Verwirrung

190 15 0
                                    

Kolja wurde durch das leise Surren seines Handys geweckt. Hastig griff er nach dem Telefon, bevor es Felicia weckte, welche friedlich neben ihm lag und schlief. Er stutzte als der den Namen seines Beraters auf dem Display erblickte. Das konnte nichts Gutes bedeuten, dieser Mann rief ihn nicht grundlos mitten in der Nacht an. Schnell schob er sich aus der Bettdecke, ging zügig auf den Balkon. „Denzil", hob er ab. „Kolja, entschuldige die Störung". „Was gibt es?" „Der Server der ARCO-Bank wurde gehackt, über die gezogenen Daten haben sich die Hacker nun offensichtlich Zugriff auf die Kundenkonten verschafft." „Das ist unmöglich", entfuhr es Kolja. „Wie sind sie auf den Server gekommen?" „Das weiß ich nicht. Der Geschäftsführer ist zugegebenermaßen etwas ungehalten. Unsere Sicherheitssoftware hat in seinen Augen klar versagt". „Was? Ist das sein Ernst? Haben sie den Server vom Netz genommen?" „Das will er nicht. So kämen auch die restlichen Kunden nicht an ihre Konten.", erklärte Denzil. „Wenn er das Ding weiter am Netz lässt, gibt es bald nichts mehr, wo seine Kunden drauf zugreifen können. Das darf doch nicht wahr sein.", fluchte er. „Ich rufe ihn sofort an." „Entschuldige Kolja", vernahm er die niedergeschlagene Stimme seines Beraters. Er wollte nicht wissen, wie lange er sich damit allein herumgeschlagen hatte, bis er ihn letztendlich kontaktiert hatte.

Felicia wachte zu ihrer Überraschung allein in ihrem Bett auf, lächelte jedoch als sie an den Abend zuvor dachte. Verdutzt griff sie nach ihrem Handy. Wie spät war es? 08:04 Uhr und bereits drei entgangene Anrufe ihrer Chefin? Sie schmunzelte. Hoffentlich sagte ihr Kunde für den Abend ab. Sie ließ sich zurück in ihr Kopfkissen sinken, während sie dem Freizeichen aufmerksam lauschte. „Gut, dass du anrufst Felicia.", ertönte die Stimme ihrer Chefin. „Guten Morgen, Gwen", erwiderte sie skeptisch „Wenn du schon so anfängst, sollte ich besser wieder auflegen.", witzelte sie. „Kannst du Miras Kunden übernehmen?" Felicia zögerte: „Eigentlich ist das wirklich ungünstig, Gwen". „Mira liegt mit Fieber im Bett und ich kann ihm wirklich nicht absagen. Ein Familienbrunch." „Ein was?", entfuhr es ihr. „Gwen, wirklich?". „Felicia, Mira ist mehr als nur einmal für dich eingesprungen als wir spontan umorganisieren mussten. Das kannst du jetzt nicht machen", erinnerte ihre Chefin sie in fast schon forschem Ton. „Ja alles gut", gab sie nach „Wann muss ich dort sein?". „Um 09:30 Uhr". „Was? Wir haben gleich viertel nach 8.", erwiderte sie perplex. „Dann solltest du dich besser beeilen Felicia", stellte Gwen amüsiert fest und legte auf. „Na super", fluchte sie und schob sich aus der Bettdecke. Erst einmal wollte sie Kolja finden.
Verständnislos sah sie sich im Wohnzimmer ihrer Wohnung um. Koljas Laptop stand nicht mehr auf dem Esstisch, seine Tasche war ebenfalls verschwunden, lediglich sein Jackett des Vorabends hing noch einsam über der Couchlehne. Ungläubig ging sie zum Wohnzimmerfenster und tatsächlich, der Porsche war weg. Was zur Hölle? Sie überlegte, es musste einen vernünftigen Grund geben, weshalb er einfach gegangen war, ohne sich zu verabschieden oder eine Nachricht zu hinterlassen. Zügig ging sie ins Schlafzimmer, schnappte ihr Handy und wählte seine Nummer. Das musste er ihr erklären. „The number you have called is not available", ertönte eine Ansage. Nicht einmal die Mailbox ging dran. Sie öffnete Signal und begann zu tippen: -Ist alles in Ordnung? Melde dich zumindest kurz! Feli-. Ein Anruf und eine Nachricht, mehr würde er nicht bekommen. Jetzt war er am Zug. Sie warf einen Blick auf die Uhr. 08:40 Uhr. Nun musste sie sich wirklich beeilen.


Zwei Leben - Eine GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt