Mein schwarzes Fell schmiegt sich an die Schatten, und meine Pfoten setzen sich in einem gedämpften Rhythmus auf den Asphalt.
Ein bestimmter Geruch verführt meine Nase und schärft meine Sinne: der Duft von Hühnern. Ich lecke mir genüßlich über die Schlautze und inhaliere den Duft, während sich mein Magen bemerkbar macht.
Ich war zuvor wochenlang durch den Wald gestreunt auf der Suche nach Nahrung, nachdem mich mein Rudel verstoßen hat.
Frisch und verlockend, zieht der Duft mich näher an ein bestimmtes Haus am Rande der Stadt. Der scharfe Geruch von Geflügel weckt den Jäger in mir, und meine Instinkte leiten mich zielsicher zu dem Ort, an dem sich der köstliche Duft verstärkt.
Das Haus, von einem kleinen Garten umgeben, wird von einem niedrigen Zaun begrenzt. Die Ställe der Hühner sind in der Nähe, und ich erkenne die leisen, unruhigen Geräusche, die das Schlafen der Hühner begleiten.
Meine Ohren spitzen sich, und meine Schnauze erreicht den Zaun. Ein leises Knurren entweicht meiner Kehle, während meine Augen die Umgebung nach möglichen Gefahren absuchen. Eine Unruhe macht sich in mir breit, aber der Hunger ist größer und ich schiebe den Gedanken an eine Gefahr beiseite.
Der Mond wirft sein bleiches Licht auf die Szenerie, als ich mich in die Schatten ducke und mich behutsam an den Hühnerställen entlangbewege. Die Düfte vermischen sich – der Erdboden, das Holz der Ställe und die lebendige Wärme der gefiederten Bewohner. Mein Herzschlag beschleunigt sich, und die Jagdleidenschaft lodert in mir auf.
Die Hühner ahnen meine Anwesenheit nicht, sie ruhen in einer scheinbaren Sicherheit. Ich taste mich vorsichtig näher, meine Pfoten heben sich kaum hörbar über den Boden. Jeder Muskel in meinem Körper ist auf den bevorstehenden Augenblick der Jagd vorbereitet.
Ein schläfriges Hühnergegacker erreicht meine Ohren, und meine Augen fixieren sich auf eine Gruppe gefiederter Bewohner. Der süße Duft von Federn und Fleisch umhüllt mich, als ich mich der ausgewählten Beute nähere.
Meine Muskeln spannen sich an, bereit für den finalen Sprung, als plötzlich, wie ein jäher Blitz in der Dunkelheit, ein Hund zu bellen beginnt.
Das aufgeregte Gebell durchdringt die Nacht und reißt die Hühner aus ihrer Ruhe. Panik ergreift den Hühnerstall, Flügel schlagen wild, und das Klappern von Füßen auf Holz hallt durch den Garten. Das Licht im Haus geht an, und ein grelles Leuchten durchbricht die nächtliche Dunkelheit.
Die schützenden Schatten der Nacht werden von dem kalten Licht verdrängt, und ich werde im blendenden Lichtschein enttarnt.
Die Hühner sind nun vergessen, meine Instinkte schreien nach Flucht. Ein schneller Blick zur Seite, der Hund nähert sich, das Licht aus dem Haus erhellt die Umgebung.
Ohne zu zögern, setze ich mich in Bewegung. Meine Pfoten berühren den Boden in einem fließenden Tanz, während ich dem schützenden Dunkel des Waldes entgegeneile.
Die Luft wird von weiterem Hundegebell erfüllt, und ich rieche die Aufregung der Menschen im Haus. Angst durchzuckt mich, nicht vor den Menschen, sondern vor der Enthüllung meiner Existenz. Wenn aufgedeckt wird, dass hier ein Wolf lebt, dann wäre ich nicht mehr sicher bei meinen nächtlichen Nahrungssuchen.
Mit jedem Schritt in Richtung des Waldes wächst die Entfernung zu der aufgeregten Szenerie hinter mir. Der Waldrand empfängt mich wie ein schützender Mantel, und meine Pfoten sinken wieder geräuschlos in den weichen Waldboden.
Mein Herz rast, aber ich spüre auch eine tiefe Erleichterung, als ich zwischen den Bäumen verschwinde.
Ich fliehe vor den Lichtern der Zivilisation, zurück in die vertrauten Schatten des Waldes.
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Ich, Mate eines Alphas?! || 18+ || ✓ (BAND 1 der I,M Serie )
Lobisomem«Ich senke meinen Kopf leicht, eine Geste der Anerkennung und Respekt vor dem Alpha, der vor mir steht, doch meine Gedanken rasen: Wie kann ich hier nur so schnell wie möglich verschwinden??!» Lia ist eine gewöhnliche Wölfin - oder zumindest dachte...