohr, was ihr unverzüglich einen Schauer über den Rücken jagte. Sie schluckte perplex, bevor sie seiner Forderung nachkam, ihm unmittelbar in seine hellgrauen Augen sah. Oh Shit. Dieser Blick. Ohne darüber nachzudenken hob sie ihre Hand, fuhr mit den Fingerspitzen über seine Wange, über seinen Hals. „Das ist ganz schön provokant", hauchte sie an seinen Lippen, lächelte herausfordernd. „Hat was", fuhr sie fort, bevor sie ihn an sich zog, ihre Lippen auf seine legte, für einen kurzen Moment die Berührung seiner Zunge auskostete.
Ihre Mundwinkel zuckten, als sie sich von Kolja löste. Selbstsicher betrachtete sie die Gruppe neben ihnen, welche fast schon peinlich berührt ihre Blicke abwandten und zückte selbstverständlich eine Zigarette aus dem Etui in ihrer Hand. Eine Genugtuung für sie.

„Sie bezahlen vermutlich genug, oder?", stellte Pascal mit einem provokanten Lächeln fest, versuchte seine Bemerkung als Scherz zu verpacken. „Wie bitte?", entfuhr es Kolja verwundert. „Wir wissen doch alle was Felicia beruflich macht", zuckte der junge Mann beiläufig mit den Schultern und grinste. Kolja bedachte ihn lediglich mit einem verächtlichen Grinsen: „Das ist ganz schön armselig. Merken Sie selbst, oder?", konterte er ruhig. Perplex sah sein Gegenüber ihn an, offensichtlich hatte er mit einer anderen Reaktion seinerseits gerechnet. Er ließ sich sicherlich nicht von einem Jungen, wie ihm aus der Ruhe bringen, schon gar nicht in Felicias Gegenwart und dennoch hatte es ihn tatsächlich kurzzeitig in den Fingern gejuckt. „Du bist so ein Idiot, Pascal", bemerkte Miri neben ihm trocken und schüttelte mitleidig den Kopf. „Lass gut sein", lächelte Felicia „Das lohnt sich nicht". „Wo ist sein Problem?", wollte nun auch Mario kopfschüttelnd wissen. Miri lachte und zuckte mit den Schultern: „Ganz einfach. Feli interessiert sich nicht für ihn, sondern für jemand anderes". „Ich habe ja auch Geschmack", lachte Felicia, deutete auf die Zigarette in ihrer Hand und sah Kolja mit einem verführerischen Grinsen an: „Hast du noch Feuer? Oder muss ich selbst suchen?"


Zwei Leben - Eine GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt