Kapitel 45

821 32 1
                                    

PoV: Lia

Der Morgen des ersten Schultags liegt vor mir wie ein unbekanntes Territorium. In meinem Bauch flattern aufgeregte Schmetterlinge, und meine Gedanken überschlagen sich in einem Wirrwarr aus Unsicherheit und Neugier.

Die Schulbank hat mich noch nie gesehen, und nun stehe ich vor der Herausforderung, mich in eine Welt zu integrieren, die für viele Menschen als selbstverständlich erscheint.

Ich schlendere durch die Gänge des Rudelhauses, die von einer gedämpften Aufregung erfüllt sind. Meine neue Familie wirft mir aufmunternde Blicke zu und versichert mir, dass ich diese Aufgabe meistern werde. Doch in meinen Augen spiegelt sich die Furcht vor dem Unbekannten.

Das Klicken der Schultasche, die ich mir über die Schulter werfe, hallt in meinen Ohren wider. Adam hat mir geholfen sie zu packen und alle notwendigen Schulbücher und Schreibutensilien sorgfältig angeordnet. Die Kleidung, die ich trage, ist gewählt, um nicht aufzufallen, ein unauffälliges Mädchen in einer Welt, die nichts von meiner übernatürlichen Natur ahnt.

Ein Blick in den Spiegel zeigt mir eine Fremde. Meine schneeweißen Haare sind unter einer braunhaarigen Perücke mit einem schlichten Zopf versteckt, und mein Gesicht ziert eine runde Brille. 

Ich atme noch einmal tief durch, ehe ich den Blick von der Unbekannten auf die Eingangstüre lenke. Es ist Zeit, sich unter die Menschen zu mischen und den Schein zu wahren.

Adam begleitet mich zum Schultor, und ein letzter motivierender Blick von ihm gibt mir den nötigen Auftrieb.

Der Schulhof breitet sich vor mir aus wie ein Mikrokosmos, der mir bis dato unbekannt war. Ich spüre Blicke neugieriger Menschen auf mir ruhen, während ich mich durch die Menge bewege. 

Der Klang der Schritte und das murmelnde Gemurmel der Schüler vermischen sich zu einer Geräuschkulisse, die mich zu überwältigen scheint.

Schnellen Schrittes eile ich auf den Eingang des Gebäudes zu. Die Eingangstür schließt sich hinter mir, und ich atme tief durch. 

Der Gang vor mir dehnt sich wie ein endloses Labyrinth aus Türen und Menschen. Es dauert nicht lange, bis ich die Schilder entdecke, die zu den verschiedenen Räumen und Büros führen. Mein erster Halt soll das Sekretariat sein, um mich für den Unterricht anzumelden.

Die Flure der Schule sind überfüllt und ein Gewirr aus Stimmen und Lachen erfüllt die Luft. Ich bahne mir meinen Weg durch die Menge von Schülern, die sich in verschiedenen Grüppchen unterhalten.

Plötzlich, wie aus dem Nichts, taucht ein großer, massiver junger Mann vor mir auf. Er trägt einen Stapel Schulbücher in seinen kräftigen Armen, die seine Sicht zu behindern scheinen.

Bevor ich reagieren kann, prallt er unsanft gegen mich. Ein leises Keuchen entfährt mir und ich spüre, wie mein Körper von der Kraft seines Aufpralls durchgeschüttelt wird.

Ein leichtes Zittern durchfährt meine Glieder, während ich verzweifelt versuche, mein Gleichgewicht zu bewahren. Als Wolf wäre das mit meinen vier Pfoten viel einfacher!

"Pass doch auf, wohin du gehst!" schnauzt er mich barsch an, ohne mich dabei richtig anzusehen.

Sein Ton trifft mich wie ein eisiger Wind, und ich fühle mich unwohl in der plötzlichen Konfrontation. Endlich mein Gleichgewicht wieder gefunden, beuge ich mich leicht zurück, um die Wirkung seines unfreundlichen Auftritts zu mildern.

Bevor ich auch nur die Gelegenheit habe, eine Entschuldigung zu stammeln, hebt er plötzlich den Kopf.

Sein Gesicht verändert sich plötzlich. Die Falten auf seiner Stirn glätten sich, und seine Augen weiten sich, als hätte er gerade ein unerwartetes Wunder entdeckt.

Die plötzliche Wandlung löst Verwirrung in mir aus.

Er starrt mich an, und es fühlt sich an, als hätte er etwas in mir erkannt. Ich frage mich, ob ich etwas an mir habe, das seine erstaunte Reaktion erklären könnte. Habe ich mich etwa zum Teil verwandelt?

Unbemerkt versuche ich Po und Kopf abzutasten. Nein, Ohren und Rute sind nicht da.

Der unfreundliche Ton weicht einer eigenartigen Mischung aus Verwirrung und Neugier.

"Entschuldigung", murmelt er plötzlich, und sein Ton ist jetzt viel freundlicher. "Ich habe dich nicht gesehen. Bist du neu hier?"

Ich nicke langsam und versuche, mein Lächeln aufrechtzuerhalten. "Ja, ich bin neu. Ich suche das Sekretariat."

Sein Blick wirkt noch immer fasziniert. "Ich zeige es dir. Ich bin übrigens Alex."

Ich bedanke mich, während er den Weg zum Sekretariat weist. Seine plötzliche Wandlung von Ablehnung zu Freundlichkeit verwirrt mich, doch ich beschließe, nicht weiter darüber nachzudenken.

Alex führt mich durch die Gänge der Schule, während er mir einiges über die Lehrer, die Klassen und die Eigenheiten der Schule erzählt.

Schließlich erreichen wir das Sekretariat. Eine freundliche Sekretärin begrüßt uns und erklärt mir detailliert den Anmeldeprozess.

Nach der Anmeldung begleitet mich Alex zu meinem ersten Klassenraum. Unterwegs frage ich mich, was ihn zu dieser plötzlichen Freundlichkeit mir gegenüber veranlasst hat.

In der Klasse angekommen, stellt mich Alex den Mitschülern vor und findet mir einen Platz. Die Blicke der anderen treffen auf mich, und ich spüre eine Mischung aus Neugier, Verwunderung und vielleicht auch Skepsis. Doch ich lächle freundlich zurück und hoffe, dass ich hier Akzeptanz finden kann.

Der Unterricht beginnt, und ich versuche, mich auf die Lehrerin und den Unterricht zu konzentrieren.

Ich, Mate eines Alphas?! || 18+ || ✓ (BAND 1 der I,M Serie )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt