S e b a s t i á n

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Ich trete hinaus in die kalte Herbstluft und ziehe meinen Mantel fester um mich. Instinktiv halte ich Ausschau nach ihr, obwohl ich weiß, dass sie schon längst weg ist – Lena. Der ungläubige, fast schon schockierte Ausdruck in ihren bernsteinfarbenen Augen, als ich sie nach einem Date gefragt habe... Für einen Moment war ich sicher, sie würde nein sagen. Aber sie hat nicht nein gesagt. Ohne dass ich es verhindern kann, verziehen sich meine Lippen zu einem breiten Lächeln.

Da ist diese unsichtbare Verbindung zwischen uns, die ich nicht genau erklären kann. Doch während ich über den Parkplatz gehe, drängt sich ein anderes Bild in meine Gedanken: Wie sie neben ihm steht. Die Art, wie er ihre Hand beinahe beiläufig berührt. Und wie er sie angesehen hat ... als hätte er einen Anspruch auf sie. Und sie ... hat nichts gesagt, nur geschwiegen.

Meine Hände ballen sich zu Fäusten. Wiederholt sich die Geschichte ein zweites Mal? 

Diese verdammte Unsicherheit... Was, wenn mehr dahintersteckt? Was, wenn sie ihm längst verfallen ist? Was machen die beiden überhaupt zusammen? Ein bitteres Gefühl breitet sich in mir aus – oder war es Zufall? Eine verdrehte Art des Schicksals, mir die Augen zu öffnen? Dass die Person, nach der ich gesucht habe, direkt vor mir steht und ich die ganze Zeit nur zu feige war, mir das einzugestehen.

Seufzend lasse ich mich auf den Fahrersitz fallen und schließe für einen Moment die Augen. Seit Monaten rede ich mir ein, dass es leichter ist, meine Gefühle einfach beiseitezuschieben. Aber dann kam Lena in mein Leben gestolpert, mit ihrem unerschrockenen Blick und dieser entwaffnend ehrlichen Art, die mich aus der Reserve lockt und die mich auf eine Weise trifft, wie ich es nach Steffi nicht wieder zulassen wollte – nicht zulassen konnte.

Ich sehe wieder ihr Gesicht vor mir, wie sich unsere Blicke trafen, als ich im Behandlungszimmer ihre Hand gehalten habe. Wie sie mich angesehen hat, als gäbe es nur uns beide. Vielleicht war das nur für mich so, aber vielleicht... vielleicht sieht sie es ja genauso.

Trotzdem – ich kann nicht leugnen, dass der Anblick von Lena und Elias etwas in mir geweckt hat, mir klar gemacht, dass ich nicht mehr so tun kann, als wäre mir das alles egal. Und da ist auch diese brennende Eifersucht... 

Verärgert runzele ich die Stirn. Vergiss Elias. Sie hat ja gesagt. Ich werde sie zum Essen ausführen, und sie wird mich kennen lernen, mich, nicht Elias.

Tief in mir keimt eine leise, neue Hoffnung auf. Vielleicht ist das hier die zweite Chance, die ich brauche – und diesmal werde ich sie nicht verpassen.

Between HeartbeatsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt