Kapitel 19 - Das Unglück

49 26 4
                                    

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Gähnend betrat er am nächsten Morgen die Küche des Pineview Cottage

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Gähnend betrat er am nächsten Morgen die Küche des Pineview Cottage.

Dunkle Ringe unter den Augen zeugten von einer schlaflosen Nacht, denn viele Gedanken und Fragen hatten ihn nicht zur Ruhe kommen lassen.

Immer wieder sah er den Arm des Jungen und Evelyns verbranntes Gesicht. Aber auch Dylans besorgte Stimme ging ihm nicht aus dem Kopf. Sein ehemaliger Kamerad war verzweifelt gewesen. Da war sich Ryker sicher. Spielte Eve ihm und allen anderen wirklich nur etwas vor? War die ganze Sorge um Liam und ihre mütterliche Art nur eine Maske, hinter der sich die verzerrte Fratze einer psychisch Gestörten verbarg?

Diese Fragen quälten ihn die ganze Nacht. Frustriert wälzte er sich hin und her. Nichts hatte geholfen. Es war ein Wunder, dass er es überhaupt geschafft hatte, sich in Hemd und Jeans zu schälen und nicht halbnackt vor Eve zu stehen.

Der Blick der jungen Mutter fiel nur kurz auf ihn, dann reichte sie ihm schon die dampfende Tasse Kaffee. Schwarz mit Ahornsirup, so wie er ihn am liebsten trank. Aber Eve gab noch ein paar Tropfen Milch dazu und schaffte es seltsamerweise, dass es dadurch noch besser schmeckte, was ihm ein leichtes Lächeln entlockte.

»Danke« , murmelte er in einem müden, aber gutmütigen Ton. »Und guten Morgen.«

Leicht am Rand seiner Kaffeetasse nippend, setzte er sich an seinen Platz am Tisch, wo bereits eine Quarktasche und ein frisch gebackenes Brötchen auf ihn warteten.

Ryker knabberte mehr am Frühstück, als dass er richtig aß. Es war zwar lecker wie immer, aber heute hatte er einfach keinen richtigen Hunger. Schließlich stand er nach ein paar Minuten auf. Er hatte nur noch die Reste des Gebäcks im Mund, als er sich mit einem beiläufigen Winken entschuldigte. Er musste sich ablenken und... distanzieren.

Der Detektiv brauchte sich nicht zu fragen, ob Mad es geschafft hatte, die Akten zu besorgen. Mad schaffte es immer. Er musste sich nur erneut davonstehlen und sie ausdrucken. Warum also... machte ihn der Gedanke daran so nervös?

'Dummer Mist. Bring es einfach hinter dich. Je eher du mit dem Dach anfängst, desto eher bist du fertig und kannst in die Stadt fahren, um die Akte auszudrucken.'

Doch schon bald machte ihm das Dach einen Strich durch die Rechnung. Es dauerte nicht lange, bis er feststellte, dass die Schäden schlimmer waren als zunächst angenommen. Das Dach war wohl schon vorher beschädigt worden, und der letzte Sturm hatte nicht nur einzelne Schindeln gelöst.

Manche waren zerbrochen, vermutlich durch umherfliegende Äste, deren Wucht bei starkem Wind nicht zu unterschätzen war. Fakt war: Die Reparaturarbeiten wurden dadurch erheblich erschwert, denn er musste die zerbrochenen Stücke unter den intakten herausfummeln, bevor er die neuen einsetzen und so verkeilen konnte, dass sich das Ganze gegenseitig stützte und hielt. Dazu musste er ganze Reihen entfernen und darunterliegende Rahmengeflecht freilegen.

Es war schon Nachmittag, als er zum ersten Mal von seiner Arbeit aufblickte, abgelenkt vom hellen Klang eines Kinderlachens, das sich mit dem wilden Bellen des Hundes vermischte. Zuerst drehte er nur den Kopf, um nach dem Rechten zu sehen, doch schließlich gönnte er sich eine Pause, drehte sich ganz um und setzte sich.

Der kühle Herbstwind trug den Duft der Blätter und das Rauschen der Ferne zu ihm herüber und zerzauste leicht sein Haar. Die Aussicht von hier oben war atemberaubend. Die Baumwipfel wogten im Wind wie ein buntes Farbenmeer und das Rauschen erinnerte an Wellen, die ans Ufer schwappten. Ray hob die Hände an den Mund, zog die Handschuhe von den kalten Fingerspitzen und wärmte sie mit seinem Atem.

Der Tag war deutlich kühler als die Tage zuvor. Aber Liam schien das nichts auszumachen. Der Junge rannte mit Chief über die Wiese, einen kleinen roten Ball in der Hand, den er immer wieder dem Schäferhund zuwarf. Es war nicht zu übersehen, dass der kleine Wirbelwind den pelzigen Freund an seiner Seite über alles liebte. Und umgekehrt ebenso. Immer wieder streichelte und kraulte er den Rüden, nachdem dieser dem Kind den Ball freudig wedelnd vor die Füße gelegt hatte.

Ryker spürte, wie sich trotz der Kälte eine angenehme Wärme in seiner Brust ausbreitete, und mit einem leichten Lächeln beobachtete er das Spiel noch einige Minuten. Obwohl das helle Kinderlachen sein Herz erwärmte, jagte das Bellen ihm Schauer über den Rücken wie die ekligen Beine zahlreicher Kriechtiere. Die Nackenhaare stellten sich auf, und Ryker verdrängte das mulmige Gefühl, das ihn jedes Mal überkam, wenn er den Schäferhund sah.

»Genug Pause. Zeit, weiterzumachen« , ermunterte er sich schließlich, während sein Atem in weißen Wolken über seine Lippen kam. Wenigstens seine Finger hatten sich ein wenig erholt, also steckte er sie wieder in die Handschuhe und bewegte sie ein paar Mal, bevor er sich wieder an die Arbeit machte.

Ray bemerkte gar nicht, wie sich das Lachen und Bellen immer weiter vom Inn entfernte. Zu sehr war er in seine Arbeit vertieft, die seine ganze Aufmerksamkeit forderte. Er musste aufpassen, dass sich nicht aus Versehen einer der intakten Ziegel löste und vom Dach rutschte.

Er musste immer damit rechnen, dass Eve oder Riona nach draußen kamen oder Liam zu seiner Mutter ins Haus lief. Man durfte die Gefahren bei solchen Arbeiten nicht unterschätzen, und das vergaß man allzu schnell. Aber schon ein herunterfallender Ziegel konnte schlimme Verletzungen verursachen, und das wollte er auf keinen Fall riskieren.

Ryker war so in seine Arbeit vertieft, dass er vor Schreck das Gleichgewicht verlor, als ein erschrockener Schrei, gefolgt vom Jaulen des Hundes, die Luft zerriss.

Begleitet von einem lauten Klappern rutschte er einige Schindeln tiefer und versuchte, mit Händen und Füßen Halt zu finden. Sein Herz raste, denn bei einem Sturz aus dieser Höhe konnte er nur mit Glück lediglich auf Knochenbrüche hoffen. Sein Puls raste. Ryker erwartete den Sturz. Im letzten Moment fand sein Fuß Halt, als er in die Regenrinne rutschte.

Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Erst jetzt bemerkte er, dass er während der Rutschpartie die Luft angehalten hatte. Hastig sog er die Luft in tiefen, gierigen Zügen in seine Lungen. Dann fiel ihm wieder ein, warum er überhaupt ausgerutscht war. Der Schreck steckte ihm noch in den Knochen, dann flog sein Kopf herum.

Es dauerte einen Moment, bis er den Schäferhund auf dem Steg entdeckte. Schon von Weitem sah er, dass der Körper des großen Schäferhundes stocksteif war. Nervös lief er auf der Stelle von rechts nach links, den Schweif zwischen die Beine geklemmt. Sein Kopf war gesenkt und er starrte wie gebannt auf die Oberfläche des Sees vor ihm.

 Sein Kopf war gesenkt und er starrte wie gebannt auf die Oberfläche des Sees vor ihm

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.
Taking You Home | DEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt