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MATTEO

Wir sind seit 2 Tagen wieder in Neapel und warten gerade auf Papá, im Wohnzimmer. »Was will er uns wohl sagen?«, fragt Giada. Ich verdrehe die Augen und ignoriere sie. »Keine Ahnung«, antwortet Luigi und lehnt sich zurück. Emiliano ist gerade auch ruhig und sieht genervt aus. »So, ihr seid alle da«, höre ich Papás Stimme. Er tritt mit Estella zusammen ins Wohnzimmer und sie stellen sich nebeneinander hin.

»Lass es mich sagen«, flüstert Estella. »Bald. Werden. Wir. Heiraten!«, kreischt sie und schaut natürlich direkt ihre Tochter an. »Was?! Mio dio, endlich!« Giulia umarmt ihre Mutter und lächelt über beiden Ohren. »Congratulazioni«, sage ich kurz und knapp und stehe auf. Der Tag wird immer schlechter.

Wie kann er nur denken, dass jemand meine Mutter ersetzen könnte? Niemand kann jemals ihren Platz einnehmen. Ich weiß, dass er weitergehen muss, aber in meinem Herzen weigere ich mich, ihre Existenz loszulassen. Mit jedem Tag, der vergeht, beginne ich zu glauben, dass sie wirklich tot ist, nicht nur physisch, sondern auch spirituell. Mein Herz tut verdammt weh und keiner ist in der Lage, sie zu heilen, außer Mamá.

»Matteo«, unterbricht Papá meine Gedanken. »Sí?«, frage ich und drehe mich um. Er legt seine rechte Hand auf mein Schulter und senkt sein Blick. »Ich weiß, du willst das gar nicht, aber lass mich doch auch glücklich sein, hm?« »Du wirst aber nicht glücklich. Wann willst du es endlich verstehen? Sie wird Mamá nie ersetzen können!« »Sie wird deine Mutter auch nicht ersetzen-« »Sie wird auch deine Ehefrau nicht ersetzen. Estella und Giulia haben hier in der Familie kein Platz verdient.« Papá schüttelt sein Kopf. »Ich glaubs einfach nicht. Warum muss ich mit meinem Vater solche Gespräche überhaupt führen?«

»Liebst du denn Mamá noch? Würdest du dich für sie entscheiden, wenn sie zurückkommen würde?« Sie wird natürlich niemals zurückkommen. Er antwortet mir nicht. Gleich kommt wieder, akzeptiere die Entscheidung.

»Du musst die Entscheidung akzeptieren.« »Ein Glück, dass die Mafia bald mir gehört«, zische ich und gehe die Treppen hoch.

Ich sitze wütend und frustriert in meinem Zimmer, umgeben von Erinnerungen, die mich quälen. Das Fotoalbum liegt schwer in meinen Händen, und ich kann es kaum ertragen, die Seiten umzublättern, aber ich kann auch nicht aufhören. Jedes Bild, das ich sehe, ist wie ein Stich ins Herz.

Da ist eines, auf dem meine beiden Brüder und meine Schwester zu sehen sind, wie sie gemeinsam durch den Garten rennen, ihre Kinderlachen in der Luft schwebend. Meine Eltern stehen daneben, ihre Gesichter strahlen vor Glück und Stolz. Es ist schwer zu glauben, dass diese Momente real waren, dass dieses Glück wirklich existiert hat. Auf einem anderen Bild umarmen sich meine Eltern liebevoll, ihre Blicke erfüllt von Zuneigung und Liebe füreinander. Es ist, als ob die Welt um sie herum stillsteht, nur um diesen einen Moment festzuhalten. Ein Moment, der jetzt wie ein ferner Traum erscheint, unerreichbar und vergangen. Und dann sehe ich das Bild von meiner Schwester, ihr strahlendes Lächeln, das mir immer so viel Trost gespendet hat. Sie wirft mir einen Luftkuss zu, und in diesem Moment fühle ich mich so verloren. Es tut weh, diese Bilder anzusehen, sie zu fühlen, aber ich kann auch nicht anders. Sie sind alles, was ich noch von Mamá und Beatrice habe, von dem Leben, das einst so voller Liebe und Glück war. Und jetzt, während mein Vater plant, eine neue Frau in unser Leben zu bringen, fühlt es sich an, als ob all das für immer verloren gegangen ist.

Als mein Handy klingelt, breche ich aus meinen Gedanken heraus und sehe auf das Display. Es ist ein dringender Anruf, und ich weiß, dass ich ihn nicht ignorieren kann. Mit einem Seufzen nehme ich den Anruf entgegen und höre die dringende Stimme meines Vorgesetzten, der mich in die Zentrale ruft. Ein Meeting mit den Franzosen steht an, und es gibt wichtige Angelegenheiten zu klären. Ich stehe auf, lasse das Fotoalbum schwer auf meinem Bett liegen und mache mich auf den Weg zur Zentrale. Meine Gedanken sind immer noch bei meiner Familie, bei den Erinnerungen, die mich gerade eben noch gefangen gehalten haben, aber ich zwinge mich, mich auf die Aufgabe vor mir zu konzentrieren.

Als ich die Zentrale erreiche, ist das Meeting bereits in vollem Gange. Die Franzosen sind da, und die Atmosphäre ist gespannt. Ich setze mich hin und konzentriere mich darauf, die Angelegenheiten zu klären, die auf dem Tisch liegen. Es ist schwer, meine Gedanken bei der Arbeit zu halten, aber ich weiß, dass ich jetzt hier sein muss, dass ich diese Verantwortung tragen muss, selbst wenn mein Herz gerade an einem anderen Ort ist.

»Freut mich, dass wir uns endlich verstehen können«, sage ich. »Wir haben uns mit deinem Vater schon immer verstanden«, entgegnet Malo Durand. »Wie du weißt, bin ich bald an der Macht.« »Ja, habs gehört. Freut mich sehr.« Ich nicke und lege den Stift weg. »Dann ist es so wie wir es geplant haben. Morgen kommen die Waren bei euch an«, sage ich. »Wie viele Waffen sind darin?« »Insgesamt 1500.« »Alles klar. Das Geld habt ihr schon, dann sind wir also fertig«, entgegnet Malo.

Wir erheben uns und dann verabschiede ich mich von den Franzosen.

Wir arbeiten schon länger mit den Franzosen, vorallem Papá. Doch seit heute, werde ich es nicht mehr zulassen. Ich werde so schnell wie möglich in seine Fußstapfen treten.

Nachdem das Meeting mit den Franzosen beendet ist, mache ich mich auf den Weg zu meinem Großvater, dem ehemaligen Mafiaboss. Es ist an der Zeit, über die Zukunft zu sprechen, über die Rolle, die ich eines Tages einnehmen werde. Die Last dieser Entscheidung liegt schwer auf meinen Schultern, aber ich weiß, dass mein Großvater die ultimative Autorität in dieser Angelegenheit hat. Als ich sein Haus erreiche, begrüßt er mich mit ernstem Gesichtsausdruck. Wir setzen uns ins Wohnzimmer, und ich atme tief durch, bevor ich das Thema anspreche, das mich seit langem beschäftigt. »Ich möchte, dass Papá endlich aus der Mafia austritt, und ich bin bereit, seinen Platz einzunehmen.« Mein Großvater betrachtet mich einen Moment lang schweigend, bevor er mit ruhiger Stimme antwortet: Wir tauschen uns aus über die Herausforderungen und Gefahren, die mit dieser Lebensweise verbunden sind. Ich erzähle ihm von meinen Bedenken, von der Last, die die Entscheidung meines Vaters für meine Familie bedeutet. Und ich gestehe ihm auch meine Sorgen über die neue zukünftige Frau meines Vaters, über die Angst, dass sie die Erinnerungen an meine Mutter verblasst. Mein Großvater nickt verständnisvoll. »Ich verstehe deine Sorgen, Matteo. Deine Mutter wird niemals ersetzt werden können, das ist gewiss. Aber manchmal müssen wir Opfer bringen, um das Glück unserer Lieben zu sichern. Lass uns vorerst abwarten und deinem Vater die Chance geben, sein eigenes Glück zu finden. Was die Mafia betrifft, lass uns langsam vorgehen. Es ist keine Entscheidung, die über Nacht getroffen werden sollte.« Seine Worte beruhigen mich und geben mir gleichzeitig neuen Mut. Ich weiß, dass ich nicht allein bin in dieser schweren Zeit, dass ich auf die Weisheit meines Großvaters zählen kann.

His dark obsessionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt