Kapitel 31

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PoV: Lia

In meiner erschöpften Verfassung bekomme ich nur Bruchstücke des weiteren Verlaufs mit. Adam hat sich mit dem Leiter des Zoos, in dem ich gefangen bin, zusammengesetzt und verhandelt um meine Freilassung. Sie stehen dabei nicht weit von meinem Gehege entfernt. Schaulustige gibt es nicht mehr, der Zoo wurde schon für heute geschlossen.

Adam spricht energisch, doch die Geräusche der Tiere, die seine mächtige Präsenz spüren, übertönen ihn. Das schmiedeeiserne Gitter, das mein Gehege umschließt, vibriert von seiner tiefen Stimme.

Plötzlich höre ich einen lauten Klang, das Rasseln von Schlüsseln, und das Gatter wird geöffnet. Meine Sinne sind träge, aber ich spüre einen der Wärter. Adam steht neben ihm, ein Strahlen auf seinem Gesicht, das sich meinem müden Blick wiederspiegelt. Doch es dauert eine Weile, bis ich begreife, dass dies meine Befreiung ist.

"Alles wird gut, Engel", flüstert er während der Fanghaken des Wärters vorsichtig in meine Richtung gestreckt wird. Diesmal wird er mir nicht allzu schmerzvoll über den Hals gezogen und weißt mir mit einem sanften Ziehen den Weg.

Ich zögere kurz, bevor ich aus dem Gehege trete, als wäre die Freiheit ein ungewohnter Raum, den ich erst betreten muss.

Vor mir steht eine Transportbox, ein metallener Käfig, der für Hunde bestimmt ist. Die Enge erinnert mich an meine Zeit in der Lagerhalle und bei den Händlern, aber Adam versichert mir nach einer ernergischen Debatte, die ich nicht verstehe, dass dies nur vorübergehend ist. Dann werde ich in die Box gehievt.

Ich spüre die Vibrationen des Bodens, als sie ins Auto auf den Rücksitz geladen wird, und dann wird die Tür zugeknallt.

Das metallische Klicken ist ein Echo meiner Gefangenschaft, doch ich vertraue darauf, dass Adam dieses Mal an meiner Seite ist.

Als sich Adam ins Auto setzt und der Wärter verschwunden ist, öffnet er die Klappe der Transportbox, damit ich raus kann, wenn ich ein Verlangen danach habe. 

Der Motor startet, und das Auto setzt sich in Bewegung. Die Straßen fliegen vorbei, und ich blicke aus der Box auf die vorbeiziehende Welt.

Ich stelle mich taumelnd auf meine schwachen Beine und krieche aus der Box heraus nach vorne auf den Beifahrersitz.

"Vorsichtig, Engel", murmelt Adam, als ich mich auf den Beifahrersitz schleiche. Sein Lächeln ist warm, und ich spüre die Zärtlichkeit in seinem Blick. Die Autotüren sind verschlossen, aber der Blick nach draußen ist berauschend.

"Es tut mir leid, dass du so viel durchmachen musstest", sagt Adam leise, während er seine Augen auf die Straße gerichtet hält. Seine Hände liegen fest am Lenkrad, aber ich spüre, dass er sich bewusst ist, wie fragil ich in diesem Moment bin. Seine Knöchel werden weiß, so fest umkreift er das Lenkrad, sodass ich fürchten muss, dass er es herausreißen oder brechen könnte.

"Es war schlimm, ja, aber du bist hier. Du hast mich gefunden", versuche ich, meine Gedanken mit brüchiger Stimme zu ordnen, die wie lose Fäden in meinem Kopf wirbeln. 

Adam beginnt sich zu entspannen und sieht lächelnd in meine Richtung. "Wie kommt es eigentlich, dass du bis jetzt nie etwas gesagt hast?"

Ich zörere kurz, bevor ich ihm antworte. "Ich hatte Angst. Ich wollte nicht, dass jemand weiß, dass anders bin." Adam beginnt langsam zu nicken: "Du bist kein Werwolf, nicht wahr?" Ich senke den Kopf. Meine Stimme ist nur noch ein Flüstern: "Nein."

Einige Minuten ist eine totenähnliche Stille zwischen uns und meine Nerven drohen vor Spannung zu zerreißen.

"Adam", flüstere ich seinen Namen, als wollte ich sicherstellen, dass ich ihn nicht verliere. "Mein Name ist Lia."

Adam lächelt, als es hört. "Lia", wiederholt er sanft, als würde er den Klang meines Namens auf der Zunge zergehen lassen. "Ein schöner Name für eine so starke Wölfin."

Ich neige meinen Kopf leicht und spüre, wie seine Worte mein Herz erwärmen. Die Straßen fließen weiter vorbei, während wir uns in einem ruhigen Gespräch verlieren.

"Wie hast du mich gefunden?"

Adams Mund verzieht sich zu einer dünnen Linie und seine Augenbrauen ziehen sich zusammen, und sein Blick wandert für einen Moment zu mir. "Mein Rudel und ich haben hart gearbeitet, um dich zu finden. Wochenlang haben wir dich gesucht. Dein Hilferuf war wie ein Leuchtturm in der Dunkelheit."

Die Straßenlichter fliegen vorbei, und ich beobachte die Schatten, die sich auf sein Gesicht legen. Erst jetzt sehe ich die dunklen Augenringe auf seinen Liedern und die Müdigkeit in seiner Haltung. "Danke", flüstere ich, meine Stimme kaum mehr als ein Hauch. "Du hast mein Leben gerettet."

"Wir werden uns jetzt um dich kümmern, mein Engel, Lia. Du bist sicher, und ich verspreche dir, dass dir nichts mehr geschehen wird."

Das Versprechen hallt in meinen Ohren wider, und ich lehne mich gegen den Sitz, meinen Blick auf die vorbeiziehende Nacht gerichtet.


Ich, Mate eines Alphas?! || 18+ || ✓ (BAND 1 der I,M Serie )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt