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UNBEKANNT

Im Wohnzimmer sitze ich mit meiner Mutter und plaudere ganz normal, als plötzlich mein Handy klingelt. Ich sehe, dass es Nate ist. »Entschuldige mich kurz, Mamá«, sage ich und stehe auf, um die Glastür zum Balkon zu öffnen. Ich trete hinaus und stütze meine Hände am Geländer ab, während ich auf das türkisblaue Meer blicke und den Anruf entgegennehme.

»Hey Nate, was gibt's?«, frage ich.

»Hey, wir müssen reden«, antwortet er ernst. »Es gibt neue Entwicklungen bei den Bündnissen und der Mafia. Wir müssen bald mit Verstärkung zurückkommen, sonst könnte es Probleme geben.«

»Verstanden«, erwidere ich und denke kurz nach. »Ich werde mich darum kümmern. Bald wird alles wieder in Ordnung sein.«

Nachdem ich aufgelegt habe, kehre ich ins Haus zurück, um meine Gedanken zu sortieren und mich auf die bevorstehenden Aufgaben vorzubereiten.

In meinem Zimmer halte ich einen Dolch in der Hand und betrachte mich im Spiegel. Das Bild, das mich zurückblickt, ist verstörend. Meine schulterlangen Haare sind tiefschwarz, und mein Gesicht und mein Körper sind mit dunklen Narben ubersat. Auf meinem Bauch, meinem Gesicht und meinem Hals sind deutliche Zeichen von Vergangenheit und Kampf sichtbar. Ich kann mich kaum wiedererkennen.
Die Veränderungen machen mich bedrohlich und unnahbar. Doch seltsamerweise fühle ich keine Angst mehr. Ich fühle mich stark und unbezwingbar, als ob ich unsterblich wäre. Es ist, als hätte sich etwas in mir gewandelt, und ich stehe nun einer neuen Realität gegenüber, die mich zu überwältigen droht.

Die italienische Mafia, die französische Mafia - ich will sie alle vernichten. Ihre Tiefkündigkeit und ihre Machenschaften erfüllen mich mit Wut und Entschlossenheit. Und dann gibt es noch die Engländer. Sie haben sich mit meinen Feinden verbündet und sind in die Allianz eingetreten.
Diese Verrat hat meine Verachtung fur sie nur verstärkt. Ich spüre, wie der Wunsch nach Rache in mir aufsteigt und ich schwöre mir, dass ich sie alle zur Rechenschaft ziehen werde. Meine Männer bringen mir die neuesten Informationen, und ich realisiere wieder, dass ich die Führerin meiner eigenen Mafia bin. Diesmal werden sie mich aber ganz anders kennenlernen.

MATTEO

Ich konzentriere mich auf meine Bewegungen, während mein Bruder meine Schläge zählt. Mit jedem Schlag spüre ich die Anstrengung und den Willen, stärker zu werden. In den letzten Monaten habe ich mich voll und ganz dem Training gewidmet und bin stolz darauf, wie weit ich gekommen bin.

Mein Körper ist muskulöser geworden, meine Muskeln sind straffer und stärker als je zuvor. Jeder Schlag ist ein Ausdruck meiner Entschlossenheit, mich zu verbessern und meinen Platz in dieser Welt zu finden.

»Hör auf, sonst machst du noch diesen Boxsack kaputt«, sagt Luigi. Ich lasse meine Fäuste sinken und setze mich erschöpft auf die Bank, greife nach einer Flasche Wasser und trinke einen großen Schluck.

»Sicher, dass es dir gut geht?«, fragt er und setzt sich neben mich.

»Wieso sollte es mir schlecht gehen?«

Luigi schweigt und lässt mich in Ruhe trinken. Doch in meinem Kopf beginnen die Gedanken wieder zu kreisen. »Die Sache mit Lorena bedrückt dich immer noch. Bringt die Therapie überhaupt was?«, fragt er. »Ich will darüber nicht reden«, brumme ich. »Matteo, willst du am Ende psychisch krank sein? Rede mit uns und friss alles nicht in dich hinein.« Ich stöhne genervt auf und stehe auf. »Wie würde es denn dir gehen, wenn du eine Person verlieren würdest, die dir etwas bedeutet?! Sie ist wegen mir gestorben, Luigi. Schon wieder bin ich Schuld daran!« »Das ist nicht deine Schuld! Du hast sie da rausgeholt!« »Spielt das eine Rolle?! Ich könnte mich dafür umbringen!«, brülle ich. »Mich verdammt nochmal umbringen«, flüstere ich vor mich hin und verlasse den Trainingsraum.

Im Wohnzimmer sehe ich meine Eltern, die nicht miteinander reden. Stattdessen sind sie beide am Handy. Als würde ich die Bindung zwischen ihnen nicht checken. Die Liebe ist weg. Sie sind nur noch wegen uns zusammen.

Ich gehe hoch in mein Schlafzimmer und schlüpfe unter die Dusche. Kann mich nicht einfach jemand umbringen? Ich will sterben. Manchmal fühle ich mich machtlos, sowie jetzt. Mein Herz tut weh. Mein Herz, welches nun eiskalt ist. Die Menschen um mich herum, meine Feinde, haben mich verändert. Ich wäre nur noch zu Lorena warm, doch sie ist nicht mehr da.

Nachdem ich geduscht habe, hole ich mein Handy raus und schaue unsere Bilder an. Diese Bilder sind die einzigen Momente, die ich noch fühlen kann. Ich habe Angst, dass ich sie bald vergesse. Ich werde sie aber nicht vergessen.. Ich werde Lorena nie vergessen können.

His dark obsessionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt