Kritisch

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Mit zittrigen Händen öffnete ich die Haustür und ging ins Wohnzimmer, die drei Schwestern saßen auf der Couch und schauten überrascht zu mir.
Das Handy hatte ich fest in meinen Händen eingeklemmt und wartete auf ein Anruf von Mete.

„Asena? Bir şey mi oldu? Wieso bist du schon Zuhause?", fragte Yeliz und stand auf, sie merkte, dass etwas nicht stimmte.

„Umut nerde?", fragte ich panisch und ging auf sie zu.

„Er ist auf der Couch eingeschlafen, ich habe ihn in sein Zimmer gebracht. Noldu?", fragte sie erneut, dieses Mal wollte sie aber auch eine Antwort haben.

„Mete aradı, Hazan wurde erschossen und ihr Zustand ist kritisch. Ich muss Umut zu ihr bringen", ich hielt mein Kopf, mir wurde schwindlig, je mehr ich daran dachte.

„Nasıl yani? Dur otur bi dinlen", Yeliz legte ihre Hände an meine Arme und setzte mich auf die Couch.
„Asena du bist voll blass, bak kendine dikkat et", besorgt legte sie ihre Hand an meine Stirn.
„Fieber hast du auch noch, yanıyorsun sen!"

Sie hielt meine Hände fest und sagte Yelda, dass sie aus der Küche eine Tablette bringen sollte.
Währenddessen gab mir Yeliz etwas zum Trinken und versuchte mich zu beruhigen.
Die Angst in mir stieg mit jeder Sekunde, die Angst davor, Umut sagen zu müssen, dass seine Mutter im Sterben lag.

„Asena sakin kuzum", Yeliz atmete tief ein und aus, damit ich es ihr nachmachte.
„Hadi, sende derin bi nefes al bakalım", ihre beruhigende Stimme half mir herunterzukommen und ich atmete genauso wie tief durch.

Yelda brachte mir eine Tablette und mit einem Glas Wasser nahm ich es ein.
Bevor ich etwas sagen konnte, klingelte mein Handy und ich ging ran.

„Mete? Naptınız?", die Panik in mir stieg erneut.

„Wir sind im Krankenhaus, ameliyata aldılar, macht euch bitte auf den Weg, ihr Zustand ist sieht nicht gut aus..", flüstere er, seine Stimme ganz tief vom Weinen.

Für einen Moment hielt ich inne.
„Tamam, hangi hastane? Wir machen uns auf den Weg..", er nannte mir das Krankenhaus und ich legte auf.

„Asena geh nicht alleine, lass mich mitkommen.. iyi değilsin sen", sagte sie besorgt und strich mir über den Rücken.

„Tamam, gidelim", flüsterte ich kraftlos und stand auf, ich war wackelig auf den Beinen und konnte mir nicht erklären, wieso es mir plötzlich so schlecht ging.

Wir gingen zusammen zu Umut ins Zimmer und ich weckte ihn vorsichtig auf.
„Kuzum, Kalk hadi.. wir gehen zu deiner Mama", flüsterte ich.

Seine Augen öffneten sich auf der Stelle und er setzte sich auf.
„Zu Mama?", er strahlte und fiel um meinen Hals.

„Evet kuzum.. zu Mama", flüstere ich und umarmte ihn fest.

Yeliz half mir Umut umzuziehen und wir gingen zusammen ins Auto, da ich nicht in der Lage war zu fahren, fuhr Yeliz uns ins Krankenhaus.
Umut und ich saßen hinten, seine kleinen Arme waren um mich geschlungen und er saß auf meinem Schoß.
Um mich selber zu beruhigen, streichelte ich seinen Rücken auf und ab.

„Annem nerde?", fragte er und hob sein Kopf.

Ich nahm sein kleines Gesicht in meine Hände und küsste seine Nase.
„Umutcum, bak Annen biraz hasta olmuş.. Annenin sana ihtiyaçı var.."

Er nickte verständlich und kuschelte sich wieder an mich.
Innerlich betete ich, dass sie es schaffen würde, sie musste es.
Yeliz parkte das Auto und wir stiegen aus, mit Umut auf meinen Armen gingen wir hinein.
In der Notaufnahme wartete auch schon Mete, er saß auf dem Boden, seine Hände in seinen Händen, seine Klamotten voller Blut.

Benim evim || Barış Alper YılmazWo Geschichten leben. Entdecke jetzt