MATTEO
Dienstag, 31. Dezember
»La mia dolce sorella«, flüstere ich leise, während ich mich an das Grab lehne. »Heute ist der Tag, an dem Papá heiratet. Es fühlt sich so seltsam an, darüber mit dir zu sprechen, wo du hier unten liegst. Aber ich weiß, du hörst mir zu, nicht wahr?« Ich spüre die Traurigkeit in mir aufsteigen, als ich daran denke, dass Papá eine neue Frau gefunden hat. Ich bin nicht bereit, sie als meine Stiefmutter zu akzeptieren. »Ich will diese Hochzeit nicht«, gestehe ich leise. »Es fühlt sich an, als ob er Mamá vergessen will. Als ob er einfach weitermachen will, als ob nichts passiert wäre.«
»Ich hoffe manchmal, dass die Hochzeit abgesagt wird, denn das wäre wirklich mein Traum und ein Grund, wieso ich heute noch lächeln würde.«
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Ich stehe im Wohnzimmer, mein Anzug sorgfältig angelegt, als ich mir bewusst werde, dass in nur zwei Stunden die Hochzeit stattfindet. Plötzlich höre ich Schritte hinter mir und drehe mich um, um Lorena zu sehen. Ihr Anblick raubt mir für einen Moment den Atem. Wieso hat sie aber Verletzungen im Gesicht? Was ist passiert? »Matteo«, fängt sie an und lächelt leicht, aber irgendwie gezwungen. Ihre Ausstrahlung hat sich verändert.. ihr Blick ist eher kalt und auch wenn sie lächelt, spüre ich, wie sehr sie mich eigentlich hasst.
»Wieso bist du hier?«, frage ich überrascht. »Ich habe was für dich«, antwortet sie. Ich hebe die Augenbrauen hoch und mustere sie fragend.
Ich nehme weitere Schritte wahr, doch kann mir in dem Moment wirklich niemanden vorstellen. Was kann Lorena für mich haben?
Mein Herz beginnt heftig zu pochen, als sie langsam auf mich zukommt, ihr Gesicht von Emotionen gezeichnet, die ich nicht zu deuten vermag. Die Zeit steht still, als wir uns gegenüberstehen, und ich spüre eine Mischung aus Freude, Unglauben und unendlicher Sehnsucht in mir aufsteigen. »Mama«, flüstere ich kaum hörbar, als wäre ich nicht sicher, ob sie wirklich vor mir steht oder ob es nur ein Traum ist. Ein Hauch von Erleichterung durchströmt mich, als sie mich umarmt, und ich halte sie fest, als ob ich Angst hätte, sie wieder zu verlieren. »Du lebst.. du bist nicht gestorben«, murmele ich mit brüchiger Stimme, als ich versuche, die Worte aus meinem überwältigten Herzen zu formen.
Sie streichelt meinen Rücken und als wir uns lösen, sehe ich schon die Tränen in ihren Augen. »Wo sind deine anderen Brüder?«, fragt sie. »Sie sollten gleich runter kommen«, antworte ich und schaue sie weiterhin an. Ich kann nicht glauben, dass das echt ist. No, das kann nicht echt sein. Niemals. Träume ich? »Mamá, was war alles los? Wieso warst du weg??« »Ich werde euch alles erzählen, Sandro. Jetzt sag mir aber, wie gehts dir?«, fragt sie und kneift meine Wange. Ich lächele leicht. »Du bist heute der einzige Grund, weshalb ich lächeln kann«, gebe ich zu. Sie legt den Kopf schief und will fast wieder anfangen zu weinen, doch da kommen auch schon Luigi und Emiliano runter.
Während Mamá bei ihnen ist, stelle ich mich neben Lorena hin. »Ich weiß nicht, was du gemacht hast, aber Grazie.« »Non ringraziare per questo.«
Ich will sie umarmen. Umarmen, weil ich glücklich bin. Es ist schön meine Brüder wieder mit Mamá zusehen. Wir drei haben sie vermisst und wollten ohne sie nicht mehr weiterleben.»Wir haben nicht mehr lange Zeit!«, höre ich die Stimme von Papá. Als er unten ist und sein Blick auf Mamá trifft, steht er in einer Schockstarre. »Carmen?«, fragt er und starrt sie einfach nur an. Mamá wischt ihre Tränen weg und geht auf ihn zu. »Ich bin zurück«, schluchzt sie.
Sie sucht Wärme in seiner Nähe, doch er umarmt sie nicht einmal. Dafür könnte ich ihn umbringen.
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»Und Lorena hat mich von dort rausgeholt«, beendet sie und schaut sie lächelnd an. »Dafür liebe ich sie auch. Nur für mich, hat sie riskiert und das mit den Russen ist nichts zu Spaßen.«
Papá sitzt da immer noch angespannt und starrt Mamá an. »Signore, das Auto steht bereit«, sagt einer unserer Männer. »Wohin denn?«, fragt Mamá. »Sags ihr, Papá«, kommt es von Emiliano.
»Was passiert hier Alfredo?«, fragt sie und schaut ihn an. »Ich werde heute heiraten«, sagt er knallhart und blickt jetzt auf den Boden. »Was? Du wirst heiraten?«, hakt sie geschockt und steht langsam auf. »Du hast dir eine neue gesucht, während ich verschwunden war?« Merda- ich will das gar nicht zusehen, aber niemals lasse ich sie alleine.
In Papá Augen sehe ich die Reue. Definitiv. Aber es ist zu spät. Verdammt es ist zu spät. »Ich sollte gehen«, sagt er und steht auf. Er geht durch die Haustüre und lässt Mamá so zurück. Meine Muskeln spannen sich an. Ich gehe auf sie zu und umarme sie. Dazu kommen auch Emiliano und Luigi. »Mamá, wir sind bei dir«, flüstert Luigi. Während ich meine Familie umarme, schweift mein Blick zu Lorena, die ebenfalls Tränen in den Augen hat. Als sich unsere Blicke treffen, lächelt sie einfach und wischt sie weg.
Lorena dreht sich um und will gehen, doch ich schaffe es noch rechtzeitig und umarme sie von hinten. »Grazie.. Grazie, dass es dich gibt«, flüstere ich in ihr Ohr und genieße ihre Wärme. Sie fährt mit ihren Finger, meinen Arm entlang und dreht sich schließlich um. Sie schmunzelt und nickt. »Pass auf deine Mamá auf, Matteo. Lass sie nicht zerbrechen, sie ist schon genug gebrochen«, schildert sie. »Wohin gehst du, Lorena?«, fragt Mamá plötzlich. »Ich gehe wieder nach Hause«, sagt sie. »Oh, also werden wir uns nicht mehr sehen?« »Erstmal nicht.«
Mamá umarmt Lorena so stark und fest, dass sie kaum Luft kriegt.
Nachdem sie weg ist, stellt sich Mamá neben mich. »Sie ist eine tolle junge Frau. Für mich hat sie ihr Leben riskiert«, murmelt sie und legt ihre Hand auf meine Schulter. Sie blinzelt ihre Tränen weg, die noch von Papá übrig geblieben sind. »Du musst glücklich sein und ich hoffe, mit ihr.«
Das habe ich auch immer gehofft.
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His dark obsession
Romansa𝐋𝐨𝐫𝐞𝐧𝐚 𝐌𝐮𝐧̃𝐨𝐳 ist die selbstbewusste und bildhübsche Tochter des spanischen Mafiabosses, Jorge Muñoz und wird wegen der anhaltenden Gefahr innerhalb der Mafia, aus Sicherheitsgründen in die USA geschickt. Als der Sohn des italienischen Ma...