PoV: Lia
Die Tage verschwimmen zu einer endlosen Abfolge von Bäumen und Sträuchern, während ich durch den undurchdringlichen Wald streife.
Die Leere, die mich dazu trieb, die Höhle zu verlassen, hat sich zu einem schweren Ballast entwickelt, der auf meinen Schultern lastet. Der Wald, einst ein Ort der Zuflucht, scheint nun wie ein endloser Irrgarten ohne Ausweg.
Meine Pfoten schleppen sich mühsam über den weichen Boden, und die Kraft, die mich einst antrieb, ist einer erschöpften Schwäche gewichen.
Hunger nagt an meinem Magen, doch die Beute ist rar, und meine Sinne sind geschwächt. Die Insekten des Waldes werden zu meiner einzigen Nahrungsquelle, eine traurige Mahlzeit, die meinen Körper gerade so am Leben erhält.
Die Sonne über mir zieht ihre Bahn am Himmel, während ich durch das Dickicht wandere, meine Gedanken ebenso zerrissen wie die Blätter unter meinen Pfoten.
Die Bäume flüstern ihre uralten Geschichten, doch ich kann sie nicht verstehen. Mein Geist ist trüb von der Erschöpfung, und die Umrisse der Welt verschwimmen vor meinen Augen. Der Wald, der einst meine Heimat war, wird nun zu einem undurchdringlichen Gefängnis, und ich fühle mich verloren in den Schatten der Baumkronen.
Die Nächte sind kalt und einsam. Ohne das schützende Dach der Höhle bin ich den Launen des Waldes ausgesetzt. Meine Fell wird von Tau benetzt, und der Wind trägt den Duft der Nacht durch die Äste.
Die Sterne über mir funkeln fern und unerreichbar, und ich frage mich, ob sie das gleiche Firmament sehen wie der Alpha, den ich zurückgelassen habe.
Meine Pfoten bewegen sich mechanisch, jeder Schritt ein Kampf gegen die Schwäche, die mich durchdringt. Die Insekten, die in der Dunkelheit summen, werden zu meinem traurigen Begleiter.
Ich schlafe wenig, die Augen schwer vor Müdigkeit, während der Hunger an mir nagt wie ein ständiger Mahner meiner Verlorenheit.
Die Unwirklichkeit der Tage und Nächte verschwimmt zu einem Traum, in dem ich gefangen bin.
In meinem geschwächten Zustand bin ich nicht mehr auf der Hut, nicht mehr die wachsame Jägerin, die ich einst war. Die Geräusche des Waldes verschwimmen zu einem undeutlichen Gemurmel, und die warnenden Rufe der Vögel sind nur noch ein ferner Klang. Es ist in dieser zerbrechlichen Verfassung, dass ich plötzlich spüre, dass ich nicht allein bin.
Ein Schatten schleicht sich lautlos durch die Bäume, und der Geruch von Metall und Mensch durchdringt meine Sinne. Mein Fell stellt sich wie automatisch auf und ich fletsche die Zähne. Egal wie müde ich bin, ich werde mich bis auf den letzten Tropfen Blut verteidigen.
Es passiert blitzschnell.
Noch ehe ich reagieren kann schnappt die Falle zu, ein mechanisches Klicken, gefolgt von einem stechenden Schmerz in meiner Flanke. Das Netz aus Draht und Hinterlist hat mich gefangen, bevor ich überhaupt die Gefahr erkenne.
Panik steigt in mir auf, und ich versuche mich zu befreien, doch jede Bewegung verschärft den Schmerz. Die Falle, über und über vom stinkenden Geruch der Menschen umgeben, ist ein perfides Geflecht aus Draht und Haken.
Ich zapple, kämpfe gegen die eiserne Umklammerung an, aber meine Kräfte schwinden mit jedem vergeblichen Versuch.
Ein Schatten taucht vor mir auf, ein Jäger, der Triumph in seinen Augen. Sein Gesicht bleibt mir verborgen unter der Kapuze. Ein knirschendes Lachen dringt an meine Ohren, als er die Fallen um mich herum begutachtet. "Eine Wölfin, hungrig und geschwächt. Du wirst mir ein gutes Fell und vielleicht sogar eine Trophäe für die Wand liefern."
Gefangen in dieser von Menschen aufgestellten Falle, ausgeliefert der Grausamkeit ihrer Jagd, frage ich mich, wie ich in diese Misere geraten konnte.
Der Jäger nähert sich, ein Messer in der Hand, bereit, meinen Widerstand zu brechen. In meiner Schwäche und Verzweiflung kann ich kaum einen klaren Gedanken fassen. Die Falle hat ihre Zähne tief in mein Fleisch geschlagen, und die Welt um mich wird zu einem Albtraum aus Draht und Schmerz.
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Ich, Mate eines Alphas?! || 18+ || ✓ (BAND 1 der I,M Serie )
Hombres Lobo«Ich senke meinen Kopf leicht, eine Geste der Anerkennung und Respekt vor dem Alpha, der vor mir steht, doch meine Gedanken rasen: Wie kann ich hier nur so schnell wie möglich verschwinden??!» Lia ist eine gewöhnliche Wölfin - oder zumindest dachte...