Provokation

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Felicia begutachtete den adrett gekleideten Mann vor sich. Er trug einen hellgrauen gut geschnittenen Anzug, darunter ein weißes enganliegendes Hemd, mit einer dunkelgrauen fast schwarzen Krawatte. Seine blonden, leicht lockigen Haare ließen ihn jung und vor allem sehr sympathisch wirken und dennoch fehlte ihr etwas. Seine dunkelblauen Augen musterten sie. „Darf ich?", fragte er beinahe zurückhaltend und legte ihr eine Hand auf die Wange. Verdutzt sah sie ihn an, sie wusste nun was fehlte. Es war Selbstbewusstsein, es war Charisma, es war diese gewisse Arroganz, die fehlte. Unweigerlich dachte sie an Kolja, von dem sie nun seit fast zwei Monaten nichts mehr gehört hatte, wie auch er nicht von ihr. Niemand hatte die Initiative ergriffen, weshalb auch. Sie schienen beide zu wissen, dass er sich melden würde, wenn er in der Stadt war. Es war im Grunde genau das, was sie wollte. Unkomplizierter Sex, ohne Drama, ohne Forderungen, ohne Verpflichtungen und dennoch gefiel es ihr nicht auf ihn angewiesen zu sein. Was, wenn sie ihn einfach sehen wollte? Eine vorsichtige Berührung an ihren Lippen holte sie aus ihren Gedanken. Für einen kurzen Augenblick erwiderte sie die sanfte Berührung seiner Lippen, bis sie dem Kuss geschickt auswich. „Ist das dein erstes Mal?", hauchte sie in sein Ohr. Theo lächelte: „Ja, irgendwie schon." Sie legte ihre Lippen auf seinen Hals, fuhr mit ihren Händen über seine Brust, öffnete langsam sein Hemd.


Kolja klappte seine Brille sorgfältig zusammen und legte sie auf dem Nachtisch neben sich ab. Es war ungewohnt nach dieser langen Zeit in seinem eigenen Bett zu liegen, zur Abwechslung sogar allein. Er schmunzelte schwach, selbst für Frauen hatte er die letzten Wochen keinen Kopf gehabt, seine Arbeit hatte ihn voll in Beschlag genommen. Umso mehr freute er sich auf die wenigen freien Tage, die ihn erwarteten. Nun ja, zumindest hatte er keine Termine und somit endlich Zeit ein paar Dinge aufzuarbeiten, die sich in den letzten Monaten angesammelt hatten. Er rieb sich die Augen, schaltete das Licht aus, bis er das Leuchten und wilde Surren seines Handys vernahm. „Das darf nicht wahr sein", fluchte er und sah auf den digitalen Wecker neben sich. 23:14 Uhr. Ohne das Licht einzuschalten, griff er nach dem Telefon neben sich, betrachtete perplex den auf dem Bildschirm eingeblendeten Namen. Felicia. „Wie komme ich denn zu diesem Vergnügen?", nahm er lächelnd ab. „Du bist ja noch wach", hörte er ihre amüsierte Stimme. Er lachte: „Fünf Minuten später und die Lage wäre eine andere gewesen", witzelte er und ließ sich in sein Kopfkissen sinken. „Wo bist du?", fragte sie nun ohne Umschweife. Verwundert zog er eine Augenbraue hoch. Wieso fragte sie das? Wieso ausgerechnet an diesem Abend? „Ich bin ich München", antwortete er ruhig. „Weshalb möchtest du das wissen?", fuhr er irritiert fort. Für einen Moment war es still am anderen Ende der Leitung, sie schien zu überlegen. „Ich will dich sehen", erwiderte sie mit fester Stimme. Ein Schmunzeln huschte über seine Lippen, damit hatte er nicht gerechnet. „394 km", stellte er mit ruhiger Stimme fest. „Und ich liege nur in Unterwäsche bekleidet in meinem Bett." „Wie bitte?", entfuhr es ihm überrascht. Sie lachte: „Du hast schon richtig verstanden". Er schluckte. Was passierte hier? „Ich könnte Dinge tun, die zu zweit zweifellos mehr Spaß machen", fuhr sie in verführerischem Ton fort. Er wollte etwas entgegensetzten, doch ihm fehlten die Worte. Sie hatte es wieder einmal geschafft. Er war sprachlos. „Was, wenn ich dir sage, dass ich meine Finger sanft über meine Brust gleiten lasse, über meinen Bauch". „Du solltest das lassen", unterbrach er. „Warum?", wollte sie herausfordernd wissen. Er konnte ihr Schmunzeln förmlich hören. „Nenn mir einen vernünftigen Grund". „394 Kilometer", wiederholte er. „Ich weiß, dass du ein schnelles Auto hast, Kolja", provozierte sie weiter. „Was, wenn ich meine Hand in meinen Slip schiebe", flüsterte sie woraufhin sie tatsächlich leise stöhnte. Das konnte sie nicht ernst meinen. Diese Frau machte ihn verrückt. Er atmete tief durch, hoffte, dass sie ihn einfach nur an der Nase herumführte, bis er ein weiteres, diesmal deutlicheres Stöhnen vernahm. Sie meinte es ernst! Er warf einen Blick auf die Uhr: „Halb 4", bemerkte er knapp und legte einfach auf.


„Halb 4", hörte sie Koljas Stimme, bevor er einfach auflegte. Sie schmunzelte. Hatte sie ihn grade tatsächlich dazu bewegt mitten in der Nacht von München nach Frankfurt zu fahren, nur um sie zu sehen? Dieser Mann war wahnsinnig. Sie hatte nicht einmal annähernd damit gerechnet, dass er tatsächlich darauf eingehen würde. Sie hatte lediglich vorgehabt ihn nach ihrem zugegebenermaßen etwas unbefriedigenden Abend einfach zu provozieren, ihn zu ein paar netten Worten am Telefon zu verleiten, während sie sich selbst befriedigte. Sie atmete tief durch, war gespannt, ob er tatsächlich auftauchen würde. Sie hatten sich eindeutig zu lange nicht gesehen.
03:32 Uhr und Felicia hörte tatsächlich ein Auto vor ihrer Haustür. Sie war sprachlos. Sie schälte sich aus ihrer Bettdecke, warf sich ihren grauen Morgenmantel über, welcher über dem Stuhl neben ihrem Bett hing und stand auf. Leise öffnete sie Tür einen Spalt, am Straßenrand stand wahrhaftig ein grauer Porsche, aus dem ein Mann ausstieg. Kolja. Perplex beobachtete sie den Mann. Er trug eine lockere hellblaue Jeans, schwarze Sneaker und ein schwarzes lockersitzendes Langarmshirt. Seine Haare waren lässig nach hinten gekämmt und, sie stockte, er trug tatsächlich eine Brille. Ein Lächeln huschte über seine Lippen, als er sie in der Tür stehend erblickte. Selbstsicher trat er auf sie zu, statt eines Wortes schaffte sie es lediglich ungläubig den Kopf zu schütteln. Auch Kolja sprach kein Wort, er grinste verschmitzt, packte sie und schob sie bestimmt in ihre Wohnung. Augenblicklich spürte sie seine Lippen auf ihren, ihre Müdigkeit war wie verflogen. Ohne sich von ihr zu lösen öffnete er ungeduldig ihren Morgenmantel, ließ ihn langsam zu Boden gleiten. Felicia konnte nicht glauben, was da grade geschah. Langsam ließ sie ihre Hände unter sein Shirt gleiten, bis sie es nach oben schob und es ihm über den Kopf hinweg auszog. „Doch ein Nerd", hauchte sie an seinen Lippen und vergrub ihre Hände in seinen Haaren. Er schmunzelte: „Ich habe offen darüber gesprochen", erwiderte er, überwand jedoch erneut den Abstand zwischen ihren Lippen. So musste sich ein Kuss anfühlen. Er ließ seine Hände über ihren Rücken zu ihrem Hintern wandern, den er fest umfasste. Felicia stöhnte auf, verlor den Boden unter den Füßen. Intuitiv schlang sie die Beine um seine Hüften, während er sie ins Schlafzimmer trug und mit Schwung auf ihr Bett warf. Er folgte ihr, beugte sich über sie: „Zeig mir, was du vorhin am Telefon getan hast", forderte er und musterte sie eingehend. Ein verführerisches Grinsen zeichnete sich auf ihren Lippen ab, bevor sie mit ihren Fingern zart über ihre Brüste fuhr, über ihren Bauch, bis sie ihre Hand langsam in ihren Slip gleiten ließ und voller Erregung aufstöhnte.


Zwei Leben - Eine GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt