„Bist du bereit?"
Als ich die Tür öffne, sehe ich Elias im Treppenhaus stehen. Jeans, eine graue Jacke, die ihm so gut steht, dass es fast schon unfair ist, und ein schiefes Lächeln auf den Lippen.
„So bereit, wie man eben sein kann, wenn man keine Ahnung hat, worauf man sich einlässt", stoße ich atemlos hervor.
Er lehnt sich lässig gegen den Türrahmen und zwinkert mir zu. „Keine Sorge. Du wirst es nicht bereuen."
Ich greife nach meiner Jacke, schlüpfe in meine Sneaker. Die Tür fällt ins Schloss, und ich folge ihm die Treppen hinunter. Draußen empfängt uns die kühle Nachtluft. Ich atme tief ein in der Hoffnung, meine Nervosität in den Griff zu bekommen. Doch mein Herz pocht wie wild.
Die Fahrt verläuft größtenteils ruhig – nicht angespannt, sondern... angenehm still. Die Straßenlaternen flackern am Fenster vorbei, im Hintergrund läuft eine Playlist mit sanften Klavierklängen, während die Stadt hinter uns immer kleiner wird.
„Kriege ich nicht mal einen kleinen Tipp?", versuche ich noch einmal, etwas aus ihm herauszubekommen.
Er lacht leise. „Wenn ich's dir jetzt verrate, wäre der ganze Spaß ruiniert."
„Kommt ganz drauf an, wie du Spaß definierst." Ich ziehe einen Schmollmund. „Nach allem, was ich weiß, könntest du auch ein Axtmörder sein."
Er grinst. „Wenn ich dich umbringen wollte, Lena, würde ich es subtiler machen. Das hier wäre viel zu offensichtlich."
„Wie beruhigend." Ich verdrehe die Augen, kann ein Grinsen aber nicht unterdrücken. Ich zögere kurz. „Warum eigentlich so geheimnisvoll? Du könntest mich auch einfach zum Italiener um die Ecke ausführen."
So wie er es getan hat. Sebastián. Der Gedanke trifft mich unerwartet und raubt mir für einen Moment den Atem. Ein unangenehmes Ziehen breitet sich in meiner Magengrube aus. Ich senke den Blick, kämpfe gegen das schlechte Gewissen an, das wie eine Welle über mich schwappt.
„Weil ich dir etwas zeigen will, das ich nicht jedem zeige."
Seine Stimme klingt ruhig, fast beiläufig, doch in seinen Augen liegt so etwas wie ... Entschlossenheit. Elias, der merkt, dass ich ihn von der Seite beobachte, wendet sich mir zu. Seine blaugrauen Augen halten meine fest, und sein Blick wird weich. „Vertrau mir einfach, Lena."
Ich schlucke schwer. Vertrauen. Als ob das zwischen uns so einfach wäre.
Nach einer halben Stunde biegt Elias von der Hauptstraße ab. Der Wagen holpert über eine schmale, unbefestigte Straße, bevor wir auf einem verlassenen Parkplatz zum Stehen kommen. Es gibt weder ein Schild noch Licht, nur die Silhouetten hoher Bäume, die sich schwarz gegen den Himmel abzeichnen.
„Das schreit geradezu nach Horrorfilm", murmele ich und ziehe meine Jacke fester um mich.
„Keine Sorge", sagt er und öffnet die Tür. „Die Kettensäge habe ich zuhause gelassen."
„Witzbold", grummele ich, folge ihm aber trotzdem. Der Wind riecht nach feuchtem Gras, und die Kälte kriecht mir unter die Jacke.
Elias schlägt einen schmalen Pfad ein, der sich durch die Dunkelheit schlängelt. Sein Gang ist ruhig und gleichmäßig, während ich damit kämpfe, nicht über jeden Ast zu stolpern.
„Wohin gehen wir?", frage ich skeptisch, als wir eine Biegung erreichen.
Er wirft mir einen kurzen Blick über die Schulter, sein Lächeln kaum sichtbar im schwachen Mondlicht. „Wir sind fast da. Versprochen."
Ich folge ihm schnaufend, meine Schritte wackelig auf dem unebenen Boden. „Wenn das so weiter geht, stehen die Chancen auf meinen nächsten Besuch in der Notaufnahme nicht schlecht", murmele ich und schlage mir fast einen Ast ins Gesicht.
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Between Heartbeats
Romance***Band 1 abgeschlossen*** Lena dachte, mit 25 hätte sie ihr Leben im Griff - falsch gedacht. Ein Jogging-Unfall bringt sie nicht nur ins Krankenhaus, sondern mitten in eine Achterbahn der Gefühle. Elias, der arrogante, aber faszinierende Assistenza...