Kapitel 26: Colin

1.5K 66 0
                                    

Was ein Tag. Angefangen mit dem morgendlichen Disaster im Bad, gefolgt von all dem Trubel im Haus und dem neuen Mitschüler. Ich fühle mich ein bisschen reizüberflutet für heute. Ich habe nach dem Abendessen nur noch geduscht (bei abgeschlossener Türe!), und habe mich dann schon ins Bett gelegt. Draußen im Flur höre ich noch Leute quatschen und Dinge umher räumen. Ich greife nach einem Buch, das ich auf der Rückreise zum Einstein in einem offenen Bücherschrank mitgenommen habe. Es fällt mir allerdings schwer, mich auf die Worte vor meinen Augen zu konzentrieren, also schließe ich sie für einen Moment.
Kurz darauf muss ich bereits eingenickt sein, denn als ich wach werde ist es im Flur vor dem Zimmer ruhig. Das große Deckenlicht in unserem Zimmer ist aus, und nur das Licht von Noahs Laptop erleuchtet noch den Raum. Er trägt große Kopfhörer. Vermutlich schaut er einen Film.
Ich richte mich ein Stückchen auf, und er bemerkt, dass ich wach bin. Er zieht die Kopfhörer ab und lächelt mich kurz an.
"Hey Schlafmütze."
Ich zucke mit den Schultern. "War ein anstrengender Tag".
Noah nickt zustimmend.
"Schaust du einen Film?"
"Noch nicht. Ich suche gerade noch aus, aber kann mich nicht entscheiden auf was ich Lust habe."
"Keine Zombie Apokalypse oder mordende Waldschrate im Angebot?"
"Ich tendiere heute eher zu etwas weniger blutigem."
"Wie viel Uhr ist?"
"23.35"
"Oh."
"Du bist früh eingepennt."
"Ja, solche Tage schaffen mich." Ich schaue aus unserem Dachfenster in den Nachthimmel. "Wenn so vieles auf einen einprasselt. Neue Zimmer, die neuen Leute und Eltern, die den ganzen Tag durchs Haus rennen."
...
"Und duschende Mitbewohner nicht zu vergessen."
...
...
"Halt die Klappe" murmel ich leise, und höre ihn kichern.
"Hast du's inzwischen verkraftet?"
"Du sollst doch die Klappe halten!" Ich muss leise lachen.
"Früher oder später hätten wir uns sowieso nackt gesehen."
Mein Herz schlägt plötzlich etwas schneller.
"Hätten wir?"
"Vermutlich. Wir wohnen zusammen, teilen uns ein Badezimmer. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, denke ich."
"Achso. Ja. Das stimmt wohl."
...
...
...
"Lust einen Film zu schauen?"
"Was hast du im Angebot?"
"Spiderman?"
Ich grinse.
"Komm", Noah rückt ganz nah an die Wand, sodass neben ihm Platz entsteht. Ich starre kurz auf diese leere Bettseite.
"Jetzt komm schon."
Etwas unsicher greife ich nach meinem Kopfkissen. Meine Bettdecke nehme ich ebenfalls unter den Arm. Und dann lege ich mich vorsichtig neben ihn.
Er stellt den Laptop auf seiner Decke ab, entfernt die Kopfhörer und startet den Film.

Ein Stein ist hart zu brechenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt