Meine vier Wochen Sommerjob sind vorüber. Jetzt bleiben mir noch zwei Wochen zum entspannen. Ich möchte einige meiner alten Freunde treffen, und auf jeden Fall ein paar Mal ins open air Kino.
Ich glaube, das ist etwas, das Noah total gefallen würde. Jeden Sommer wird bei uns für einen Monat ein open air Kino im Stadtpark veranstaltet, wo eine große Leinwand direkt über den See im Park gehängt wird, und auf den Wiesen drum herum sitzen die Leute auf Picknickdecken und schauen sich, sobald es dunkel genug ist, einen Film an. Im diesjährigen Programm ist von alten schwarzweiß Klassikern, über Liebesfilme bis zum Actionkino alles dabei. Heute Abend läuft mit Scream 5 sogar ein Horrorfilm.
Gerade habe ich die Internatsmail zum neuen Schuljahr gelesen, und die Neuerungen lassen mir irgendwie keine Ruhe. Ich habe die letzten zwei Wochen nichts mehr von ihm gehört. Auf Instagram ist bei ihm auch nichts los. Das ist allerdings schon das ganze Schuljahr so gewesen. Noah postet nur selten irgendein Bild, und wenn, dann meistens nur mal ein Hausdach, oder einen Grashalm oder so. Wenn er also ein Bild von einem Stück Asphalt oder einem Haufen Stroh machen würde, würde mir das auch wenig darüber verraten wie es ihm geht. Und ansonsten ist er online einfach nirgends aktiv, außer vielleicht in irgendwelchen Filmforen.
Ich entscheide mich trotzdem, ihm jetzt zu schreiben, weil ich einfach wissen muss, wie er über die Neuigkeiten aus Einstein denkt."Hey, hast du schon die Einstein Rundmail gelesen?"
Ich bin überrascht, denn er antwortet sofort.
"Ja, gerade eben."
Ich kaue unentschlossen auf meiner Unterlippe, und schreiben dann einfach:
"Gut möglich, dass wir nächstes Jahr nicht mehr im selben Zimmer sind..."
Wieder antwortet er umgehend.
"Erleichtert, wenn es so kommt?"
Ich stutze bei dieser Frage für einen Moment. Einerseits habe ich fast das Gefühl, dass er mich provozieren will, anderseits ist die Frage irgendwie auch berechtigt, wenn man bedenkt, wie unser letztes Schuljahr geendet hat. Trotzdem war die Vorstellung, nicht mehr mit ihm zusammen zu wohnen für mich zu keinem Zeitpunkt eine Option gewesen. Man kann am Einstein natürlich Konflikte melden, und auch einen Antrag auf Zimmerwechsel stellen, aber meistens hat das erstmal einige Streitschlichtergespräche zur Folge, weil sie möchten, dass wir solche Dinge erstmal versuchen gemeinsam zu lösen. Und was hätte ich da schon erklären sollen? Oh ich möchte bitte einen neuen Zimmerpartner, denn meinen möchte ich irgendwie am liebsten bei jeder Gelegenheit küssen? Vielleicht ist es unter diesen Bedingungen ja viel eher er, der erleichtert ist. Muss er wenigstens keine Sorge haben, dass sein aufdringlicher Mitbewohner nochmal über ihn herfällt.
Trotzig antworte ich: "die Frage sollte man wohl eher dir stellen."
Der zweite Haken hinter meiner Nachricht taucht auf, aber lange passiert nichts mehr. Ich starre so sehr auf mein Display, dass mir die Augen schon fast zu tränen anfangen.
Dann tippt er endlich, und meine Hände werden feucht. Plötzlich bereut ein Teil von mir meine Antwort, denn manchmal will man eine Wahrheit ja auch gar nicht hören. Ich will nicht, dass er mir sagt, dass er froh ist, dass wir womöglich nicht mehr im selben Zimmer wohnen werden, dass er erleichtert ist von mir weg zu kommen! Der verdammte Kloß im Hals meldet sich plötzlich wieder und ich schlucke schwer. Doch dann überrascht mich Noah.
"Ehrlich gesagt, macht mir die Vorstellung irgendwie Angst."
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Ein Stein ist hart zu brechen
RomanceDas ist eine queere Fanfiction zu Colin und Noah aus der kika Serie Schloss Einstein. Man kann die Geschichte aber auch ohne Serienwissen lesen. Noah kam in diesem Schuljahr neu auf das Internat. Er ist ziemlich geheimnisvoll zu Beginn und verschlos...