Arschloch - oder doch nicht?

227 16 0
                                    

„Stupide Begrifflichkeiten?", hakte Felicia grinsend nach, während sie Kolja dabei beobachtete, wie er sein Jackett locker über die Lehne ihrer Couch hing. „Hätte ich ja sagen sollen?", witzelte er, erwiderte ihren Blick ohne zu zögern. Felicia lächelte überlegen: „Was, wenn ich jetzt ja sage?". Ein herzliches Lachen entfuhr ihr, als sie seinen fast schon schockierten Gesichtsausdruck erblickte. „Entspann dich, Kolja" beschwichtigte sie lächelnd, während sie ungläubig den Kopf schüttelte. „Du bist wirklich Beziehungsunfähig", fügte sie schmunzelnd hinzu. „Nicht witzig", stellte ihr Gegenüber merklich aufatmend fest.
„Was ist in deinen bisherigen Beziehungen schiefgelaufen, dass du so eine Abneigung hast?", fragte sie unvermittelt, sah ihn herausfordernd an. Er lächelte knapp: „Für dieses Gespräch bräuchte ich Wein, viel Wein", bemerkte er schulterzuckend, während er sich auf die Couch fallen ließ. Felicia grinste verschmitzt und verschwand in der Küche.
Kolja sah sie perplex an, als sie tatsächlich eine Flasche Wein und zwei Gläser vor ihm auf dem Tisch abstellte. Damit hatte er offensichtlich nicht gerechnet. „Du meinst es also wirklich ernst?", hakte er verwundert nach, während sie die Gläser füllte, ihm eins reichte und sich gemütlich neben ihm auf das Sofa setzte. „Allerdings", erwiderte sie selbstsicher und sah ihn gespannt an. „Ich schließe aus deiner Reaktion, dass du definitiv schon, wie du es nennst konventionelle Beziehungen hattest", fuhr sie lächelnd fort und wartete auf eine Reaktion. Kolja nahm einen Schluck aus seinem Glas und nickte knapp. Felicia sah ihn herausfordernd an: „Muss ich dir jetzt alles aus der Nase ziehen? Kommunikation ist nicht so schwierig." „Das sagt die Frau mit einem Bachelor in Kommunikationswissenschaft?", konterte ihr Gegenüber frech, was ihr jedoch tatsächlich ein Schmunzeln entlockte. Wie es schien, war ihnen beiden klar, dass sie nicht besonders viel übereinander wussten: „Nicht ablenken", ermahnte sie ihn grinsend und sah ihn weiter erwartungsvoll an.
Er nahm einen erneuten Schluck seines Weins: „Zusammenfassend könnte man sagen, ich bin ein ziemliches Arschloch." Felicia betrachtete ihn verwirrt, zuckte jedoch möglichst unbeeindruckt mit den Schultern: „Du bist ziemlich arrogant und selbstgefällig, aber als Arschloch hätte ich dich bisher mal noch nicht betitelt". Er lächelte verwundert: „Noch nicht". „Okay", begann Felicia mit einem verschmitzten Grinsen. Sie wollte noch nicht aufgeben. „Wir kommen einer Antwort näher".


Kolja konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Eine solche Frau war ihm tatsächlich noch nicht begegnet. Selbst ernste Themen schafften sie nicht zu besprechen, ohne sich gegenseitig aufzuziehen. „Du bist also ein Arschloch", fasste sie zusammen, betrachtete ihn genau und nippte an ihrem Wein: „Warum genau?". Kolja lachte: „Du bist unglaublich". Felicia lächelte verschmitzt: „Eine ernste Antwort", bat sie mit ihrem schönsten Lächeln. „Du solltest nicht mit mir flirten, wenn du ein ernstes Gespräch mit mir führen möchtest", bemerkte er keck. „Lässt du dich so leicht ablenken?", bemerkte seine Gegenüber lässig, sah ihm unvermittelt in die Augen. „Von dir schon", gab er überraschend ehrlich zu. „Ich tue nichts", lächelte sie fast schon lasziv. Auch ihr schien dieses Spiel zu gefallen. „Du schuldest mir eine Antwort. Warum genau bist du ein Arschloch", erinnerte sie ihn unbeeindruckt. „Eine ernst Antwort", begann er, atmete tief durch. „Wo fange ich an? Ich reagiere nicht, ich melde mich nicht, ich bin genervt, ich bin cholerisch, gehe fremd". Überrascht hob sie eine Augenbraue und nahm einen Schluck aus ihrem Glas: „Gut, damit bist du wirklich ein Arschloch", stellte sie zu seiner Verwunderung fast schon amüsiert fest. „Aber warum tust du das?". „Was?", entfuhr es ihm irritiert. Mit dieser Frage hatte er definitiv nicht gerechnet. „Na bisher habe ich dich als sehr korrekt erlebt, warum solltest du dich also grundlos nicht melden, grundlos genervt sein oder grundlos fremdgehen? Das ergibt für mich keinen Sinn. Also warum?" Kolja zögerte. Seine Gründe hatte bisher vermutlich noch niemand hinterfragt, nicht einmal er. „Du machst dir Gedanken, währenddessen ziehe ich mich um.", ergriff sie unbefangen das Wort. Ohne eine Antwort abzuwarten, stellte sie ihr Glas auf dem Tisch ab und verschwand im Schlafzimmer. Kopfschüttelnd sah er ihr nach. Einmal mehr hatte sie es geschafft ihn sprachlos zurückzulassen.


„Na Antwort zurechtgelegt?", witzelte Felicia, als sie nach ihrem Weinglas griff und sich in Jogginghose und Sweatshirt neben Kolja niederließ. Sein irritierter Blick ließ sie schmunzeln, bevor sie ihn erwartungsvoll musterte. „Dein Umfeld scheint so seine Schwierigkeiten mit deinem Job zu haben.", stellte er möglichst beiläufig fest, während er einen Schluck aus seinem Glas nahm. „Du lenkst ab", bemerkte Felicia. „Geht es bei Kommunikation nicht um einen Austausch von Informationen?", konterte er mit einem schelmischen Grinsen. Jetzt war er dran. „Glaub nicht, dass du mir so einfach davonkommst", drohte sie lachend. Er zuckte unschuldig mit den Schultern, sah sie neugierig an. „Ich glaube mein entfernteres Umfeld hat eher Schwierigkeiten mit meinem gesamten Lebensstil, nicht nur mit meinem Job.", antwortete sie ruhig. Kolja betrachtete sie fragend. „Für sie habe ich nur Sex für Geld, privat lege ich mich ebenfalls nicht auf einen Mann fest, ich genieße mein Leben, lebe meine Sexualität offen aus. Für sie bin ich eine einfache Hure.", erklärte sie nun direkt. Koljas Augen weiteten sich überrascht. „Das bist du sicherlich nicht", warf er bestimmt ein. Felicia lachte: „Ich weiß das Kolja. Mein Job beinhaltet deutlich mehr, als nur mit Männern zu schlafen. Es hat schließlich einen Grund, warum ich im Escort arbeite und nicht in einem Bordell." Kolja sah sie nachdenklich an, bis er erneut das Wort ergriff: „Wer ist dieser Pascal?". „Ach", winkte sie grinsend ab „Er versucht immer mal wieder sein Glück, scheitert aber tragischerweise immer wieder aufs Neue. Und dann tauche ich plötzlich auch noch mit einem unglaublich charismatischen und offensichtlich sehr erfolgreichen Mann vor seiner Nase auf. Das war wohl zu viel für sein Ego." „Verständlich", lachte Kolja bevor sich ein selbstsicheres Grinsen auf seinen Lippen abzeichnete: „Unglaublich charismatisch?", stichelte er. „Wie war das mit der Arroganz?", konterte sie frech, stellte ihr Glas sorgsam auf dem Tisch ab und schob sich in einer fließenden Bewegung auf seinen Schoß. Provokant ließ sie ihre Fingerspitzen über seine Brust gleiten, bevor sich fester an ihn drückte: „Ich erwarte noch eine Antwort, Kolja", hauchte sie dicht an seinem Ohr. Er schluckte, stöhnte leise auf. „Konzentriere dich", forderte sie leise an seinem Ohr, was ihn erneut aufstöhnen ließ. „Wenn du mehr willst, solltest du mir einfach antworten", fuhr sie verführerisch fort. Ihr Gegenüber schloss für einen kurzen Moment die Augen, atmete tief durch, bevor er tatsächlich mit fester Stimme das Wort ergriff. „Du bekommst deine Antwort, aber halte still". Felicia sah ihm triumphierend in die Augen. „In Ordnung. Also?". „Ich habe nie versucht mich für mein Verhalten zu rechtfertigen", begann er überraschend ruhig, während er ihren Blick fast schon sanft erwiderte. „Ich melde mich nicht, weil ich oftmals einfach den ganzen Tag unterwegs bin, ich bin genervt, wenn ich mir genau dafür Vorwürfe anhören muss, höre ich sie häufiger, werde eingeengt oder bekomme keine Ruhe werde ich unangenehm und laut, möchte ich einfach nur Abschalten, eine Pause von meinem Kopf, gehe ich fremd. Und das auch nur, weil ich die Entspannung und Ruhe, nach der ich mich eigentlich nur sehne bei meinen damaligen Partnerinnen nicht mehr finden konnte." Sprachlos sah Felicia den Mann vor sich einfach nur an. Er war kein Arschloch! Langsam ließ sie ihre Hände von seiner Brust in seinen Nacken gleiten, bevor sie ihn an sich zog und ihre Lippen bestimmt auf seine legte.



Zwei Leben - Eine GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt