Ich vertrau' dir.

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"Wir müssen langsam zurück." sagte Karl und riss mich damit aus meinen Gedanken. Wieder einmal dachte ich an London. Ich war schon einmal dort gewesen und war sofort fasziniert von dieser Stadt. Nicht nur wegen den Sehenswürdigkeiten, die ich zufälliger Weise fast garnicht bescuht hatte, sondern wegen dem Leben und den Menschen. Dort schien alles viel leichter und natürlicher. Es war vollkommen normal jemanden nach dem Weg zu fragen oder sich einfach in der Undergrund Bahn neben jemanden zu setzen. Hier in Deutschland war jeder auf sich gestellt. Im Bus oder in der Bahn saß man allein, so lange man niemanden kannte und der Rest stellte sich hin. In London würde so etwas nie vorkommen. Ich war einfach fasziniert. "Fertig mit Tagträumen?" "Ja, sorry, wir können los." Wir schlenderten gemütlich zurück zum Laden und machten uns direkt wieder an die Arbeit.

"Bis Morgen." rief ich noch schnell in den Laden, bevor ich ihn verließ. Mein erster Arbeitstag war echt ganz in Ordnung. Es war wirklich keine schwere Abeit, aber es machte schon wirklich Spaß. Schon allein, weil Karl und ich die ganze Zeit rumblödelten. Auch die Musik, die man kennen lernte war eine Klasse für sich. Wenn ich eine coole Platte entdeckte, konnte ich sie einfach auflegen und die Musik im Laden anhören. Ich hatte während der gesamten Heimfahrt einen Ohrwurm, kannte jedoch den Namen des Liedes nicht. Ich kam zu Hause an, schloss die Tür auf und steuerte die Küche an, da ich etwas Hunger hatte. Ich machte mir heute einfach auf Faulheit eine Tiefkühlpizza. Während diese im Ofen lag, ging ich zu Rewi um zu sehen, wie es ihm heute ging. "Hallo Brüderchen." sagte ich und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. "Ewwwwww." machte er nur und lachte dabei. Er nahm gerade irgend etwas auf und ich setzte mich einfach daneben. "So und jetzt du." "Was ich?" "Wer denn sonst?" Okay. Minecraft kannte ich ja schon, aber das hier war irgend ein Game in Minecraft oder so. "Was genau muss ich denn überhaupt machen?" fragte ich etwas überfordert, als plötzlich haufenweise Blöcke vor mir herumhüpften. "Hide 'n' seek. Mach einfach, was du für richtig hältst." Ich schaute ihn entgeistert an. Danke für die Hilfe, echt. Ich lief also irgendwie herum. Nach ein paar Minuten hatte ich immerhin den Sinn heraus gefunden, war aber trotzdem total schlecht. Rewi nahm natürlich alles auf und wollte ein neues Video daraus machen, womit ich kein Problem hatte. "Scheiße! Meine Pizza!" rief ich und rannte in die Küche. Zum Glück brannte noch nichts, aber meine Pizza konnte ich vergessen. Total schwarz und hart wie ein Stein. "Scheiße man." murmelte ich und beseitigte den Stein.

"Hast du was zu essen?" fragte ich und setzte meinen Hundeblick auf. Mein gegenüber lachte nur und lotste mich zur Tür herein. "Taddl ist nicht da, falls du zu ihm wolltest." "Eigentlich wollte ich nur was zu essen, aber danke für die Info." Ardy ging in die Küche und holte irgend etwas aus dem Kühlschrank. "Hier, irgendwas asiatisches von Felix. Hat er hier vergessen." "Wie kann man essen hier vergessen?" lachte ich und nahm den Teller dankend entgegen. Ardy zuckte nur mit den Schultern und setzte sich gegenüber von mir an den Tisch. "Wo ist Taddl denn?" "Keine Ahnung. Glaub' bei Flo oder so." Ich nickte und aß das, was auch immer vor mir stand, aber es schmeckte. "Und wie war dein erster Tag?" "Super! Karl ist echt nett und lustig." "Karl?" fragend zog er eine Augenbraue hoch. "Mein Arbeitskollege." "Arbeitskollege." sagte Ardy und setzte Anführungszeichen bei dem Wort. "Ey, was denkst du bitte von mir?" fragte ich empört. "War ja nur Spaß." lachte er. Noch eine halbe Stunde saßen wir da und ich aß auf. "Danke für das Essen, aber ich geh' jetzt wieder." Ich verabschiedete mich noch mit einer Umarmung und ging wieder hinunter zu Rewi.

-

Mein Wecker klingelte, doch ich war zu unmotiviert aufzustehen. Immer wieder drückte ich ihn weg. Irgendwann schlug ich dann doch mit leichter Panik die Augen auf. Scheiße! Verpennt. So ist das, wenn man auch durch dreißig Wecker nicht aufstehen will. Ich müsste in zehn Minuten auf der Arbeit sein. Gut gemacht. Schnell zog ich mich an und machte mich frisch. Schminken, sowie Frühstück fielen aus und ich machte mich schnell auf den Weg zum Laden. Unterwegs holte ich mir und Karl dann noch einen Kaffee bei Starbucks.

"Tut mir sooo leid, ich hab eiskalt verpennt. Aber ich hab dir 'nen Kaffee mitgebracht." sagte ich und lächelte Karl an. "Kein Ding, ich bin da nicht streng, aber danke." Zum Glück. Unseren Chef sah ich irgendwie überhaupt nicht. Hockt der den ganzen Tag nur im Büro? Wieder machte ich mich an die Platten und sortierte sie. "Das machst du wundervoll." sagte auf einmal eine raue Stimme hinter meinem Ohr. Ich fuhr vor lauter Schreck hoch und ließ einiges fallen. Karl hob verteidigend die Hände. "Deine Schuld!" rief ich und schubste ihn leicht weg. "Was kann ich denn dafür, wenn du so schreckhaft bist?" lachte dieser und ging einen Schritt auf mich zu. "Das ist unfair." "Ist es nicht. Es ist deine Arbeit." "Achja? Dazu gehört also, dass du mich erschecken darfst?" "Genau das tut es." sagte er und grinste mich an. "Arschloch." murmelte ich und wollte mich gerade umdrehen. "Wie war das?" sagte Karl lachend. "Hast schon verstanden." Ich zwinkerte ihm zu und drehte mich dann wieder um. Ich spürte, dass er immernoch hinter mir stand. "Geh weg." lachte ich. "Wieso?" "Hast du nichts zu tun?" "Doch, dir zuschauen." "Das kann ich übernehmen." sagte auf einmal eine all zu vertraute Stimme leicht sauer. Ich drehte mich um und sah sofort in seine funkelnden Augen. "Hey, was machst du denn hier?" fragte ich und umarmte Taddl fest. Danach gab ich ihm noch einen Kuss auf den Mund, doch Taddl musterte immer noch Karl. "Darf ich vorstellen, Taddl Karl, Karl Taddl." Die beiden gaben sich die Hand. "Ich geh dann mal." sagte Karl und verzog sich hinter irgend ein Regal. "Wer ist das?" fragte nun Taddl und ich hörte immer noch die Wut heraus. Er musste seine Eifersucht echt etwas unter Kontrolle bekommen. "Mein Arbeitskollege Karl. Kein Grund zur Panik." Wieder küsste ich ihn, diesmal inniger und er erwiederte diesmal auch. "Wollte nur sehen, was du hier so machst." "Sachen sortieren." seufzte ich und deutete auf die Platten. Taddl nickte nur. "Hey, kein Grund zur Sorge, wirklich." Er lächelte mich an. "Ich vertrau dir." Ich musste kurz lachen. Taddl ging dann nach zehn Minuten auch wieder und ich widmete mich wieder der Arbeit.

Life is what you make it. (Taddl ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt