Kapitel 37: Noah

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Wir nähern uns offenbar plötzlich dem Thema, das ich bisher vor ihm zurückgehalten habe, und ich weiß nicht, wie viel er davon wissen muss. Ich will ehrlich sein zu ihm, aber will ihm auch keine Angst machen.
Seit ich gerade ausgesprochen habe, dass ich ein paar erste sexuelle Erfahrungen gesammelt habe, und das mit einem Jungen, ist er plötzlich auffallend still. Dabei sind diese Erfahrungen wirklich nur sehr gering, falls es das sein sollte, was ihm Sorgen bereitet.
Noch immer liegt mein Arm um ihn, und ich taste mit meiner Hand langsam unter sein T - Shirt, fahre mit meinen Fingern sanft über seinen Rücken. Seine Haut ist so warm und zart.
"Er war in meiner Klasse", sage ich langsam. Ich warte ab, ob er mich vielleicht unterbrechen möchte. Doch stattdessen spüre ich, wie sich seine Hand auf meiner Brust wieder langsam ganz leicht bewegt, und sein Daumen kleine kreisende Bewegungen auf meinem Brustbein zieht.
"Eigentlich war er mir nie besonders aufgefallen. Meine alte Schule hat neben dem normalen Gymnasium auch ein Sportgymnasium. Das hat er besucht. Wir hatten deshalb nur ein paar Kurse miteinander. Er ist ziemlich erfolgreich im Tennis gewesen, war Landesmeister in der U16 und deshalb vorwiegend mit seinem Sport beschäftigt."
Während ich langsam von ihm zu erzählen beginne, spielen sich erste Bilder der Erinnerung in meinem Kopf ab.
"Meine ganze Familie ist im gleichen Tennisclub, in dem auch er regelmäßig trainiert hat. Und mein Vater meinte, mir würde der Schneid fehlen, deshalb sollte ich zweimal die Woche dort im Club als Schüleraushilfe arbeiten. Mein Vater hat es sich prinzipiell schwer damit getan, dass ich weder Tennis, noch Golf, noch dem Schützenverein etwas abverlangen kann. Ich bin gewissermaßen eine große Rundumenttäuschung, wenn du so willst."
Colin hebt den Kopf und sieht mich nachdenklich an. Dann kommt er näher zu mir und küsst mich. Vorsichtig erst, so wie ein Regentropfen der auf Asphalt fällt, dann immer inniger. Seine Zunge gleitet in meinen Mund, und auch wenn er nichts sagt, weiß ich, dass dieser Kuss dazu dient, mir zu zeigen, dass ich für ihn keine Enttäuschung bin. Ich ziehe ihn noch näher an mich, und weiß, dass auch er jetzt spüren kann, dass seine Küsse mich nicht unberührt lassen, sondern dass mein Körper sofort begierig auf ihn reagiert.
Ich spüre, wie er an meinem Mund grinst.
"Wir reagieren tatsächlich ähnlich aufeinander" sagt er fröhlich, und ich muss lächeln.
"Sag ich doch."
Er küsst erneut meinen Mund, und dann beinah kindlich meine Nasenspitze.
"Aber erzähl mir mehr von Tim, bitte", sagt er vorsichtig. Und ich muss kurz durchatmen, um von unseren Küssen zurück zu finden zu diesem Thema.

Ein Stein ist hart zu brechenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt