20

3.8K 116 1
                                    

MATTEO

Ich bin frisch aus der Dusche rausgekommen und habe mich gerade erst angezogen. Mein Wut ist so unbeschreiblich - die Wahrscheinlichkeit, dass ich jemanden dadurch verletzen kann ist sehr hoch.

Ich nehme die kleine Box in meine Hand und lese Madre ihr Brief wieder durch.

Il mio amato Sandro,

Es ist schwer, in Worte zu fassen, wie stolz ich auf dich bin und wie sehr ich dich liebe. Du bist ein bemerkenswerter junger Mann, der bereits so viel erreicht hat, und ich bin gesegnet, deine Mutter zu sein. Jeden Tag sehe ich in dir die Stärke, den Mut und die Güte, die unsere Familie auszeichnen. Du bist nicht nur ein wundervoller Sohn, sondern auch ein liebevoller Bruder, der sich um seine Geschwister kümmert und sie beschützt. Bitte halte weiterhin ein wachsames Auge auf sie, Sandro. Du bist ihr Fels in stürmischen Zeiten und ich vertraue darauf, dass du sie mit all deiner Stärke und Liebe umsorgst. Als unser ältester Sohn und designierter Nachfolger in der Familie tragen deine Schultern bereits eine große Last. Doch ich weiß, dass du die Herausforderungen mit Würde und Entschlossenheit meistern wirst. Die Schatten der Mafia mögen über uns liegen, aber ich glaube fest daran, dass du das Licht bist, das unsere Familie sicher durch diese Dunkelheit führen wird. Bitte sei vorsichtig, Sandro, und halte dich von den gefährlichen Pfaden fern, die von Gier und Macht gezeichnet sind. Die Zukunft unserer Familie liegt in deinen Händen, mein Sohn, und ich habe vollstes Vertrauen darin, dass du sie mit Weisheit und Integrität führen wirst. Denke daran, dass ich immer hier bin, um dich zu unterstützen und zu lieben, egal was passiert.

Tua Madre

Ich spanne mich an und schließe meine Augen. Als sie den Brief geschrieben hat, war alles schön. Als Madre noch hier war, war alles schön. Ihr Lächeln war mein Glück und sie war die einzige Frau in meinem Leben, die mich verstanden hat. Jetzt ist sie auch nicht mehr da. Konnte ich sie nicht beschützen? So wie ich meine kleine Schwester, Beatrice, nicht beschützen konnte.

Ich bin wieder da. Ich stehe am Grab meiner Schwester. Es tut weh. Es tut verdammt nochmal weh, dass sie nicht mehr lebt. Ich sollte da liegen und nicht sie. Ich knie mich und berühre die Erde.

»Dove sei, la mia felicità?«, sage ich vor mich hin und starre ihren Grabstein an. »Du wärst jetzt 14 Jahre alt.«, stelle ich fest und lächele leicht. »Ich würde dir so viele Geschenke kaufen, du würdest nicht einmal schaffen die zu zählen.«

Manchmal tut das gut, mit ihr zu reden. Auch wenn ich nie eine Antwort kriege, weiß ich, dass sie mir zuhört.

»Ich habe eine Frau kennengelernt.«, fange ich an zu erzählen. »Weißt du, ich bin fasziniert von ihr. Sie ist wunderschön und einfach nur klug. Besonders erinnert sie mich an Madre. Ich kann nicht beschreiben was genau, aber irgendwas. Es fühlt sich so an, als hätte ich meine Seelenverwandte gefunden und so einfach werde ich sie nicht loslassen.«

»Was würdest du darüber denken? Ich meine, ich hatte dir oft schon solche Erlebnisse erzählt, aber diesmal ist es anders. Deswegen tut mein Herz weh, dass du sie nicht sehen kannst. Das du die Frau, die mich nach meinem Untergang, zum Lächelnd gebracht hat, nie kennenlernen kannst.«

Ich balle meine Hände zu Fäusten und denke kurz nach. »Nur das war in meinem Leben bis jetzt positiv. Die Begegnung mit Lorena, ansonsten läuft mein Leben nicht schön. Padre verhält sich komisch und bevorzugt andere weibliche Lebewesen, als seine leiblichen Söhne. Mein Herz schmerzt, aber das weiß keiner. Wird auch nie jemand wissen. Ich bin ein Eisblock, was nie schmelzen und sich öffnen wird.«

Ich rede noch eine Weile mit ihr, bis ich müde werde und nicht mehr kann. Langsam steige ich in mein Auto und fahre dann schließlich los. Ich muss in die Zentrale und habe noch viel zu tun. Wahrscheinlich bin ich bis morgens noch hier.

Als ich plötzlich eine Nachricht bekomme, nehme ich das Handy in die Hand und lese mir die Nachricht durch-

Josef: Boss, ein Typ ist in ihrem Hotelzimmer. Ich schicke Ihnen gleich die Daten.

Meine Finger umklammern das Lenkrad so fest, dass meine Knöchel weiß werden. Jeder Muskel meines Körpers ist angespannt. Am liebsten würde ich die ganze Welt in Stücke zerreißen.

His dark obsessionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt