Ein Stein ist hart zu brechen

Kapitel 18: Colin

Eine große Erleichterung überkommt mich. Vielleicht wird mir sogar erst in diesem Moment richtig bewusst, wie groß doch meine Sorge war, dass Noah nicht mehr mein Zimmernachbar sein könnte.
Seit seinem Anruf waren einige Tage vergangen, in denen ich nichts von ihm gehört hatte. Trotzdem hatte ich ständig an ihn gedacht. Die Vorstellung, dass er zuhause nicht glücklich war machte mir zu schaffen. Ich wünschte, er hätte mir davon früher etwas erzählt. Was genau bei ihm zuhause los ist weiß ich nicht, aber ich halte Noah eigentlich für einen ziemlich unanstrengenden Menschen, ohne große Ansprüche. Wenn er sich an einem Ort so unwohl fühlt, dann muss das an diesem Ort und nicht an ihm liegen.
Ich hatte gerade in der Küche gesessen. Mein Handy ließ ich im Wohnzimmer aufladen, als er plötzlich anrief.

"Check deine Mails", sagte er ohne jegliche Regung in der Stimme.
"Ähm, hallo auch dir. Wie geht es dir? Oh schön. Ja, mir geht's auch gut. Danke, dass du fragst."
Ich konnte ihn am anderen Ende leise lachen hören.
"Nun check sie schon, du Nervensäge."
Also stellte ich ihn kurz auf Lautsprecher und öffnete den Mailordner.
Und da stand es nun. Schwarz auf Weiß. Noah und ich blieben Zimmernachbarn. Und dann auch noch mit dem Jackpot. Ein Zimmer mit eigenem Bad. Plötzlich konnte ich es kaum erwarten, dass ich zurück zum Einstein kam. Ich fühlte mich zuhause zwar wohl, und gerade die erste Zeit zuhause hat mir so gut getan. Aber das Einstein ist in den letzten Jahren auch ein wichtiger Teil meines Lebens geworden, und der fehlte mir nun. Genauso wie Noah.

"Bist du zufrieden?" Jetzt klang er doch ein bisschen unsicher. Zumindest machte es auf mich den Eindruck.
"Ja, bin ich. Und du?"
"Same."
...
"Colin?"
"Ja?"
"Wenn du es doch anders haben willst, dann sag das denen. Ganz im Ernst. Fühl dich nicht zu dieser Zimmerzuteilung verpflichtet."
Ich musste lächeln, während ich antworte, einfach weil ich spüren konnte, dass in seinen Worten echte Sorge mitschwang.
"Ich habe keinen Grund dafür. Ich bin ehrlich froh, dass es so ist. Okay?"
...
"Okay."