A c h t

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Nngh.

„Frau Ritter, können Sie mich hören?"

Ein weiteres Stöhnen entweicht mir. Blinzelnd kämpfe ich darum, die Augen zu öffnen – Schmerz. 

Das grelle Neonlicht sticht mir in die Augen. Sofort kneife ich sie wieder zusammen.

„Sie sind im Marienhospital.", sagt eine vertraute – männliche  Stimme.

Wer ist das?

„Mein Name ist Dr. Sebastián Vega. Sie wurden operiert, Frau Ritter. Alles ist gut verlaufen." Seine Stimme ist ruhig und klar, jedes Wort betont, als wolle er sicherstellen, dass ich ihn verstehe.

Ich krame in meinen Gedanken – vergeblich. Da ist nichts.

Verdammt, hat er etwas von einer Operation gesagt?  

Von einer plötzlichen Panik erfasst blinzele ich angestrengt. Diesmal schaffe ich es, die Augen ganz zu öffnen und 

Wow. Was für ein schöner Mann.

Ein raues Krächzen entweicht mir, gefolgt von einem stechenden Schmerz.

Dann höre ich sein tiefes, melodisches Lachen. Habe ich das etwa laut gesagt?!

„Die Halsschmerzen kommen vom Beatmungsschlauch während der Operation", erklärt der schöne Doktor. „Möchten Sie etwas trinken?"

Ich nicke schwach. Vorsichtig nippe ich an dem Becher mit stillem Wasser, den er mir reicht. Meine Hände zittern, als ich ihm den Becher zurückgebe. Erschöpft schließe ich die Augen.


Desinfektionsmittel.

Der strenge Geruch von Desinfektionsmittel hängt mir in der Nase.

Wo bin ich?

Langsam, ganz langsam, kämpfe ich mich durch den Nebel in meinem Kopf. Blinzelnd öffne ich die Augen. Krankenhaus? Das grelle Neonlicht sticht in meine Augen. Der Raum wirkt steril und verlassen. Fünf Betten stehen exakt aufgereiht, nur meines ist belegt. Rechts piept ein Monitor im Rhythmus meines Herzschlags. Links von mir sitzt jemand, in grüner OP-Kleidung, ein Bein lässig über das andere geschlagen, den Blick gedankenverloren in die Ferne gerichtet.

„Dich kenne ich!" Die Silben kommen seltsam langgezogen über meine Lippen. Als hätte ich einen im Tee. Bei dem Gedanken muss ich kichern. Und verziehe vor Schmerz das Gesicht. Mein Hals brennt wie Feuer. Ist das wirklich meine Stimme, die so rau und kratzig klingt?

Bei meinen Worten hebt der Mann den Kopf, eine Augen liegen aufmerksam auf mir. Schöne Augen. „Ah,Frau Ritter, Sie sind wieder wach. Wissen Sie noch, wo Sie sind?"

„In einem Krankenhaus, weil..." Angestrengt denke ich nach. Angesichts meiner Tollpatschigkeit könnte es hundert Gründe dafür geben, warum mich gerade in einem Krankenhaus befinde. 

„Du bist Sebastián!", sage ich plötzlich. Ja, genau, so heißt er. Woher ich das weiß? Keinen blassen Schimmer.

Er schmunzelte. „Ja, der bin ich. Aber hier kennen mich die meisten als Dr. Vega. Sie hatten eine Operation am Fuß, Frau Ritter. Alles ist gut verlaufen, keine Komplikationen."

Ein Bild von Lena, völlig verdreckt mit Blumenerde, flackert in meinem Kopf auf. Mein Mund formt ein „Oh" und „Ah". „Ich war zu blöd zum Laufen." Ein leises Kichern entfährt mir, und ich bemerke, wie seine Lippen sich zu einem Lächeln verziehen. Diese Augen – wow, was für schöne Augen! – funkeln amüsiert.

Between HeartbeatsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt