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TIMÉO

Der Beat der Musik hämmert in meinen Ohren wie ein Schlagbohrer. Bunte Lichter, stickige Luft, heiße Bräute. Zehn Ärsche strecken sich mir entgehen und einer ist hässlicher als der andere. Nun ja, mein Schwanz sieht das anders, aber mein Kopf kann nicht über die unglaublich unattraktiven Gesichter hinwegschauen, die sich mir bieten. Es ist eine Farce. Jeder von diesen Weibern wünscht sich von mir gefickt zu werden. Ich könnte sie haben, wenn ich wollte. Jede von ihnen. Jetzt und sogar ohne Kondom, wenn ich das wollte. Die würden sich sofort ein Kind von mir anhängen lassen, wenn sie könnten. Blöd nur, dass ich mir dann wahrscheinlich was anderes anhängen ließe von denen. Sowas wie Aids oder so. Gott nein. Ich will sie nicht. Keine von ihnen könnte mich je langfristig befriedigen. Wo ist der Reiz, wenn sie auf meinen Schwanz springen, sobald sie können? Nicht ihre Krallen ausfahren oder mir Widerworte geben? Niemand tut das. Vielleicht finde ich es gerade deshalb so attraktiv. Aber keiner der Huren hier würde es wagen, mir nur einen Wunsch abzuschlagen. Nicht wenn sie aus der Stadt sind. Sie haben Angst vor mir, aber wollen mich. Sie wollen mein Geld, meinen Einfluss, meine Ehre. Die billigen Huren bohren so lange nach meinem Respekt, bis sie Tod in einer Gasse landen. Keine von ihnen wird es je schaffen mehr als eine schnelle Nummer zu sein. Geschweige denn meinen Respekt verdienen. Sie würden unter mir zerbrechen wie das Glas eines Schaukastens. Egal wie lang sie ihre Pussys über meinen Schwanz reiben, ich werde genauso unbeeindruckt schauen wie zuvor.

Quentin, mein bester Freund und engster Vertrauter, reicht mir vielsagend ein Glas Schnaps und fällt neben mir auf die royal blaue Lounge des Nachtclubs. »Gebt ihm eine Auszeit Ladies. Der Arme weiß ja gar nicht wo er anfangen soll«, scherzt er und legt seinen Arm um meine Schultern. Die Frauen ziehen endlich ab. Zumindest geben sie mir etwas Freiraum, als sie zur Bar laufen, die nur wenige Meter entfernt ist. Durch das halbhohe Glasgeländer kann ich nach unten auf die Tanzfläche schauen. Da wo die Normalos anhängen. Die Gäste, die keine Ahnung haben von den Geschäften, die wir hier tätigen. »Also welche gefällt dir bis jetzt am besten? Die rothaarige? Blondine? Oder doch die mit den schwarzen Haaren?«
»Keine und das weißt du.«
»Komm schon das sind alles Edelhuren, die haben echt was drauf. Wenigstens eine würde den Besitzer des Puffs sehr glücklich machen. Hab ihm alle für eine Nacht abgekauft. Also komm schon, heute ist dein Geburtstag, Méo«

Grummelnd exe ich das Glas aus und klaue mir eine der Kippen, die zwischen Gläsern und Flaschen auf dem Tisch liegen. »Nimm du dir doch eine. Lass mich. Vielleicht wenn ich besoffen bin«, raune ich und fordere mit der Hand sein Feuerzeug. Quentin reicht es mir seufzend und lässt mich meine Zigarette entfachen. Sobald sie glüht und der Rauch in die Luft aufsteigt, lehne ich mich entspannt zurück und er nimmt seinen Arm von mir. »Nimm du dir doch eine Quen, stehst auf die rothaarige, hm? Was hältst du davon, wenn ich dir einen ausgebe, heute?«, schlage ich vor und nicke auf die mit den roten Haaren. Mein bester Freund wägt derweil sichtlich ab, ob er mein Angebot annehmen soll. »Ist aber dein Geburtstag und-«
»Und? Schnapp sie dir bevor einer der anderen sie nimmt«, rate ich ihm und deute auf die Männer um uns. Quentin verzieht seine Lippen, erhebt sich schließlich rasch und steuert auf die rothaarige zu. Sie sitzt auf einem der Barhocker und schenkt ihm ein verführerisches Lächeln, als er vor ihr zum Stehen kommt. Die beiden wechseln nicht viele Worte, bevor Quen die Sache in die Hand nimmt und ihr an den Arsch grabscht und die beiden ziemlich schnell an die Sache rangehen.

Rauchend wende ich mein Gesicht ab und schaue hinab auf die Masse an Menschen. Wenigstens die scheinen sich an meinem Geburtstag zu amüsieren. Eigentlich hasse ich Geburtstage. Ich wüsste nicht, was so besonders daran ist, solch einen Tag zu feiern. Immerhin ist das nur der Tag, an dem ich aus meiner Mutter kam. Oder in meinem Fall, aus wem auch immer. Ich kenne meine Mutter nicht. Sie könnte das Kindermädchen gewesen sein, die Köchin, die Haushaltshilfe, meine Therapeutin. Mein Vater hat alles gefickt, was er konnte, bevor er ermordet wurde. Würde mich nicht wundern, wenn ich Geschwister hätte, die plötzlich auftauchen. Bis jetzt hat sich allerdings noch keiner gemeldet und das bleibt hoffentlich auch so.

King of Marseille | 18+Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt