Neuanfang

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In der ersten Stunde musste jeder nacheinander zeigen, was er konnte. Ich war fast als letzte dran und gab einfach alles. Schließlich wollte ich einen guten Eindruck hinterlassen.
"Das war sehr gut, Florentina." lobte mich Mrs. Williams, meine neue Lehrerin. Ich freute mich darüber und schaute mir noch die restlichen an. Viele waren genau so gut oder sogar besser, als ich. Es war wirklich super schön allen zuzusehen.

Gegen drei Uhr nachmittags konnten wir dann gehen. Ich schaute auf mein Handy und hatte ein Bild von Taddl bekommen. Es zeigte Rewi, Ardy, Luna, Felix und ihn, wie sie alle traurig in die Kamera schauten. Drunter stand 'wir vermissen dich'. Ich fand das wirklich ziemlich süß, weswegen ich Rewi sofort anrief.
"Hey Brüderchen."
"Hey Schwesterherz." lachte er.
"Wie gehts dir so ohne mich? Ist die Wohnung noch betretbar?" Wir beide lachten kurz.
"Du wirst es nicht glauben, aber ja. Alles bestens. Palle wohnt mittlerweile auch hier." Palle, sein neuer Mitbewohner. Ich musste diesen Typ unbedingt kennen lernen, der freiwillig mit meinem Bruder in eine Wohnung zog.
"Freut mich. Wie gehts den anderen so?"
"Oli ist öfter mal hier, weil sie es allein nicht aushält. Felix braucht auch manchmal jemanden weibliches zum reden, aber da kann ich ja nicht helfen."
"Sicher?" Ich kicherte kurz.
"Hab dich auch lieb. Ich muss jetzt auflegen, muss aufnehmen. Bis später."
"Ok tschüss."

Ich legte mich in mein Bett und starrte an die Decke. Der erste Tag war also geschafft.

Die Tage vergingen wie im Flug. Jeden Tag hatten wir neben normalem Schulunterricht, der sich auf vier Stunden täglich beschränkte, auch Tanzunterricht. Es war ein meilenweiter unterschied zu meinem alten Unterricht. Viel besser.
Mit Paul verstand ich mich auch realtiv gut. Soweit das eben mit seinem riesigen ego möglich war.
Doch einea beschäftigte mich heute besonders. Taddl verhielt sich äußerst komisch mir gegenüber. Seit etwa drei Wochen ist er weg, der hälfte der Zeit, bis wir uns wieder sehen. Aber seit ca. 4 Tagen schreibt er nur das nötigtste und ignoriert meine Anrufe. Ich hatte wirklich keine Ahnung was los war, weswegen ich meinen Bruder anrief.
"Rewi?"
"Flo?"
"Weißt du, was mit Taddl ist?" fragte ich direkt heraus.
"Äh ich.. äh nein, was soll mit ihm sein?"
"Als wüsste ich nicht, dass du lügst."
"Das ist nicht mein Ding, sorry. Ich kanns dir nicht sagen." Und er legte auf. Ich wusste nicht, was ich jetzt genau denken sollte. Er würde es mir sowieso nicht erzählen. Es tat weh nicht zu wissen, was los ist. Ich ließ mich auf mein Bett fallen und merkte, wie Tränen meine Wangern hinunter liefen. Ich schluchzte leise.
"Hey hey hey, was is' denn los?" Paul setzte sich zu mir ans Bett. Ich hatte nicht bemerkt, dass er das Zimmer betreten hatte.
"Nichts." meinte ich etwas schnippisch.
"Sicher? Wir können darüber reden, wenn du willst."
"Wir und reden?" Ja ne is klar.
"Ja ich weiß, wir hatten nicht den besten start, aber wir müssen ohnehin noch ein paar weitere Wochen bzw. Monate zusammen verbringen. Deswegen hab' ich keinen Bock mehr auf den Stress. Lass uns einfach von vorn anfangen, okay?"
Ungläubig starrte ich ihn an, nickte jedoch leicht. Er hatte recht. Ich setzte mich also auf und saß nun neben ihm.
"Und jetzt erzähl'."
"Meinen Freund kennst du ja. Und irgendwas ist passiert, dass ich ihm egal bin. Er antwortet nicht und reagiert nicht auf meine Anrufe. Nicht mal mein Bruder will mir sagen, was los ist, obwohl er es weiß. Die letzten Wochen lief es wahrscheinlich einfach zu gut." Ich fing an richtig zu weinen und Paul nahm mich tatsächlich in den Arm. Es tat unglaublich gut die Nähe einer Person zu spüren. Ich weinte mich also an seiner Schulter aus und versuchte mich zu beruhigen. Er streichelte beruhigend meinen Rücken.
"Ich hab zwei Theorien. Willst du sie hören?" Ich nickte. "Erste wäre, dass er einfach viel um die Ohren hat und nicht dazu kommt. Zweites wird dich eher nicht freuen. Vielleicht hat er 'ne Affäre?" Ich schreckte hoch. Affäre? Taddl? Ich hatte keine Ahnung, aber was wäre, wenn Paul recht hatte? Ich weinte in Pauls Arm weiter, nur lagen wir jetzt im Bett. Ich fühlte mich gut bei ihm. Er war der einzige, der für mich da sein konnte.

Life is what you make it. (Taddl ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt