Kapitel 6

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PoV: Alpha Adam

Die Lichtung, die noch vor wenigen Augenblicken Schauplatz einer bedeutsamen Begegnung war, liegt nun verlassen vor mir.

Der Duft der wundeschönen Wölfin, der noch in der Luft schwebt, weist mir den Weg durch das Dickicht. Die Wälder, die mich umgeben, scheinen lebendig zu sein, flüsternde Zeugen einer Geschichte, die sich gerade entfaltet.

Mit jeder kräftigen Pfote setze ich einen bedachten Schritt vor den anderen. Die Verbindung, die in der Lichtung geboren wurde, wirkt wie ein unsichtbares Band, das mich tiefer in den Wald zieht. Der Rhythmus meines Atems begleitet mich, während ich den Pfaden der Natur folge.

Wieso ist sie von mir davongejagt? Spürt sie denn etwa nicht unsere Verbindung?

Die Spuren meiner Mate sind noch frisch, und ich spüre den impulsiven Takt ihres Laufs. Die Bäume, majestätisch und ehrwürdig, erzählen mir von ihrer Flucht, und der Wald scheint mir seine Pfade zu offenbaren.

Die Gedanken in meinem Verstand mögen die eines Alphas sein, aber die Emotionen, die mich durchströmen, sind menschlich. Die Verbindung zur Wölfin, so unerklärlich und doch so real, berührt einen tiefen Kern in mir. Ein Gefühl, das ich nicht ignorieren kann.

Die Dunkelheit des Waldes wird von den Strahlen des Mondes durchbrochen, die wie Silberfäden durch das Blätterdach schimmern. Die Atmosphäre ist aufgeladen von der Energie der des Morgens, und ich spüre, dass ich nicht allein bin. Meine Mate ist nahe, und das Wissen darum treibt mich weiter.

Als ich die Eingangsröhre eines verlassenen Dachsbau erreiche, stockt mein Herzschlag für einen Moment. Ein Gefühl von Erleichterung und Sorge gleichermaßen durchflutet meine Adern.

Ich stecke meinen Kopf soweit hinein, wie es nur möglich ist, ich bin einfach zu groß.

Da liegt sie – in der sanften Dunkelheit des Dachsbau ruht sie. Ihr dunkles Fell glänzt im schwachen Licht, und ihre Augen, die noch vor Kurzem von Unsicherheit erfüllt waren, sind geschlossen. Ein Hauch von Frieden umgibt sie, und ich spüre die Verbindung, die zwischen uns besteht.

Die Gedanken in meinem Verstand wirbeln genauso wild wie die Umgebung um mich herum. Eine Mischung aus Sorge und Freude breitet sich in mir aus. 

Warum ist sie geflohen? Und doch, hier in diesem Moment, sehe ich die Fragilität in ihr. Sie ist so dürr und klein.

Ich seufze, und in diesem Seufzen liegt eine stille Entschlossenheit, als ich mich vor den Eingang des Baus setze. Ich wollte nicht, dass sie, wenn sie aufwacht, Angst vor mir bekommt.

Ihr Schlaf mag von Erschöpfung gezeichnet sein, aber in ihren Träumen und in den Zwischentönen des Morgens finde ich einen Raum, den wir beide teilen können. Der Wald, unser Zeuge, hüllt uns in eine schützende Stille, während ich mich neben den Eingang lege, bereit, über sie zu wachen, bis sie wieder aufwacht.


Ich, Mate eines Alphas?! || 18+ || ✓ (BAND 1 der I,M Serie )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt