Kapitel 5

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PoV: Lia

In einem flüssigen Bewegungsablauf drehe ich mich um, meine Pfoten greifen nach dem weichen Boden, und ich setze zum Sprint an. Der Wald scheint mich zu umarmen und verschwimmt zu einem grünen Wirbel, während ich die Lichtung hinter mir lasse.

Die Bäume, wie fließende Pinselstriche in einem Naturgemälde, ziehen vorbei, während ich mich durch das Dickicht bewege.

Der Wind, ein unsichtbarer Begleiter, streicht durch mein Fell und trägt die Energie meiner Flucht davon. Das Rascheln der Blätter wird zum Soundtrack meiner Flucht, eine natürliche Melodie, die meinen Herzschlag und den Rhythmus meiner Pfoten begleitet.

Meine Gedanken wirbeln genauso wild wie die Umgebung um mich herum. Wer ist dieser Wolf und warum fühle ich eine Verbindung zu ihm?

Der Boden unter meinen Pfoten ist mal fest und federnd, mal von moosbedeckten Steinen durchzogen. Die Lichtung, die vor kurzem noch ein Ort der Begegnung war, wird zu einem fernen Fleck, während ich tiefer in das Dickicht eindringe.

Die Bäume fliegen an mir vorbei, ein grüner Wirbel, der die Konturen der Realität verschwimmen lässt. Mein Atem wird eins mit dem Wind, und meine Pfoten setzen sich im gleichmäßigen Takt auf den weichen Waldboden.

Die Flucht durch die Bäume ist wie eine Antwort auf die Fragen, die noch in der Luft liegen. Jeder Schritt, jeder Herzschlag, ist eine vorübergehende Flucht vor der Unbeständigkeit des Schicksals. Der Wald, mit seinen schützenden Ästen und dem dichten Blätterdach, wird zu meinem Zufluchtsort.

Als ich das Gefühl habe, dass ich weit genug weg bin, bremse ich ab und bleibe hechelnd stehen. Kleine Dampfwölkchen bilden sich aus meiner Schnautze, während ich mich umsehe und die Ohren spitze.

Nein, der Alpha scheint mir nicht gefolgt zu sein.

Die Stille des Waldes umgibt mich, und ich spüre, wie die Erschöpfung nach und nach meinen Körper einholt. Die Kraft, die mich zuvor angetrieben hat, schwindet mit jedem Atemzug.

Meine Beine zittern, und ich finde keinen festen Stand mehr.

Ich lasse mich auf den weichen Waldboden sinken, das Laub unter mir raschelt leise. Die Rufe der Vögel und das sanfte Murmeln des Windes werden zu einem sanften Wiegenlied, das meine Sinne einhüllt. Die Blätter über mir bilden ein schützendes Dach, doch trotz dieser Geborgenheit breitet sich eine Leere in mir aus.

Die Unbeständigkeit des Schicksals hat mich eingeholt, und meine Gedanken wirbeln weiterhin wild, obwohl mein Körper nach Ruhe verlangt. Die Lichtung, die vor kurzem noch Schauplatz einer bedeutsamen Begegnung war, ist nun nur noch ein ferner Punkt in der Erinnerung.

Die Bäume stehen regungslos um mich herum, als stünde die Zeit still. Meine Augen schließen sich langsam, und ich atme tief ein, um die frische morgendliche Waldluft in mich aufzunehmen. Das Rascheln der Blätter, der Duft des Mooses – all das ist jetzt mein Trost inmitten der kraftzehrenden Unruhe.

Trotz der Ruhe, die der Wald mir schenkt, spüre ich die Erschöpfung, die meine Glieder durchdringt. Ein Seufzen entweicht meiner Kehle, als ich mich aufraffe, noch einmal auf die Pfoten zu kommen. Meine Muskeln protestieren, aber der Wille, mich weiter vorwärts zu bewegen, überwiegt die Müdigkeit.

Ich schleppe mich durch das Unterholz, meine Pfoten gleiten über den weichen Waldboden. Die Natur um mich herum scheint mir den Weg zu weisen, und meine Sinne führen mich zu einem verlassenen Dachsbau. Die Höhle, von der Natur geformt und vom Dachs verlassen, bietet mir Schutz vor den Blicken des Himmels und der neugierigen Augen des Waldes.

Mit letzter Kraft schleife ich mich in den schützenden Bau. Die Dunkelheit umfängt mich, und ich lasse mich erschöpft auf den weichen Boden sinken. Die Erde unter meinen Pfoten ist kühl, und ich spüre, wie die kraftzehrende Unruhe nachlässt.

Die Höhle wird zu meinem Zufluchtsort, einem sicheren Hafen vor den Unsicherheiten des Waldes. Die Eingangsröhre bildet einen natürlichen Vorhang, der mich von der Außenwelt abschirmt. Das Rascheln der Blätter draußen wird gedämpft, und die Dunkelheit gibt mir Geborgenheit.

Erschöpft und doch erleichtert schließe ich die Augen. Die Gedanken, die zuvor wie wirbelnde Blätter durch meinen Verstand getrieben sind, finden langsam Ruhe. Der Wald, meine Zuflucht und mein Beschützer, nimmt mich auf.

In der Stille der Höhle, umgeben von den natürlichen Geräuschen des Waldes, lasse ich mich fallen. Die Dunkelheit verschmilzt mit meinen Träumen, und ich gleite langsam in einen tiefen Schlaf, getragen von den letzten Flügelschlägen der Unruhe.

Ich, Mate eines Alphas?! || 18+ || ✓ (BAND 1 der I,M Serie )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt