Ich bringe ihn um. Ich. Bringe. Ihn. Um. Das Einzige, das mich davon abhält, ihm hier und jetzt eine Abreibung zu verpassen, ist die Dringlichkeit, Lena aus dieser Bar zu schaffen.
Sie liegt schwer in meinen Armen, ihr Atem flach, das Gesicht unnatürlich blass. Als hätte jemand die Lebendigkeit, die sie sonst ausstrahlt, einfach aus ihr herausgesaugt. Der Anblick reißt an mir, so tief und rau, dass es mir fast den Atem nimmt.
Mein Kiefer spannt sich, ein dumpfes Pochen hämmert in meinem Kopf. Dieses elende, erbärmliche Stück Dreck. Seit wie vielen Monaten habe ich schon den Verdacht, dass er sich an Frauen vergeht – war aber nie nah genug dran, um etwas dagegen tun zu können... Aber das hier? Lena, hilflos in seinem Griff, die Augen halb geschlossen, völlig wehrlos – es war nicht nur Alkohol im Spiel. Er hat sie unter Drogen gesetzt.
Ich sehe ihn noch vor mir, wie er auf der WG-Party – dieser verdammten WG-Party – seine schmierigen Hände nach ihr ausgestreckt hat. Damals war ich zur Stelle, bevor er weitergehen konnte. Wenn ich nur gewusst hätte, dass sie heute hier ist, in derselben Bar... Ich hätte niemals zugelassen, dass sie mit ihm allein bleibt.
„Was hat dieser Dreckskerl dir nur angetan?", murmele ich, halb zu ihr, halb zu mir selbst. Ich ziehe sie enger an mich, schiebe einen Arm fester unter ihre Kniekehlen, stütze ihren Kopf, der schlaff gegen meine Brust lehnt. Da ist so viel Wut, so viel hilflose Wut, dass ich kaum weiß, wohin damit.
Mit jedem Schritt raus aus der Bar wird mein Griff um sie fester, verzweifelter. Ich sollte jetzt rational handeln – einen kühlen Kopf bewahren. Aber versuch das mal, wenn du jemanden in den Armen hältst, der ... Verdammt, jetzt ist nicht der Moment, um sich Eingeständnisse zu machen!
Die kühle Nachtluft schlägt mir entgegen, feucht und kalt, der Geruch von Abgasen und Nieselregen. Die Stille hier draußen ist ein seltsam drückender Gegensatz zum ohrenbetäubenden Lärm der Bar, und trotzdem ist alles laut – ich höre das Rauschen meines Bluts in meinen Ohren.
„Komm schon, Lena", murmele ich leise, obwohl ich weiß, dass sie es nicht hören kann. Sie reagiert nicht, ihre Lider bleiben schwer, bewegungslos. Dieses Gesicht – so vertraut und gleichzeitig so verletzlich. Der Gedanke, dass jemand ihr das angetan hat, diese Hilflosigkeit aufgezwungen hat, brennt sich in mich ein. Ich bin an ihre scharfen Worte und dieses herausfordernde Funkeln in ihren Augen gewöhnt. Dass sie jetzt einfach... weg ist, leise atmend, erschüttert mich.
„Atme, Lena", murmle ich zu mir selbst, ein leises Mantra, das nur für meine Ohren bestimmt ist. In mir mischen sich Wut, Verzweiflung und... mehr. Ein Gefühl, das tiefer geht ... dass ich sie nie wieder so sehen will – so hilflos. Der Gedanke daran, sie in Sicherheit zu bringen, ist das Einzige, was meine Schritte im Takt hält.
Und ein Versprechen: Ich lasse dich nicht im Stich.
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Between Heartbeats
Romance***Band 1 abgeschlossen*** Lena dachte, mit 25 hätte sie ihr Leben im Griff - falsch gedacht. Ein Jogging-Unfall bringt sie nicht nur ins Krankenhaus, sondern mitten in eine Achterbahn der Gefühle. Elias, der arrogante, aber faszinierende Assistenza...