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MATTEO

»Heute findet die Beerdigung von Jaden statt.«, verkündet Padre. »Heute schon?«, hake ich. Er nickt und tippt weiter. »Hast du mit Jorge geredet?« »No, immer noch nicht.«

»Wird er überhaupt die Idee gut finden?«, frage ich nach. »Wieso denn nicht? Wir sind beide mit der kroatischen Mafia verfeindet.«, schildert er. »Sí, wir und die spanische Mafia mögen uns jetzt auch nicht.«, erläutere ich. »Ist mir bewusst. Nachdem wir die Kroaten vernichtet haben, gehen wir auch wieder getrennte Wege.«

Meine Gedanken schweifen zu Lorena. Es ist schon eine Woche her, seit dem ich nichts mehr von ihr höre. Ich kann nichts machen. Weder sie erreichen, noch ihren Standort herausfinden. Das ist aber unmöglich.. schon immer hatte ich alle Informationen herausgefunden, doch diesmal- irgendwas stimmt nicht. Es kann nicht sein, dass sie einfach weg ist. Was wenn ich sie nie wieder sehe? Mio dio, daran will ich nicht einmal denken.

»Matteo?«, höre ich eine ganz bekannte Stimme. Mein Kopf hebt hoch und schon sehe ich meine Großmutter, Clara Mancini. Ich erhebe mich und umarme sie. »Wie geht es dir?«, fragt sie und streichelt meine Schulter. »Wie immer, Nonna.«, antworte ich. »Kommst du nicht runter? Dein Großvater ist auch da.«, schildert sie. »Doch ich komme. Als erstes muss ich aber etwas wichtig erledigen. Dauert nicht lange.«, sage ich. Sie nickt und schaut mich für eine Sekunde lang an. »Wie ist die Situation mit Giada und Estella?«, hakt sie plötzlich, weshalb ich hart schlucken muss.

Sie merkt, dass ich mich anspanne. »Mach dich damit nicht kaputt. Wenn Alfredo mit Estella glücklich ist, dann musst du das akzeptieren.« »Er versucht nur Madre zu vergessen.«, entgegne ich. »Matteo, ich finde-« »Nonna, Bitte. Ich diskutiere nicht darüber.«

Nach ungefähr 10 Minuten gehe ich auch schon ins Wohnbereich und sehe meine Großeltern, Onkel Patrizio und Onkel Damaso. Ich begrüße jeden und setze mich dann schließlich zwischen Luigi und Emiliano hin.

Während meine Großmutter mit Estells redet und lacht, muss ich automatisch an Madre denken. Wieso nehmen sie alle, Estella und Giada so herzlich auf? Ich verstehe das nicht. Padre hat zu schnell aufgegeben. Vielleicht lebt sie ja noch? Was wenn sie irgendwo da draußen leidet? Ich lege meine Hand auf die Brust und schließe kurz meine Augen.


LORENA

Die Menschen um mich herum flüstern traurig, während wir uns zum Grab meines Bruders begeben.

Der Duft von frischen Blumen und frisch gemähtem Gras erfüllt die Luft, während wir uns versammeln, um Abschied zu nehmen. Mein Blick schweift über die versammelten Menschen, die alle auf ihre eigene Weise um meinen Bruder trauern. Doch in meinem Herzen herrscht eine tiefe Leere, die nicht einmal die Wärme der Frühlingssonne vertreiben kann.

Als ich schließlich am offenen Grab stehe, fühle ich, wie die Tränen in meine Augen steigen. Es ist schwer zu glauben, dass mein Bruder wirklich fort ist.

Ich senke meinen Kopf und flüstere stille Gebete für seine Seele. Ich verspreche ihm, dass ich seinen Namen und sein Erbe ehren werde, solange ich lebe. Denn obwohl er jetzt fort ist, wird er immer einen Platz in meinem Herzen haben. Während ich dort stehe, überkommt mich eine Flut von Erinnerungen. An die unbeschwerten Tage unserer Kindheit, als wir gemeinsam durch die Felder rannten und uns gegenseitig zum Lachen brachten. An die schweren Zeiten, als wir einander Halt gaben und gemeinsam durch die Dunkelheit navigierten. Mein Bruder war mehr als nur ein Familienmitglied – er war mein bester Freund, mein Verbündeter und mein Kompass im Leben.

Die Worte der Trauerredner hallen gedämpft in meinen Ohren wider, während ich in meinen Gedanken versunken bin. Ich frage mich, ob er gewusst hat, wie sehr er geliebt und geschätzt wurde. Ob er verstand, welchen Einfluss er auf das Leben derer hatte, die ihn kannten und liebten.

Als die Zeremonie zu Ende geht und die Menge sich langsam zerstreut, bleibe ich noch einen Moment am Grab meines Bruders zurück. Ich spüre eine innere Entschlossenheit in mir aufkeimen – den Entschluss, sein Vermächtnis weiterzutragen und die Werte, die er verkörperte, lebendig zu halten.

Mit einem letzten Blick auf das frische Grabstein erhebe ich mich und mache mich auf den Weg zurück ins Leben. Auch wenn sein physischer Körper nicht mehr bei uns ist, wird sein Geist weiterleben – in unseren Herzen, in unseren Erinnerungen und in den Taten, die wir in seinem Namen vollbringen.

Jaden Santos Muñoz
12.09.1999
✝︎ 05.05.2024

His dark obsessionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt