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LORENA

Ich sitze in Franjos Büro und durchforste die Unterlagen, als mein Blick plötzlich auf ein Dokument namens "Carmen Romano Mancini" fällt. Das klingt interessant.. nicht das sie irgendwas mit Matteo zutun hat? Ich stecke es unauffällig in meine kleine Tasche, um es später genauer zu untersuchen. Plötzlich höre ich über meine Bluetooth-Kopfhörer Matteos Stimme. Er teilt mir mit, dass die Räume leer sind. Das ist meine Chance, mich ungesehen zu entfernen.

Während ich die leeren Räume entlanggehe, höre ich plötzlich Männerstimmen, die in gedämpftem Tonfall über ihre Pläne für heute Abend sprechen. »Also, heute Abend ist es soweit. Wir treffen uns in der leeren Lagerhalle außerhalb von Zagreb. Das ist der perfekte Ort für unser Treffen.« »Ja, das klingt gut. Aber sollten wir nicht vorsichtig sein? Wir wissen nie, wer uns beobachten könnte.« »Mach dir keine Sorgen, wir haben alles abgesichert. Die Halle ist abgelegen und wir werden alle Vorsichtsmaßnahmen treffen.« »Genau. Wir sollten um 21 Uhr dort sein. Jeder von euch kennt den Ort, oder? Lasst uns sicherstellen, dass wir pünktlich sind und keine Spuren hinterlassen.«

Nachdem ich diese Informationen gehört habe, beschließe ich, schnellstmöglich Matteo zu informieren. Franjo wird bestimmt dort sein und ich freue mich schon, ihn mit meinen eigenen Händen umzubringen.

»Scheiße, wo ist er hin?«, frage ich Matteo. »Er ist geflüchtet«, brummt er und sieht angespannt aus. Ich seufze und verdrehe die Augen. »Deine Narben zeigen, dass du wirklich auf niemanden aufpassen kannst«, sage ich und steige ins Auto.

Er setzt sich vor mich hin und sieht verletzt aus. Habe ich etwas falsches gesagt? »Du hast recht. Wegen mir ist meine kleine Schwester gestorben.« Schlagartig weiten sich meine Augen. No, dass dürfte ich nicht sagen. »Matteo, es tut mir-« »Ist schon gut, Lorena. Lass es sein.« Ich schlucke hart und nicke. »Wie ist es passiert?«, traue ich mich zu fragen. Seine Augen verfinstern sich und für einen kurzen Moment, denke ich, dass er mich gleich zusammenschlägt. »Ich konnte sie nicht beschützen, mehr musst du nicht wissen.«

Ich lege meine Hand auf seine und lächele tröstend. »Sie ist bestimmt stolz auf dich.« Er zieht seine Hand zurück und starrt seine Schuhe an. »Lüg dich nicht selber an«, entgegnet er in einem kalten Ton.

Jeder hat eine Schwäche und seine ist wahrscheinlich seine Schwester.

Im Hotelzimmer angekommen, gehe ich direkt ins Bad und rufe Papá an.

»Mi hija? Ist was passiert?«
»Kennst du eine Carmen Romano Mancini?«
Kurze Stille.
»Wieso? Sie ist verschwunden, Lorena. Wie kommst du jetzt auf sie?«
»Ist sie verwandt mit Matteo?«
»Sie ist Matteos Mutter.«

Schlagartig weiten sich meine Augen. Was hat sie mit den Kroaten zu tun?

»Was ist mit ihr passiert?«
»Wie gesagt, sie ist verschwunden. Seit 2021 findet man sie nicht und man geht davon aus, dass sie gestorben ist.«
»Gracias, Papá«
»Warum aber? Hast du etwas gefunden?«
»Können wir später darüber reden? Jetzt ist es sehr unpassend und ich sage dir mal so, heute Abend haben wir Franjo.«
»Bitte pass auf dich auf, Lorena. Dich können wir auch nicht verlieren.«
»Vertrau mir, ich werde dich stolz machen und mich rächen.«
»Ich vertraue dir.«
»Te quiero.«
»Yo también te quiero.«

Und wer könnte denken, dass Papá mir zum letzten mal, ich liebe dich sagt.

Eigentlich wollte ich mir die Unterlagen von Carmen genauer anschauen, doch mir blieb keine Zeit. Es ist 20:36 Uhr und wir stehen vor der verlassenen Halle. Mierda heute wird es eskalieren. Seitdem Vorfall im Auto redet Matteo mit mir nicht mehr. Wahrscheinlich habe ich ihn hart getroffen. Ungewollt.

Als ich mit Matteo in der verlassenen Halle ankomme, ist die Spannung förmlich greifbar. Unsere Männer sind überall verteilt, in den dunklen Ecken und entlang der Wände. Jeder ist bereit, auf mein Signal zu warten. Ich flüstere Matteo zu: »Die Männer sind bereit. Sobald ich 'Los' sage, eskaliert es. Sei bereit.« Er nickt knapp und wir schleichen uns weiter vorwärts, unsere Sinne geschärft für jedes verdächtige Geräusch. Franjo ist in einem Raum mit zwei anderen Männer, genau da muss ich rein.

Plötzlich spüre ich, wie sich die Anspannung in der Luft verdichtet. Es ist Zeit. Ich atme tief durch und rufe mit leiser, aber bestimmter Stimme: "Los!" Mit diesem einen Wort bricht die Stille und die Halle wird zum Schauplatz eines chaotischen Kampfes. Männer stürzen vor, Schüsse hallen durch die Luft, und die Dunkelheit wird von flackernden Lichtern und explodierenden Funken erhellt. Inmitten des Chaos halte ich Matteos Blick, und wir wissen beide, dass dies nur der Anfang ist. Der Kampf hat begonnen, und wir werden bis zum Ende kämpfen.

Mit schnellen Schritten gehe ich in den Raum und schieße die zwei Männer an. Vor mir steht nur noch Franjo. Ihn packe ich am Kragen und schieße auf sein Bein. »Du Arschloch!«, zische ich. Noch ein Schuss. »Wer- bist du?«, fragt er atemlos. »Wer ich bin?« Ich schieße auf sein Fuß und fluche auf spanisch. »Jaden seine Schwester!«, knurre ich und verpasse ihm eine Ohrfeige. Er ist momentan machtlos und ich genieße es. »Du bist der Grund, weshalb mein Bruder unter der Erde liegt!« Er stöhnt schmerzvoll auf und kippt auf den Boden.

Nachdem ich ihn unzählige male geschlagen habe, umfasse ich mit meiner Hand seine Kehle. »Jetzt sag mir, was hast du mit Carmen Romano Mancini zu tun?« Bevor er stirbt, muss er mir die Frage beantworten. Doch statt mir eine Antwort zu geben, schüttelt er sein Kopf. »Antworte gefälligst! Sonst schneide ich dein Kopf ab!«, drohe ich ihm.

»I-ich habe sie verkauft. Sie i-ist nicht be-i mir.«
Bevor ich ihn weitere Fragen stellen kann, schließt er die Augen und ist tot. Franjo Pavlović ist tot.

Ich stehe von ihm auf und wische sein Blut ab. Überall an mir klebt sein Blut und verdammt, ich sehe aus wie ein Monster. Ich will weinen. Weinen, weil ich in so einer Situation stecke. Ich übernehme Jadens Job und genieße es wenn der Erzfeind stirbt. Ist das normal? Nichts ist mehr normal.

Jaden sein Tod hat auch die alte Lorena mitgenommen.

»Lorena, bist du Ok?!«, fragt Matteo und schaut mich kurz an. »Sí, alles in Ordnung! Franjo ist tot!«, rufe ich und hole meine zweite Pistole raus. Es sind ungefähr nur noch 20 Männer am Leben. »Hast du Davorin?«, frage ich. »Er wartet im Hotel auf uns.«
Lächelnd nicke ich und töte gleichzeitig zwei Männer.

Übung macht wirklich den Meister.

His dark obsessionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt