Ohne Worte

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Kolja sah seine Gegenüber erwartungsvoll an, während er an der Zigarette in seiner Hand zog. Sie schien zu überlegen. „Warum sollte ich das tun?", bemerkte sie schmunzelnd und zuckte mit den Schultern. „Mir würden ein paar Punkte einfallen, die dafürsprechen", konterte er lächelnd, woraufhin Felicia ihn gespannt ansah. Das hatte er erwartet. „München ist eine wunderschöne Stadt, es würde dich nichts kosten, nette Gesellschaft, guter Sex. Brauchst du noch mehr Gründe?". Felicia lachte: „Du hast also interessante Freunde?", stichelte sie provokant. Kolja schüttelte lachend den Kopf. „Keine Kundschaft für dich", erwiderte er schelmisch. Seine Gegenüber grinste, blies lasziv den Rauch aus ihren Lungen: „Wer sprach denn von Kundschaft?". Kolja hob eine Augenbraue: „Keine Sorge, du wirst nicht einmal auf die Idee kommen dich nach einem anderen Mann auch nur umzusehen.". „Das werden wir ja sehen", feixte sie und schnippte ihre Zigarette lässig zur Seite. Kolja lächelte zufrieden: „Ist das ein ja?". „Ich muss noch mit Gwen darüber sprechen", bemerkte sie, erwiderte jedoch sein zufriedenes Lächeln. „Aber ja".


Felicia öffnete müde die Augen, sie hatten angehalten. Verschlafen sah sie auf die Uhr vor sich. 04:11 Uhr. Sie musste doch eingeschlafen sein. „Bist du nicht müde?", wollte sie neugierig wissen, als sie einen Blick zu Kolja warf, welcher den Wagen sorgfältig parkte und den Schlüssel zog. Er lächelte müde: „Nicht die erste Nacht, die ich durchfahre", zuckte er mit den Schultern, stieg aus, warf sich Felicias Tasche über die Schulter und sah sie erwartungsvoll an. „Wahrscheinlich sollte ich dich gleich ins Bett legen", schmunzelte er. Erstaunt blickte sie ihn an, während auch sie das Auto verließ: „Und was ist mit dir?". „Ich gehe nicht mehr ins Bett", lachte er. „Mein Wecker klingelt in nicht einmal zwei Stunden, das wird mir das Genick brechen", fuhr er lässig fort. Wie es schien tatsächlich nicht das erste Mal.
Über die Tiefgarage gelangten sie in ein wunderschönes altes Haus am Rande der Münchener Innenstadt. Sie staunte als er seine Wohnungstür öffnete. Sie war wunderschön, komplett renoviert und dennoch hatte sie nichts an ihrem alten Charme einbüßen müssen. Die Dielenböden, die Stuckdecken, die restaurierten alten Möbel, welche raffiniert mit moderner schlichter Klassik kombiniert waren. „Meine Wohnung", erklärte Kolja ruhig, hing den Schlüssel ans Schlüsselbrett und deutete ihr ihm zu folgen.
Als er das Zimmer am Ende des Ganges betrat, schaltete er das Licht ein und stellte ihre Tasche behutsam neben dem Bett ab. Felicia sah sich neugierig um, gleicher Stil, gleiche Eleganz, einfach beeindruckend. „Das Badezimmer ist gleich dort drüben", lächelte ihr Gegenüber und deutete auf eine Tür auf der anderen Seite des Raums. „Du willst mich jetzt tatsächlich allein ins Bett gehen lassen?", bemerkte Felicia verschmitzt, während sie den Reißverschluss ihres Kleides langsam öffnete. Eines war klar, sie würde definitiv nicht allein ins Bett gehen. „Wenn du schlafen möchtest, ja", antworte er ruhig, musterte sie jedoch ausgiebig, während sie das Kleid langsam zu Boden sinken ließ. „Ich bin mir nicht sicher", grinste sie verführerisch, während sie nun auch ihren BH öffnete und zu Boden fallen ließ. Kolja schluckte und schüttelte lächelnd den Kopf. „Soll ich weitermachen oder kommst du freiwillig mit ins Bett?", neckte sie, packte ihn jedoch ohne zu zögern am Kragen und zog ihn mit sich aufs Bett. Sie wusste, dass Männer ihr nicht widerstehen konnten, so wie auch Kolja.


Kolja öffnete die Tür, bevor Denzil die Klingel betätigen konnte. „Guten Morgen", grüßte sein Berater gut gelaunt. „Bist du gut vorbereitet?", fuhr er fort, trat mit seinen Unterlagen an ihm vorbei und legte sie auf dem Esstisch ab. „Ich hoffe, du hilfst mir noch ein wenig aus. Die Zeit war knapp", erwiderte Kolja lächelnd, stellte ihm einen Kaffee vor die Nase und ließ sich mit seiner Tasse neben ihm nieder. Verwirrt sah Denzil ihn an: „Hattest du nicht gesagt, dass du dich gestern einlesen wolltest?". Kolja zuckte mit den Schultern: „Da kam etwas dazwischen. Ich war bis gestern Abend noch in Frankfurt". „Deinen Terminplaner möchte ich wirklich nicht haben. Gut, dass du mich hast", witzelte der junge Mann vor ihm, zog die Unterlagen an sich und begann zu erklären. Kolja versuchte seinen Ausführungen aufmerksam zu folgen, dieser Termin war nicht grade unwichtig. „Neben der Webanwendung denken sie nun wohl auch darüber nach zusätzlich eine App in Auftrag zu geben. Das wäre für uns natürlich interessant, da solltest du vielleicht noch...", abrupt brach er ab, während seine Augen groß wurden. „Was?", wollte Kolja erwartungsvoll wissen, während er seinem Blick folgte, nun konnte er seine Reaktion verstehen. Im Türrahmen stand Felicia, ihre lockigen blonden Haaren wirr über ihren Schultern liegend, lediglich bekleidet mit ihrer recht knappen, verdammt erotischen Spitzenunterwäsche, die sie aus müden Augen anblickte: „Guten Morgen".


Felicias Mundwinkel zuckten. Während der jüngere der beiden Männer sie mit großen Augen anstarrte, hob der andere eine Augenbraue und lächelte verschmitzt. „Guten Morgen", erwiderte er höflich. Sie schmunzelte, sie mochte diese eleganten Anzüge an ihm, mochte diese autoritäre, dennoch unglaublich charismatische Ausstrahlung. Mit einem erwartungsvollen Grinsen sah Kolja nun zu seinem Gegenüber, welcher seine Stimme noch immer nicht wiedergefunden hatte. Er war, so schätzte sie zumindest, Anfang oder Mitte 30, schlank, fast schon schlaksig. Seine kurzen dunkelbraunen Haare hatte er elegant nach hinten gekämmt, auf seiner Nase saß eine dünne silberne Brille, die ihn unglaublich intelligent wirken ließ, vermutlich war er es auch, wenn sie ihn so mit seinen Unterlagen betrachtete. „Ist das eine Berufskrankheit unter euch Informatikern, dass ihr euch nicht mit Frauen unterhalten könnt, wenn sie ein wenig Haut zeigen?", lachte Felicia schelmisch, während sie auf Kolja zutrat, ihm selbstsicher die Kaffeetasse aus der Hand nahm und einen Schluck nahm. Verwirrt blickte der Mann nun zwischen Kolja und ihr hin und her. „Guten Morgen", fand er endlich seine Stimme, nachdem er tief durchgeatmet und merklich geschluckt hatte. „Guten Morgen", wiederholte Felicia schmunzelnd, ihre Wirkung auf den jungen Mann amüsierte sie. „Denzil", stellte er sich knapp vor. „Sein Assistent?", wollte sie neugierig wissen? Der junge Mann schüttelte den Kopf: „Berater", korrigierte er. „Felicia, freut mich", stellte sie sich nun ebenfalls höflich vor, bevor sie sich Kolja zuwandte: „Verrätst du mir, wo du deine Zigaretten versteckst?" „Liegen auf der Terrasse", antwortete er ruhig, während seine Mundwinkel amüsiert zuckten. „Danke", hauchte sie Kolja einen Kuss auf die Wange und verschwand mit seiner Kaffeetasse Richtung Terrasse. Sie musste erst einmal richtig wach werden.


„Du hast Besuch?", fragte sein Berater verwundert, als Felicia auf der Terrasse verschwunden war. Es war nicht ungewöhnlich, dass er Damenbesuch hatte, es war lediglich ungewöhnlich, dass Denzil diesen zu Gesicht bekam, denn meist blieben seine Bekanntschaften nicht über Nacht. Er zuckte beiläufig mit den Schultern: „Können wir weitermachen?". „Warte", begann Denzil und überlegte „Das ist die Frau, die dich so abgelenkt hat, du im Sekundentakt auf dein Handy geschaut hast ", grinste er wissend. „Stimmts?". Erwartungsvoll sah er Kolja an, welcher seinen Blick unbeeindruckt erwiderte. „Können wir weitermachen?", wiederholte er seine Worte diesmal bestimmter. „Ich habe Recht. Es gibt also tatsächlich eine Frau in deinem Leben", fuhr Denzil fast schon überrascht fort „Wer ist sie?" Kolja sah ihn mahnend an. „Du verlierst gleich deinen Kopf, wenn du nicht aufhörst Fragen zu stellen", bemerkte er warnend, stand auf und ging Richtung Terrasse. „Wirklich, Kolja?", hörte er die irritierte Stimme seines Beraters, bevor er das Wohnzimmer verließ und neben Felicia trat, die ihn verführerisch anlächelte.
„Du hast meinen Berater verschreckt", grinste er, während er eine Zigarette aus dem Päckchen zog und anzündete. „Sollte ein Berater nicht etwas wortgewandter sein?", konterte sie keck, was Kolja auflachen ließ. „Das ist er gewöhnlich auch. Ich fürchte es liegt tatsächlich an deinem Outfit", stellte er lächelnd fest, während er sie ausgiebig musterte. „Hätte ich gewusst, dass du Besuch hast, hätte ich mein Outfit vermutlich noch einmal überdacht", erwiderte sie schulterzuckend, während sie genüsslich an der Zigarette in ihrer Hand zog.


Zwei Leben - Eine GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt