Ungeahnte Nähe

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„Bist du sicher, dass ich nicht zur Verhandlung kommen soll, Feli?", fragte Miri erneut mit leichter Sorge in ihrem Blick. Felicia lächelte besänftigend: "Das schaff ich schon, ich bin ja nicht alleine". Miri zwinkerte schmunzelnd: "Stimmt, du hast ja Kolja". Felicia zuckte lachend mit den Schultern: "Er war halt irgendwie auch an der Sache beteiligt". "Ich hoffe ihr Zwei bekommt das irgendwann mal auf die Kette", bemerkte ihre Gegenüber mit einem verschmitzten Grinsen und schüttelte ungläubig den Kopf. "Was?", entfuhr es Felicia verdutzt, bevor ihre Bahn einfuhr. "Viel Spaß!", lächelte Miri, ohne weiter auf ihre Nachfrage einzugehen, nahm sie herzlich in den Arm und verabschiedete sich: "Sag Kolja Grüße".
In Gedanken beobachtete sie die vorbeirauschende Landschaft. Sie freute sich darauf Zeit mit Kolja zu verbringen, war unheimlich gespannt, ob er das Wochenende tatsächlich ohne Arbeit zubringen würde, ob er dazu überhaupt fähig war. Wie sollte sie mit diesem Mann umgehen, damit umgehen, dass er nicht fähig war eine normale Beziehung zu führen? Sie atmete tief durch, vielleicht hatte ihre Schwester recht, vielleicht musste sie ihren Horizont erweitern, sich von dem konventionellen Modell einer Beziehung lösen, neue Wege gehen. Sie schmunzelte zaghaft in sich hinein. Ein Weg, den sie vielleicht mit Kolja gemeinsam gehen konnte.


Eilig hechtete Kolja die Treppe zum Bahngleis hoch, erst sein verzögerter Termin und dann auch noch der zähe Verkehr in der Innenstadt. Er war bis zum Zerreißen angespannt, das konnte wirklich nicht wahr sein. Suchend sah er sich am Gleis um. Wo zur Hölle war sie? Er zückte das Telefon aus seiner Hosentasche, suchte Felicias Kontakt, bis er eine sanfte Berührung an seiner Schulter vernahm. Erschrocken fuhr er herum, wollte grade loswettern als er Felicias atemberaubendes Lächeln vor sich erblickte. Erwartungsvoll zog sie eine Braue hoch: „Nach einer vernünftigen Ausrede brauche ich gar nicht erst fragen, oder?", schmunzelte sie, während sie einen Schritt auf ihn zutrat. „Der Verkehr?", scherzte er, legte seine Hand sanft um ihre Taille, zog sie dichter an sich heran und hauchte einen Kuss auf ihre Wange. Mit einem verschmitzten Grinsen sah sie ihn an, nahm sein Gesicht in ihre Hände und drückte ihm selbstverständlich einen Kuss auf die Lippen. „So, können wir?", bemerkte sie als sie nach dem neben sich stehenden Koffer griff und auf den Bahnhofsausgang deutete. Perplex sah er die Frau vor sich an. Sie trug eine legere hellblaue Jeans, ein dunkelgrünes Langarmshirt, darunter dunkelrote Vans, ihre Haare locker hochgebunden. Seine Mundwinkel zuckten. Es gefiel ihm. Verdutzt schüttelte er den Kopf, folgte ihr und nahm ihr im Vorbeigehen den Koffer aus der Hand.


Felicia lächelte, als sie ihren Koffer im Schlafzimmer neben dem Bett abstellte. Sie freute sich da zu sein, freute sich bei ihm zu sein. „Möchtest du etwas essen gehen oder sollen wir etwas kochen?", hörte sie Koljas ruhige Stimme. Überrascht hob sie eine Augenbraue: „Du kannst kochen?". Kolja trat neben sie, lehnte sich lässig in den Rahmen der Schlafzimmertür: „Natürlich. Was glaubst du, wer mich sonst bekocht?", erwiderte Kolja verdutzt. „Deine Haushälterin?", grinste sie herausfordernd, worauf Kolja herzhaft lachte: „Nein nein, die macht nur Wäsche, putzt und geht einkaufen." „Ach na dann", witzelte Felicia und sah ihn kopfschüttelnd an, bis sie stockte: „Warte, das ist dein Ernst?". Er zuckte mit den Schultern und trat auf sie zu: „Glaubst du etwa, dass ich meine Hemden selbst bügle?" Er ließ seine Hand sanft in ihren Nacken gleiten: „Für so etwas habe ich keine Zeit", flüsterte er fast schon überheblich, hauchte einen Kuss auf ihre Halsschlagader, bis er sie abrupt an sich zog. „Ich will dich, Felicia". Ein Schauer jagte über ihren Rücken, damit hatte sie nicht gerechnet. Mit einem Mal packte er sie, hob sie hoch um sie nur wenige Augenblicke später auf das Bett neben ihnen zu werfen und ihr zu folgen. Ein überraschter Schrei kam über ihre Lippen, welcher jedoch schnurstracks von seinen erstickt wurde, zu einem leidenschaftlichen lustvollen Kuss wurde. Wow! Ungeduldig ließ er seine Hände unter ihr Oberteil gleiten, strich sanft mit seinen Fingern über ihre Haut, was eine angenehme Gänsehaut auf ihrem gesamten Körper auslöste. Das Gefühl mit diesem Mann war so anders, deutlich intensiver als sie es von Kunden, aber auch privaten Bekanntschaften, sogar Ex-Freunden kannte. Sie stöhnte auf als sie seine Finger an ihrer Brustwarze spürte, sie provozierte, sodass sie lustvoll ihren Rücken durchbog, ihren Körper fest an seinen drückte, seine Erektion zwischen ihren Beinen spürte. Oh fuck! Sie wollte ihn ebenfalls und das sofort. Kraftvoll stieß sie ihn von sich, schob sich unter ihm hervor. Seinen irritierten Blick ignorierend sah sie ihn unvermittelt an, in diese einzigartigen hellgrauen Augen, während sie sich in einer fließenden Bewegung das Langarmshirt über den Kopf zog, sich ihre Hose vom Körper streifte.


Aufmerksam beobachtete Kolja Felicia, wie sie ihn taxierte, sich Kleidungstück für Kleidungsstück von ihrem Körper streifte. Fast schon sinnlich ließ sie die Hände in ihre Haare gleiten, löste langsam die Spange darin, sodass ihre welligen blonden Haare locker über ihre nackten Schultern fielen. Sie war es die er wollte!


Ein Schmunzeln umspielte Felicias Lippen als sie sich Koljas Hemd überwarf, den Geruch seines Parfüms einatmete und zu ihm auf den Balkon trat. Lediglich in einer kurzen Shorts bekleidet stand er angelehnt an der Brüstung und inhalierte genüsslich den Rauch seiner Zigarette. "Auf dem Schreibtisch", erklärte er ruhig als er sie erblickte und deutete auf das Etui auf dem Wohnzimmertisch. Amüsiert hob sie eine Augenbraue, was auch seine Mundwinkel zucken ließ: "Vergiss es", witzelte er und schob seine Zigarette hinter sich. Felicia trat mit einem verführerischen Grinsen auf ihn zu, ihr Gesicht direkt vor seinem, ließ ihre Fingerspitzen zart über seinen nackten Oberkörper gleiten und sah ihm selbstsicher in die Augen. Ihr Gegenüber schluckte, während sich seine Muskeln unter ihren Fingern merklich anspannten. Sie lächelte verschmitzt: "Wenn du noch länger wartest kannst du gleich zwei neue Zigaretten holen". "Du bist unglaublich!", stellte er lachend fest, schüttelte den Kopf und klemmt ihr behutsam seine Zigarette zwischen die Lippen. "Wundervoll", korrigiere sie lachend und nahm einen tiefen Zug. "Was hältst du davon, wenn wir uns etwas zu essen liefern lassen und einfach gemeinsam einen Film ansehen?", fuhr sie selbstverständlich fort, blies den Rauch in die Dunkelheit.
Akribisch musterte sie ihren Gegenüber und überlegte: "Der Typ für Liebeskomödien bist du schonmal nicht" stellte sie keck fest, worauf er lediglich eine Augenbraue hob und lachte.


"Ich weiß nicht einmal wann ich mir das letzte Mal einen Film angesehen habe", bemerkte er nachdenklich und griff nach der Zigarette in Felicias Hand, welche ihn nun verdutzt ansah. Er deutete ins Wohnzimmer, zog an der Zigarette und zuckte grinsend mit den Schultern: „Mein Fernseher ist eher Dekoration". „Was zur Hölle tust du dann die ganze Zeit?", sprudelte es aus Felicia hervor. „Die Antwort darauf kennst du bereits.", schmunzelte er. Felicia schüttelte ungläubig den Kopf, griff nach der Zigarette und nahm einen tiefen Zug: „Es muss doch auch noch Interessen außerhalb deiner Arbeit geben", hakte sie herausfordernd nach und sah ihn erwartungsvoll an. Natürlich hatte er die! Er wusste nur nicht, ob sie ihr so gut gefielen. Erneut nahm zog er die Zigarette aus Felicias Fingern, erwiderte selbstsicher ihren Blick: „Sport, Musik", erklärte er ruhig, atmete den Rauch genüsslich ein, bevor er ihn langsam wieder aus einen Lungen presste, sie aufmerksam musterte: „Frauen, Sex", fuhr er fast schon provokant fort, achtete genau auf die Reaktion der dicht vor ihm stehenden Frau. Felicia sah ihn unvermittelt an, verzog keine Miene bis ein verschmitztes Lächeln auf ihre Lippen trat: „Du interessierst dich für Musik?", fragte sie offensichtlich unbeeindruckt von seiner Antwort. Was? Perplex sah Kolja ihr in die Augen, etwas in ihrem Blick hatte sich verändert, nur eine kleine Nuance, die er nicht einmal ansatzweise deuten konnte.


Sein verdutzter Gesichtsausdruck, einfach sagenhaft! Felicia grinste überlegen, während sie ihm erneut die Zigarette aus der Hand zog, genüsslich den letzten Zug nahm und sie neben sich in den Aschenbecher schnippte. Selbstsicher trat sie dicht an ihn heran, ihre Lippen nah an seinem Ohr „Du kannst mit so vielen Frauen schlafen wie du willst Kolja, aber ich weiß, dass du dabei an mich denken wirst.", flüsterte sie, klopfte auf seine Brust, stieß sich von ihm ab und ließ ihn alleine auf dem Balkon zurück. „Nun Horrorfilm, Thriller, Drama oder doch lieber einen Porno", fuhr sie beiläufig fort und ließ sich auf der Couch nieder. „Wie bitte?", lachte Kolja als auch er das Wohnzimmer betrat. „Was?", lächelte sie unschuldig und zuckte mit den Schultern, worauf Kolja grinsend den Kopf schüttelte: „Du machst mich fertig, Feli". Felicia deutete auf das Sofa neben sich: „Und du stehst darauf", stellte sie zufrieden fest.


Kolja schmunzelte. Felicia saß dicht neben ihm auf dem Sofa, die Knie dicht an den Körper gezogen, vor ihnen die leeren Boxen ihres Abendessens, während eine leichte Komödie ihm Fernsehen lief. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal einen Abend einfach auf dem Sofa verbracht hatte, so unglaublich entspannt war. Er zögerte kurz, bevor er seine Hand behutsam über ihren Rücken gleiten ließ und sie sanft in seinen Arm zog. Felicia blickte überrascht zu ihm auf, zögerte ebenfalls einen Moment bis sie sich mit einem kaum merklichen Lächeln auf den Lippen in seinen Arm schmiegte und ihren Kopf auf seiner Brust ablegte.


Zwei Leben - Eine GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt